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"Wasserspiele" am Lech stellen Einigkeit bei Wasserkraft infrage

Bregenz (VN) -  „Schlussstrich unter ökologisch sinnlose Wasserspiele“, fordert Grünen-Klubobmann Johannes Rauch – und will damit eine klare Ablehnung des ÖBB-Projekts Spullersee von Seiten der Landesregierung erwirken.
Rauch: "Schlussstrich unter ÖBB- Wasserspiele"
WWF: Politische Sensation am Lech
"Naturschutzbescheid nicht vom Geld abhängig machen"
Ausbau-Plan für ÖBB-Kraftwerk Spullersee

Naturschutz jault auf

Alle vier Landtagsparteien hatten sich Ende vergangener Woche auf vier Zukunfts-Wasserkraft-Projekte geeinigt und dabei das geplante Illwerke-Kraftwerk in Lech schubladisiert. Der VN-Bericht, dass dagegen am ÖBB-Projekt Spullersee im Hintergrund zwischen Alpgenossenschaften und Bundesbahnen weiterverhandelt wird, ließ Umweltschützer und Grüne aufjaulen. Wie nebenstehende VN-Grafik zeigt, wollen die ÖBB ihr bestehendes Spullerseekraftwerk ausbauen – und mit der sogenannten „Beileitung Ost“ Wasser vom Zürs- und Monzabonbach über die Europäische Wasserscheide Atlantik-Schwarzes Meer hinweg in den Spullersee leiten, um im Krafthaus Danöfen die Bahnstrom-Produktion zu erhöhen. Greenpeace hat vor­gerechnet, dass dadurch künftig 24 Millionen Kubikmeter Wasser weniger in den Lech und stattdessen in den Rhein fließen. Wie gestern beschrieben, betonen die ÖBB ihre Bemühungen in Sachen Klimaschutz und wollen durch eine „intelligente Wasserentnahme“ die Natur nicht stören.

Nachdem bei allen Landtagsparteien grundsätzlich Übereinstimmung in Sachen Wasserkraftausbau herrsche, müsse nun auch in einem schon länger anhängigen Streitpunkt Klartext gesprochen werden, poltern die Grünen: „Es kann wohl nicht sein, dass Vorarlberg auf den Bau eines Kraftwerkes am Lech verzichtet, die ÖBB aber weiterhin darauf bestehen, aus dem Einzugsgebiet des Flusses Wasser abzuleiten und damit das Spullerseekraftwerk zu speisen.“ Landesrat Erich Schwärzler hält dagegen: vom Spullersee-Projekt der ÖBB sei bei dem Grundsatzbeschluss nie die Rede gewesen. Ihm ist wichtig, dass die Vereinbarungen eingehalten würden: „Zuerst entscheidet der Wassereigentümer.“ Sage die Alpe im März „Ja“ zum Verkauf der Wasserrechte, werde ein Verfahren eingeleitet und der Naturschutzaspekt genauestens geprüft. Bei einem „Nein“ könnten die ÖBB immer noch auf ein Enteignungsverfahren bestehen. Das passt den Aktivisten vom WWF gar nicht: „Als Naturschutzlandesrat muss er das Kraftwerk Spullersee aus naturschutzrechtlichen Gründen ablehnen und seine Entscheidung nicht von Geldflüssen an die Alpgemeinschaften abhängig machen“, so WWF-Flussexperte Christoph Walder.

Grünen-Chef Rauch kritisiert, dass bei der außer Streit gestellten „Tabuzone Lech“ nun doch eine Hintertüre offen stehe. Landesrat Schwärzler möge ein „Nein“ des Landes den ÖBB „in aller Klarheit“ mitteilen, fordert Rauch und verlangt, dass die Illwerke das Spullersee-Kraftwerk übernehmen sollen. ÖBB-Chef Christian Kern hatte einen Verkauf im VN-Interview 2010 ausgeschlossen. Gestern bestätigte die ÖBB-Pressestelle auf Anfrage, dass „wir eigene Kraftwerke brauchen.“ Ein Verkauf sei kein Thema. Auch wenn die Illwerke diesem Zukauf nicht abgeneigt wären, wie Vorstand Ludwig Summer den VN kürzlich bestätigte.

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