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"Was wäre, wenn": Erfolgreiche Katastrophenübung in Wien

200 Verletzte galt es bei der Katastrophenübung zu versorgen.
200 Verletzte galt es bei der Katastrophenübung zu versorgen. ©APA/Hans Punz
Eine Gasexplosion mit 200 Verletzten und zwei Toten war die Annahme für die  Katastrophenübung "Leopold II" in Wien.
Bilder von der Katastrophenübung

Eine Großkatastrophe mit Hunderten Verletzten hat sich seit vielen Jahren in Wien zum Glück nicht ereignet. Die Frage “was wäre, wenn” sollte aber von Zeit zu Zeit getestet werden. Genau das taten am Freitag Rettungsorganisationen und fünf Wiener Spitäler – das AKH, das Wilhelminenspital, das Krankenhaus Hietzing und die AUVA-Traumazentren in Meidling und Brigittenaubei der Übung “Leopold II”.

Katastrophenübung bei inszenierten Herbstfest

Im Traumazentrum Meidling der Allgemeinen Unfallversicherung (AUVA) hatten Medienvertreter die Gelegenheit, den Einsatzkräften bei der Arbeit zuzusehen. Die Übungsannahme war in kurzen Worten, dass in Wien bei einem Herbstfest mit Tausenden Besuchern eine Gasflasche explodiert, was zwei Todesopfer und mehr als 200 Verletzte nach sich zieht. 40 davon wurden ins Meidlinger Traumazentrum (ehemals UKH Meidling) gebracht. Beim Transport hatten die Rettungskräfte bereits mit Schwierigkeiten zu kämpfen: Selten waren die Wiener Straßen so verstopft wie an diesem Freitag.

“Wir üben jedes Jahr, aber nicht in dieser Größenordnung”, erläuterte der Direktor der AUVA-Landesstelle Wien, Alexander Bernart. Solche Großtests sollen in Zukunft alle zwei, drei Jahre stattfinden. Die Mitarbeiter wussten, dass eine Übung stattfindet, aber worum es geht, wussten sie nicht. Nach Meidling wurden nach und nach 40 Verletzte gebracht, auch mit dem Rettungshubschrauber. Doch die Versorgungskette in dem Krankenhaus begann im Keller bei der sogenannten Triage. Die Patienten werden dort von Triageärzten gesichtet und grob hinsichtlich der Schwere ihrer Verletzungen und der Dringlichkeit ihrer Behandlung in drei Kategorien eingeteilt.

Versorgung unter hohem Stress

Angelika Stadler-Wallig, Leiterin der AUVA-Stabsstelle für Organisation von Großunfällen und Katastrophen der AUVA Wien, erläuterte, dass Triage-Ärzte einen echten Stressjob haben. “Für einen liegenden Patienten haben sie maximal drei Minuten Zeit, für einen sitzenden eine Minute.” In diesem Zeitraum wird die Patientenleittasche überprüft, welche die Unfallopfer am Katastrophenort mitbekommen haben und in der erste Angaben zur vermutlichen Verletzung vermerkt sind. Eventuell wird kurz der Blutdruck gemessen, viel mehr auch schon nicht. Dann gibt der Triagearzt seine Ergänzungen zu den Angaben in der Leittasche weiter und stuft den Patienten als schwerst, schwer oder leicht verletzt ein. Während die Leichtverletzten in die Abteilung für Nachsorge gebracht werden, landen die Schwerstverletzten im Schockraum. Triage-Ärzte werden nach 30 Minuten abgelöst.

Ein Test war die Übung auch für die Alarmierung weiterer Kräfte für das Krankenhaus. Mittels einer speziellen Software wird ermittelt, welcher Mitarbeiter wann zusätzlich in den Dienst treten kann. “Bei der letzten Alarmierungsübung stellten sich innerhalb von 30 Minuten 72 zusätzliche Mitarbeiter zur Verfügung”, schilderte Stadler-Wallig. Das zu wissen ist auch wiederum wichtig für die Einsatzleitung, die den Dienst entsprechend anders organisieren kann, wenn sie weiß, dass in 20 Minuten zum Beispiel ein weiterer Unfallchirurg und zwei zusätzliche Anästhesisten bereitstehen.

Im Schockraum wird zunächst geprüft, ob kreislauferhaltende Maßnahmen notwendig sind, wie der Unfallchirurg und Oberarzt Joachim Renner erläuterte. Ist dies nicht der Fall, ist die Computertomographie (CT) vom Kopf bis zum Becken die erste Station. “Dies deshalb, weil dann alle möglichen Blutungsräume abgedeckt sind”, sagte Renner. Zusätzlich werden Fotos vom Unfall betrachtet. Schadensmuster können Rückschlüsse auf die zu erwartenden Verletzungen ermöglichen.

Für den Ernstfall vorbereitet sein

Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) zeigte sich mit dem Ergebnis der Übung zufrieden: “Wir alle hoffen natürlich, dass ein solches Ereignis niemals eintritt – dennoch ist es unsere Verantwortung, dass wir in Wien für den Ernstfall vorbereitet sind. Nach dem, was ich heute gesehen habe, bin ich überzeugt, dass wir gut aufgestellt sind. Die Spitäler der Stadt, die Unfallspitäler und die Rettungsorganisationen haben bewiesen, dass sie sehr gut zusammenarbeiten und auch unter hohem Druck, parallel zum alltäglichen Betrieb die bestmögliche Versorgung der Wienerinnen und Wiener sicherstellen können.”

(APA/Red)

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