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Weg aus Österreich!

Monika Weinzettl und Gerold Rudle reicht's: Sie haben genug von der Tretmühle. Noch ein Programm, dann wollen sie auswandern. Das Seitenblicke Magazin hat mit den beiden Kabarettisten über ihre Zukunftspläne gesprochen.

Bisher widmeten sie sich in ihren Kabarettprogrammen den Tretminen in den Beziehungen zwischen Mann und Frau. Jetzt wird?s noch persönlicher: In “Träum weiter …” machen sich Monica Weinzettl und Gerold Rudle auf den Jakobsweg nach Spanien ? aber kommen nur bis Maria Taferl. Verhandelt werden mit gewohntem Schmäh große Themen: Träume, die man vom Leben hatte, die Konsumgesellschaft und natürlich das Aussteigen ? ein Plan, den die beiden auch privat verbandelten Kabarettisten bald tatsächlich verwirklichen wollen …

Euer neues Programm handel davon, auszusteigen. Könntet ihr das? Alles zurücklassen und neu anfangen?
Rudle:
Die Härte hätte ich. Fange ich halt neu an. Ich werde es überleben und die anderen auch. Und egal, wohin ich gehe, man ist ja nicht aus der Welt. Ich werde meine Kinder nicht verlieren. Selbst wenn ich sage, ich lebe ab jetzt in Thailand ? na, dann werden meine Kinder sich wahrscheinlich ein anderes Leben einrichten und teilweise Monate bei mir verbringen. Oder ich komme im Gegenzug für ein paar Monate nach Wien ? wenn sie es wollen und ich auch. Fühlt ihr euch denn unfrei?
Weinzettl: Total. Unglaublich, wie sehr man von allen Seiten gebunden wird. Allein wenn man seinen Handyvertrag ansieht, fragt man sich ja, ob man mit dem Geld nicht auch ein Jahr lang irgendwo ein verstecktes Gnu durchfüttert.
Rudle: Gleichzeitig ködern dich aber alle damit, indem sie sagen: Wir schenken euch alles. Handys um null Euro. Nix kostet was. Und vor jedem Media Markt hängen Fahnen, auf denen zu lesen steht: Kauf dich glücklich! Das ist doch grotesk!
Weinzettl: Dabei ist Kaufsucht eine Krankheit. Eigentlich ist das kriminell. Dieses ganze Haben-Müssen und Mithalten-Müssen ist ein Teufelskreis. Macht uns das alles wirklich glücklich? Flatscreen, iPhone … mich überfordert das, ich will das alles nicht!

Was geht euch sonst noch gegen den Strich?
Weinzettl:
Als Frau dieser Zwang, jung und erfolgreich zu sein und attraktiv zu bleiben. Mittlerweile lauert ja jede Kosmetikerin nur darauf, dir eine Botoxspritze ins Hirn zu rammen. Besonders irre: Beim Supermarkt Lidl gab?s eine Botox-Aktion. Für 149 Euro. Bring deine Freunde, ihr zahlt nur die Hälfte. Wird einem da nicht übel?! 20-Jährige verwenden Faltencremes. Aber eh wurscht, weil da haben sie ohnehin bereits die erste Brust-OP hinter sich und das Naserl korrigiert. Warum darf man denn nicht in Würde alt werden? Was ist denn an Falten so schlimm? Mir ist lieber, ich sehe in den Spiegel und kann guten Gewissens behaupten: Mit mir nicht!

Und? Gibt?s schon einen Masterplan?
Rudle: Ja. Das neue Programm ist vorläufig unser letztes. Danach machen wir eine Pause. Und wenn die gut läuft und wir glücklich sind, gibt es vielleicht nie wieder ein Programm. Ich kann ohne die Bühne bestens leben. Die Kabarettzeit war irrsinnig lustig und schön. Aber ich glaube trotzdem nicht, dass sie mir sehr fehlen wird in der Zeit, die mir noch bleibt im Leben.
Weinzettl: Wir trennen uns von Dingen wie Fernseher, Fitnessgeräten, die eh keiner braucht, oder 100 Paar Schuhen, selbst wenn das schwer wird ? und füllen unser Leben wieder mit Dingen, die uns Spaß machen.

(Seitenblicke Magazin/Foto: Rene Wallentin)

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