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"Was will denn einer noch erzählen?"

Bregenz - Der Tag der Arbeit als echten Feiertag der Arbeiterschaft. So hat Karl Falschlunger den 1. Mai in Erinnerung. "Damit ist es vorbei", sagt der Gewerkschafts- und SPÖ-Veteran.

„Was will denn einer noch bei einer Kundgebung erzählen, was man nicht schon vorher in den elektronischen Medien gehört oder gesehen hat?“, fragt sich eine der ehemaligen Lichtgestalten der linken Szene in Vorarlberg.

Doch früher, da gab es diese Informationsflut eben noch nicht. Da trieb es die Menschen auf öffentliche Plätze. Vor allem am 1. Mai. Wenn Sozialdemokraten ihre großen Auftritte hatten, wenn Arbeiter nach strenger Hackordnung zum Kundgebungsplatz marschierten. Eine Jugendgruppe vorneweg, dahinter die politische Prominenz und zum Schluss die gemeine Arbeiterschaft. Marschieren war allerdings die Sache des Karl Falschlunger nicht. „Es wurde im Krieg genug marschiert. Das brauchte ich persönlich nicht.“

Sehr wohl behagte dem Bregenzer Spross einer sozialdemokratischen Familie jedoch die Atmosphäre bei den Kundgebungen. Die stimmungsvollen Reden, oder die Klänge der Internationalen als Abschluss eines Solidaritätsbekenntnisses der Arbeiterschaft. „Ohne Musik ging das nicht“, lächelt Falschlunger.

Unvergessen ist für ihn auch ein Auftritt des großen SPÖ-Vorsitzenden Bruno Kreisky. „Das war für uns wie eine Hochzeit. Zu Bruno schauten alle auf“, weiß der Ex-Gewerkschafter, der bis zum Ungarn-Aufstand 1956 Kommunist war und dann aufgrund der blutigen Niederschlagung desselben seine KP-Mitgliedschaft zurücklegte. Falschlunger war auch maßgeblich an den Veranstaltungen der Sozialistischen Bodensee-Internationale zum 1. Mai beteiligt, erinnert sich in diesem Zusammenhang an das Erscheinen des deutschen SPD-Bundeskanzlers Willy Brandt.

Karl Falschlunger und seine Mitstreiter hatten es in Vorarlberg nicht leicht. „Da gab es Betriebe, die ihre Arbeiter nicht gerne auf 1.-Mai-Kundgebungen sahen. Richtig stark war die Arbeiterschaft bei uns ja nie.“

Und genau deswegen habe Bruno Kreisky den Vorarlberger Roten auch besondere Zuwendung angedeihen lassen. „Er hatte immer ein offenes Ohr für uns. Wie vor allem auch Gewerkschaftsboss Anton Benya.“

ZUR PERSON

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