AA

Was bedeutet die Zulassung von Bitcoin-ETFs?

Die US-Börsenaufsicht SEC hat grünes Licht für Bitcoin-ETFs gegeben.
Die US-Börsenaufsicht SEC hat grünes Licht für Bitcoin-ETFs gegeben. ©REUTERS/Benoit Tessier/File Photo
Der Tag, auf den viele Bitcoin-Anhänger gewartet haben, ist nun gekommen: Die US-amerikanische Wertpapieraufsichtsbehörde SEC hat am Dienstag den Weg für börsengehandelte Bitcoin-Fonds (ETFs) freigegeben.

Bereits seit Oktober des vergangenen Jahres spekulierten viele Investoren darauf, dass die SEC in den USA börsennotierte Fonds, die direkt in Bitcoin investieren, zulassen würde. Diese Vermutung lässt sich am Kurs des Bitcoins ablesen, der seitdem um etwa 60 Prozent gestiegen ist.

Was bedeutet die Zulassung von Bitcoin-ETFs für den Kryptomarkt?

Viele Experten sehen darin einen Ritterschlag für den Bitcoin. Die Genehmigung habe eine große Signalwirkung erzeugt und werde für den Bitcoin deutlich mehr Professionalisierung schaffen, sagt Philipp Sandner von der Frankfurt School of Finance and Management. "Dies wird aber Monate dauern oder sogar noch länger. Der Bitcoin kommt nun langsam im Mainstream an; er wird hoffähig."

Was ändert sich nach der Zulassung von Bitcoin-ETFs konkret?

Mit den neuen Finanzprodukten wird es für Investoren in den USA einfacher, in den Bitcoin zu investieren. ETF steht für "exchange-traded fund" - übersetzt "börsengehandelter Fonds". Mit ETFs wird normalerweise ein bestimmter Börsen-Index nachgebildet, etwa der MSCI World, in dem unter anderem die Aktien von Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet (Google) und Meta (Facebook) stecken. Die neuen Bitcoin-ETFs setzen nur auf ein Pferd, nämlich den Bitcoin und spiegeln nur die Kursentwicklung der Kryptowährung wider.

Was ist der Unterschied zu einem direkten Investment?

Anleger, die selbst Bitcoin kaufen, müssen sich entweder selbst um die Verwahrung in einer digitalen Brieftasche (Wallet) kümmern. Oder sie müssen Dienstleistern wie Coinbase oder Bitpanda vertrauen, die mit ihren Apps auch Online-Wallets anbieten. Bei den nun zugelassenen ETFs kaufen Fonds-Anbieter wie Blackrock ihre Bitcoin-Bestände auf eigene Rechnung ein. Die Anleger erhalten dann nicht die Bitcoins selbst, sondern ein Zertifikat, das den Anspruch darauf bescheinigt. Dafür verlangen die Finanzhäuser Gebühren. Bei Blackrock sind das 0,25 Prozent der Investitionssumme im Jahr.

Wie wird sich der Bitcoin-Kurs entwickeln?

Der Kurs schwankt sehr stark, und Prognosen für den weiteren Verlauf sind schwierig. Die Bedeutung der ETF-Zulassung kann man aber an dem Kurs der vergangenen Monate ablesen. Mitte Oktober, bevor Gerüchte über eine bevorstehende Zulassung kursierten, lag der Kurs bei rund 26.500 Dollar. Vor der SEC-Entscheidung stieg der Bitcoin auf knapp 48.000 Dollar.

Und wie sieht die langfristige Perspektive für Bitcoin aus?

Experten trauen dem Bitcoin zu, 2024 ein Rekordhoch von über 69.000 Dollar zu erreichen und halten auch Kurse von über 100.000 Dollar für möglich. Finanzexperte Sandner sagt: "Der Kurs dürfte sich dadurch positiv entwickeln, wenn nun das Investieren in Bitcoin unkomplizierter wird und auch die ersten großen institutionellen Investoren beginnen, sich für den Bitcoin zu interessieren." Sogenannte HODL-Investoren, die ihre Kryptobestände halten, egal wie hoch oder niedrig die Preise sind, spekulieren sogar auf ein Überschreiten der Schwelle von einer Million Dollar (etwa 914.000 Euro). Auf der anderen Seite gibt es warnende Stimmen, etwa die deutsche Verbraucherzentrale. Bitcoins seien aufgrund der Risiken - von starken Kursschwankungen bis zum Totalverlust - als Geldanlage nicht zu empfehlen, erklärten die Verbraucherschützer im November.

Werden die US-ETFs auch in Deutschland angeboten?

Nein, solche "One-Trick-Ponys" widersprechen den Regularien in Deutschland. Deshalb gibt es in der Bundesrepublik im Gegensatz zu den USA auch keine ETFs, die sich ausschließlich am Goldpreis orientieren. Wer virtuell in Gold investieren möchte, muss in Deutschland auf ETCs ausweichen. ETC steht für "exchange-traded commodities" ("börsengehandelte Rohstoffe"). Sie funktionieren ähnlich wie ETFs: Sie können ebenfalls direkt an der Börse gehandelt werden und bilden den Goldpreis annähernd nach. Rechtlich gesehen sind ETCs aber unbefristete Schuldverschreibungen und keine Investmentfonds. Ähnliche Angebote gib es in Deutschland für den Bitcoin. Das sind dann sogenannte ETPs ("exchange-traded products") oder ETNs ("exchange-traded notes"), die den Bitcoin ebenfalls abbilden.

Warum ist die Zulassung von Bitcoin-ETFs in der Kryptoszene umstritten?

Etliche Kryptoanleger rechnen durch den Einstieg der traditionellen Finanzwirtschaft in den Bitcoin-Markt mit einer erhöhten Nachfrage nach Bitcoin. Das würde zwangsläufig zu einer Kurssteigerung führen, weil die Gesamtzahl der Bitcoins auf 21 Millionen begrenzt ist. Kritiker sehen den Einstieg dagegen skeptisch, auch weil der Bitcoin einst als Gegenreaktion auf die Finanzkrise entstand, für die traditionelle Geldhäuser verantwortlich waren. Der unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto agierende Bitcoin-Gründer wollte mit seinem Gegenentwurf vermeiden, dass Banken und Vermögensverwalter am Wertaufbau mitverdienen. Bitcoin-Experte Sandner zieht die Grenzen nicht so eng: "Der Bitcoin und die Idee dahinter ändern sich nicht. Es gibt ab nun aber weitere Möglichkeiten, in ihn zu investieren. Der Bereich professionalisiert sich."

(APA/Red)

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Was bedeutet die Zulassung von Bitcoin-ETFs?
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen