Was es für eine erfolgreiche Bewerbung wirklich braucht

Stepstone hat mehr als 160 Recruiter und 700 Kandidaten in Österreich befragt, worauf sie in Bewerbungen besonders achten. Das überraschende Ergebnis: Die Erwartungen gehen oft deutlich auseinander - was dazu führt, dass viele Bewerbungen scheitern oder gar nicht erst abgeschickt werden: Jeder zweite Bewerber hat schon einmal auf eine Bewerbung verzichtet, weil zu viele oder zu aufwendige Unterlagen verlangt wurden. Lena Ludwig, Karriereexpertin bei Stepstone, ordnet fünf typische Missverständnisse ein und erklärt, worauf es wirklich ankommt.
Nur ein Viertel aller Recruiter halten Anschreiben für essenziell
Das Anschreiben gilt für viele nach wie vor als Pflichtbestandteil. Tatsächlich wird es jedoch nur von gut der Hälfte der Unternehmen (51 Prozent) verlangt - und nur 26 Prozent der Recruiter stufen es als entscheidend ein. Dennoch investieren viele Bewerbende viel Zeit oder brechen sogar eine Bewerbung ab, wenn ein Anschreiben gefordert wird (15 Prozent). Sinnvoll ist ein Anschreiben dann, wenn es ausdrücklich verlangt wird - idealerweise kurz, konkret und auf die Stelle bezogen.
Mehr ist nicht immer mehr: Qualifikationen sind wichtiger als Schulzeugnisse
Die Forderung nach einer "vollständigen Bewerbung" sorgt häufig für Unsicherheit - denn was das genau bedeutet, bleibt oft vage. Viele Bewerbende reichen vorsorglich alles ein: Schul- und Arbeitszeugnisse, Sprachzertifikate, Urkunden, Empfehlungsschreiben. Dabei zählen vor allem die Informationen, die die eigenen Fähigkeiten belegen: Für 64 Prozent der Recruiter sind Qualifikationen und Fähigkeiten das entscheidende Kriterium. Der Lebenslauf wird fast immer (96 Prozent) verlangt. Referenzen hingegen gelten eher als ergänzend - 63 Prozent empfinden sie als hilfreich, aber nur 18 Prozent als wirklich entscheidend.
Lieber fehlerfreie Rechtschreibung als aufwendiges Design
Viele Bewerbende gestalten ihre Unterlagen aufwendig - mit Designelementen, Icons oder Farben. Doch für die Mehrheit der Recruiter ist das nicht ausschlaggebend: Nur 22 Prozent bewerten das Layout als entscheidend. Wichtiger sind eine klare Struktur und sprachliche Korrektheit - 42 Prozent nennen fehlerfreie Rechtschreibung als entscheidendes Kriterium. Eine übersichtliche, gut gegliederte Bewerbung, in der Fähigkeiten und Erfahrungen klar erfassbar sind, macht oft den besseren Eindruck als eine grafisch anspruchsvolle.
Große Namen im Lebenslauf machen kaum einen Unterschied
Stationen bei bekannten Arbeitgebern beeindrucken weniger als angenommen. Nur 15 Prozent der Recruiter halten sie für entscheidend, 29 Prozent sogar für nicht wichtig. Wesentlich mehr Gewicht haben Kommunikation (53 Prozent) und die Passung zur Stelle (64 Prozent). Wer konkrete Erfolge und belegbare Erfahrungen beschreibt, überzeugt in der Regel stärker als ein prominenter Name im Lebenslauf.
Bewerbungsvideos: Zu viel Aufwand - für beide Seiten
Bewerbungsvideos sind zwar gelegentlich sichtbar - in der Praxis spielen sie kaum eine Rolle. Nur 1 Prozent der Unternehmen fordern sie tatsächlich an. Gleichzeitig geben 21 Prozent der Jobsuchenden an, eine Bewerbung abgebrochen zu haben, wenn ein Video verlangt wurde. Für die meisten Stellen sind Bewerbungsvideos daher weder notwendig noch hilfreich - sie sollten nur dort eingesetzt werden, wo es ausdrücklich erwartet wird oder zur Branche passt.
(Red)