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Way Of Passion - Kritik zum Film

Konzentrierte Gesichter, verzerrte Gesichter, entrückte Gesichter: Allein die sich in den Antlitzen der Bewohner von Trapani, einem kleinen Dorf in Sizilien, widerspiegelnde Hingabe bis Ekstase vor, während und nach der Karfreitagsprozession erzählt eine Geschichte der Religiosität, des Glaubens und der Kraft des Rituals.

Die Kamera von Joerg Burger und Johannes Hammel ist nahe dran, wahrt dennoch Distanz und erlaubt einen Einblick in eine 400 Jahre alte Tradition. Letztes Jahr bei der Viennale uraufgeführt, kommt die Doku “Way of Passion” am Freitag (5. Oktober) ins Kino.

Wie eine Beerdigung im Zirkus: Joerg Burger auf dem “Way of Passion”

Der österreichische Dokumentarfilmer Burger geht ganz chronologisch vor, er schaut zu, ohne zu kommentieren, er begleitet, ohne sich aufzudrängen. Die Bewohner von Trapani bereiten sich auf Prozession vor, sie lassen sich rasieren, restaurieren Holzstatuen oder besticken kostbare Gewänder. In der Kirche herrscht reges Treiben, es putzen alle, die Männer proben den Ablauf und das Tragen der immens schweren Altarbilder auf ihren Schultern. In der Pause essen und rauchen sie, der Kirchenraum ist einfach Werkstatt und Probebühne für das große Spektakel.

“Man sagt, eine Prozession in Sizilien, das ist wie eine Beerdigung im Zirkus”, so Burger: “Und dass die Anwesenheit der Kirche letztlich nur billigend in Kauf genommen wird, wie eine alte Tante, die man einladen muss, weil sie sonst beleidigt wäre.” Tatsächlich wirken die Kirchenvertreter keineswegs im Vordergrund, sondern vielmehr als teilnehmende Darsteller – und es gleicht in der Tat auch mehr einem Schauspiel, einem religiös konnotierten Karneval, der vor allem den Trägern der tonnenschweren Altarpracht mächtig den Schweiß auf die Stirn treibt.

“Man kann sich nicht sattsehen an den eng verschlungenen Trägern, die im immer gleichen Rhythmus ihre symbolträchtige Last durch die Stadt schaukeln”, schrieb Brigitta Burger-Utzer vom Experimentalfilmverleih sixpackfilm. Und sie trifft damit den Nagel auf den Kopf – selbst für den Zuseher entwickelt das Prozedere eine ganz eigene Magie, die einen gebannt vor der Leinwand hält. Die vielen Details, die Gesichter mit den Sonnenbrillen, die Musik, die Bilder wissen zu fesseln, ohne auf Spektakel setzen zu müssen. Die ganze Nacht wird nicht geschlafen, am nächsten Tag folgen weitere Prozessionen – bis irgendwann die totale Erschöpfung sich in Emotionen verwandeln darf.

(APA)

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