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WEF: Jolie für Menschenrechte

Die Führungselite aus Politik und Wirtschaft war am Freitag auf dem Weltwirtschaftsforum im Schweizer Wintersportort Davos zeitweilig völlig abgemeldet. Grund war Angelina Jolie.

Die US-Schauspielerin stellte allein mit ihrer Präsenz die Diskussionen der Wirtschaftsführer in den Schatten. Im Konferenzzentrum brach zeitweise das Chaos aus. Die professionellen Fotoreporter überschlugen sich förmlich. Die UN-Sonderbotschafterin für Flüchtlinge veranlasste auch gestandene Manager dazu, sie in die Sucher ihrer Digitalkameras zu nehmen, um die Schöne zum Vorzeigen zu Hause auf der Festplatte zu speichern.

Dabei ging es in der – vor allem von Jugendlichen – voll besetzten Aula der Alpinen Mittelschule eigentlich um die Frage der Menschenrechte. Und das machte Jolie trotz der medialen Aufregung denn auch von Anfang an klar. Sie wisse zwar nicht, wie viel sie durch ihr Engagement bewirken könne, sagte Jolie. Aber sie wolle ihren Bekanntheitsgrad dafür einsetzen, in der Bevölkerung das Bewusstsein für die Probleme der Ärmsten zu stärken, auch wenn sie damit Regierungsvertreter in Verlegenheit versetze.

„Die Menschenrechte sind das wichtigste aller Themen“, sagte Jolie. Als sie vor fünf Jahren begonnen habe, als Goodwill-Botschafterin des UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR die ärmsten Länder zu besuchen, sei sie schockiert gewesen, wie viel Armut und wie viel Leiden es auf dieser Welt gebe, von denen sie nichts wusste. Gleichzeitig habe sie die Menschen und Hilfswerke bewundert, die sich in diesen Krisengebieten freiwillig für die leidende Bevölkerung einsetzten. Erst später habe sie realisiert, dass die internationale Gemeinschaft durch verschiedene UNO-Konventionen eigentlich verpflichtet wäre, dieses Leiden zu mindern.

Sie schäme sich deshalb auch, dass ihr Land, die USA, weder die UNO-Kinderrechtserklärung noch das Statut für den Internationalen Strafgerichtshof unterschrieben hätten. „Wie kann man es wagen, diese Erklärung nicht zu anerkennen, wenn man sich auch nur ein bisschen für das Wohlergehen der Kinder kümmert“. Der Direktor von Human Rights Watch, Kenneth Roth, sieht den Grund für diese Politik darin, dass die Regierung dabei gewisse Rechte abgeben müsste. Seiner Meinung nach hat sich die Einhaltung der Menschenrechte in den vergangenen vier Jahren – seit dem 11. September – stark verschlechtert.

„Der Kampf gegen Terrorismus darf keine Entschuldigung sein für die Verletzung von Menschrechten“, sagte Roth. Die USA hätten mit ihrer Politik die moralische Oberhoheit verloren und ihre Rolle als Förderer der Menschenrechte aufs Spiel gesetzt. Menschenrechtsverletzungen seien oft sehr nützlich für Staaten, weil damit politische Gegner oder Kritiker ausgeschaltet werden könnten. Deshalb müsse man die Kosten für dieses illegale Verhalten erhöhen.

Eine Möglichkeit dafür sieht Roth in Klagen vor dem internationalen Strafgerichtshof. „Denn das Letzte, was Diktatoren wollen, ist ihre Freiheit zu verlieren.“ Jolie stand zwar während der ganzen Diskussion im Zentrum der Aufmerksamkeit. Sie hielt sich aber vornehm zurück und scheute sich auch nicht, Fragen an einen kompetenteren Teilnehmer weiterzugeben.

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