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Was Klimawandel und Preisdruck für Alpenkäse Bregenzerwald bedeuten

Wie geht man bei Alpenkäse Bregenzerwald mit Preisdruck und Klimawandel um?
Wie geht man bei Alpenkäse Bregenzerwald mit Preisdruck und Klimawandel um? ©VOL.AT/Mayer, Canva
Wie geht Alpenkäse Bregenzerwald mit den Herausforderungen von Inflation und Klimawandel um? VOL.AT traf Geschäftsführer Hermann Metzler zum Gespräch über Zukunft und Herausforderungen.

Die Inflation war 2023 ein großes Thema – auch in der Landwirtschaft. Insbesondere bei hochwertigen regionalen Produkten spürte man den Druck auf die Erzeugerpreise. So auch bei Alpenkäse Bregenzerwald. Umso wichtiger wurde vergangenes Jahr das Hervorheben der Mehrwerte von Ländle Produkten und dem Ländle-Gütesiegel. Und auch der Klimawandel macht sich aktuell bei der Produktion heimischer Lebensmittel immer mehr bemerkbar.

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Im Rahmen der Präsentation des Tätigkeitsberichts der "Ländle Produkte" sprach VOL.AT mit Geschäftsführer Hermann Metzler über die aktuelle Situation und Zukunft von "Alpenkäse Bregenzerwald".

Hermann Metzler präsentiert einen Käselaib. ©VOL.AT/Mayer

Über Alpenkäse Bregenzerwald

Die landwirtschaftliche Genossenschaft wurde bereits 1873 gegründet und hat heute 455 Mitglieder, davon rund 180 Milcherzeuger, aber auch Vermarkter und private Freunde und Gönner. "Die 180 Bauern liefern die Milch zu uns an die Genossenschaft und wir verarbeiten sie zu Bergkäse, Schnittkäse und Butter", erklärt Metzler. "Das heißt also wir machen im Durchschnitt pro Tag drei Tonnen Käse. Ist also doch eine ordentliche Menge", betont er gegenüber VOL.AT. Die Milchprodukte werden dann im Haus gereift und über die Sennereiläden (in Au, Bezau, Egg, Dornbirn, Lustenau, Lauterach, Schwarzach und Schwarzenberg) und andere Kanäle bestmöglich verkauft. Der Landwirt soll den bestmöglichen Milchpreis für die Produkte erwirtschaften.

Alpenkäse Bregenzerwald in Bezau. ©VOL.AT/Mayer
Die Milchanlieferung am Dienstagmorgen. ©VOL.AT/Mayer

10 Jahre Produktion in Bezau

2008 bezeichnet Metzler als Scheideweg. Die Firma Alma wurde damals verkauft und es musste eine Entscheidung für die Zukunft getroffen werden. "2010 hat dann eine Fusion stattgefunden zwischen der Sennerei Schwarzenberg, der Sennerei Au-Argenau, der Alpenkäse GmbH und dem Genossenschaftsteil der Alma", verdeutlicht der Vorstand. Damit wurde die Genossenschaft Alpenkäse Bregenzerwald gegründet. 2008 stieg Metzler in den Prozess ein, seit 2010 ist er Vorstand. "2012/13 haben wir dann diesen Betrieb gebaut", erklärt er zur Geschichte. "Wir haben das 10-Jahr-Jubiläum vor einem Monat gefeiert und können erfolgreich zurückblicken auf 10 Jahre Produktion in Bezau." Den besten Milchpreis zu bekommen, sei für den Fortbestand der Familienbetriebe wichtig: "Es sind bei uns sehr viele junge Landwirte, die die Landwirtschaft übernehmen möchten und auch schon übernommen haben. Dieser Generationswechsel ist ganz wesentlich für den Fortbestand der landwirtschaftlichen Betriebe, aber auch der Sennereigenossenschaft."

Metzler bei der Präsentation des Tätigkeitsberichts der Ländle Produkte. ©VOL.AT/Mayer
Die Produktion in Bezau von oben gesehen. ©VOL.AT/Mayer

Preisdruck macht allen zu schaffen

Das Jahr 2023 war für die Milchverarbeiter und Vertriebspartner herausfordernd. Die Schwankungen auf dem Milchmarkt im In- und Ausland haben sich auch bei den regionalen Partnern bemerkbar gemacht. "Der Preisdruck, der hat uns schon sehr zu schaffen gemacht. Sowohl der Landwirtschaft – also bei unseren Bauern – als auch uns als Sennereigenossenschaft", erklärt Metzler. Die Preise seien gestiegen. "Der Milchpreis sollte das eigentlich widerspiegeln, kann das aber derzeit nicht leisten", gibt er zu verstehen. "Warum nicht: weil eben in der Produktion auch die Produktionsmittel überdurchschnittlich gestiegen sind." Energie, Verpackungen, Personal – es ziehe sich komplett durch, alle Preise seien gestiegen. Die Verkaufserlöse seien leider nicht in diesem Ausmaß gestiegen: "Wir konnten zwar die Preise anheben, aber wir müssen eigentlich froh sein, wenn die Mehrkosten abgedeckt sind und der gleiche Milchpreis erwirtschaftet wird wie das vergangene Jahr." Dass das für die Landwirte eine sehr unbefriedigende Situation sei, sei selbsterklärend.

Metzler in der Produktion. ©VOL.AT/Mayer
Hier wird der Käse gelagert. ©VOL.AT/Mayer

Video: Hermann Metzler im Gespräch

"Unser Anspruch ist, wirklich höchste Qualität zu produzieren, sowohl vom Landwirt als auch auf der Sennereiseite. Ich glaube nicht, dass man da Abstriche eingehen wird oder darf", meint er. Man lebe ganz nach dem Motto "Beste Milch für besten Käse". Man werde schauen, was und wo man sparen könne. "Wir prüfen jede Investition", verdeutlicht der Vorstand von Alpenkäse Bregenzerwald. "Es wird nicht umhinkommen, auch höhere Wertschöpfung zu lukrieren. Das heißt also, wir müssen die Preise anheben", betont er. "Einen anderen Weg sehe ich eigentlich keinen."

Hier wird Bregenzerwälder Käse hergestellt. ©VOL.AT/Mayer

"Ausgehen muss sich die Rechnung immer"

Ländle-Produkte sind nach wie vor sehr gefragt. Viele Konsumenten, wollen wissen, wo ihre Lebensmittel herkommen. Dennoch gibt es nach wie vor große Herausforderungen. "Das Tierwohl wird meistens schon an erster Stelle genannt, das ist auch richtig so", schildert Metzler gegenüber VOL.AT. Es müsse aber auch dem Menschen, der die Tiere halten, dabei gut gehen. Vorzeigbare Landwirtschaft sei wichtig. Das Tierwohl werde große Herausforderungen bringen, auch weil es so kleine Betriebe gebe. "Wenn ich jetzt an Stallumbau denke, damit die Tiere vielleicht noch mehr Bewegungsfreiheit haben, dann haben unsere Bauern den Nachteil, dass sie einen Talbetrieb, einen Vorsäß und einen Alpbetrieb haben", führt er aus. Drei Stallungen umzubauen, werde sich preislich nicht ausgehen. "Da wird schon die Politik sehr stark gefordert sein, auch hier mit entsprechenden Förderungen nachzuhelfen, damit es überhaupt stemmbar ist", gibt Hermann Metzler zu verstehen. "Auch wenn es sehr emotional und sehr leidenschaftlich bewirtschaftet wird, ausgehen muss sich die Rechnung immer."

Ein Mitarbeiter bei der Arbeit. ©VOL.AT/Mayer
©VOL.AT/Mayer
Die Auswahl an Käse und Milchprodukten ist groß. ©VOL.AT/Mayer

Ein Kreislauf, der sich wieder schließt

Ein großes Thema ist auch in der Landwirtschaft der Klimawandel. Hier sei man bei Alpenkäse Bregenzerwald froh, dass man beim Neubau sehr vorausschauend geplant und investiert habe. "Wir haben eine eigene Hackschnitzelheizung hier im Betrieb installiert, die erzeugt die gesamte Prozesswärme, die wir für die Käseproduktion benötigen", zählt Metzler einen Punkt auf. Der Kreislauf sei damit geschlossen, dass das Holz ausschließlich von Mitgliedern zugekauft werde. Vom Landwirt wird also Milch und Energie zur Milchverarbeitung gekauft. "Als neuestes Segment kaufen wir auch Schlachtkühe und machen daraus wieder Wurstwaren, die ebenfalls verkauft werden", verrät der Geschäftsführer. Seit 2016 gibt es auf dem Dach der Sennerei eine Photovoltaikanlage, die einen enormen Teil der Stromkosten decke. "Die Kältespeicheranlage wird jetzt etwas vergrößert, natürlich mit der zusätzlichen Wärmerückgewinnung nochmal ausgestattet", erklärt er. Man schöpfe die Möglichkeiten aus.

Aus Schlachtkühen werden Wurstwaren, die im Shop verkauft werden. ©VOL.AT/Mayer

"Mal schauen, was die Zukunft bringt"

Auch auf Landwirtschaftsseite passiere viel. Unterdachtrocknung und die Initiative "Energieautarker Bauernhof" seien hier Punkte, die dazu beitragen, zukunftsfähig zu werden und zu sein. "Ich bin von Haus aus Optimist. Glaube ich, muss man sein in der Branche, aber ich sehe schon: Da tut sich was in der Branche und da sind wirklich alle bemüht", gibt Metzler zu verstehen. Man müsse nur immer dran bleiben und keine Sekunde nachlassen. Die Qualität dürfe nicht nachlassen, man müsse aber auch offen sein für Neues – ob in der Produktion oder in anderen Bereichen. "Mal schauen, was die Zukunft bringt. Aber man muss optimistisch in die Zukunft blicken", ist er sich sicher. Er sei schon so lange in der Milchwirtschaft und sei überzeugt, dass die Zeiten wieder besser werden. "Im Moment ist der Preisdruck sehr hoch und im Moment ist die Ertragslage nicht befriedigend, aber ich bin überzeugt davon, auch das wird sich wieder ändern", meint Hermann Metzler abschließend.

Ländle Produkte: Der Livestream zum Nachsehen

(VOL.AT)

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