AA

Warum wir immer weniger Geld haben

©APA
 Gastkommentar von Silvia Jelincic: Früher, ja früher, da war alles anders. Früher, da bin ich noch gerne in mein silbernes Auto gesprungen. Nicht, dass mein alter Peugeot gut aussieht oder schnell beschleunigt. Das Gegenteil ist der Fall.

Er ist zerkratzt, vorne, hinten, an beiden Seiten, der Motor ächzt, die Bremsen auch. Aber zumindest hatte er mir das Gefühl von Freiheit gegeben, und das Gefühl, laut singen zu können, ohne deswegen schief angesehen zu werden. Doch mittlerweile ist alles anders.

Vorgestern bekam ich einen Strafzettel, für Falschparken, fast vor der eigenen Tür. Grund: Zwischen April und Oktober dürfen dort nur Motorräder stehen, damit hatte ich nicht gerechnet und daher die Hinweistafel übersehen. Die Woche davor bin ich zu schnell gefahren, auf der Autobahn Richtung Krems, um 15 oder 20km/h mehr als erlaubt, gleich waren 70 Euro weg. Und ein anderes Mal war der Parkschein abgelaufen, um vier Minuten, da hatte ich Pech. Natürlich war ich jedes Mal „schuld.” Aber früher, früher da war ich auch „schuld” und dennoch lauerte man mir nicht an allen Ecken und Enden auf. Allmählich fühle ich mich wie in einem Polizeistaat. Klar: Das Land braucht Geld, aber das brauche ich auch. Also bitte: Lasst es mir!

Verfügbares Einkommen in Österreich

Aktuelle Zahlen der Statistik Austria zeigen: Das frei verfügbare Einkommen in Österreich liegt unter dem Wert von 2007. Und das, weil sich der Staat davon einen immer größeren Teil abzweigt. Zwar wurden die Löhne und Gehälter 2013 um 3,1 Prozent erhöht, also deutlich über der Inflation. Allerdings hat die öffentliche Hand noch kräftiger zugelangt, was ein Minus ergibt. Vor allem die kalte Progression, die Weigerung, die Steuertarife an die Inflation anzupassen, treibt die Belastung unaufhörlich nach oben. „Aber in politischen Debatten kommt der unersättliche Kapitalist eben besser als der gefräßige Staat”, sagt etwa Andreas Lampl. Und weiter meint der Format-Chefredakteur, der vor einer harten Landung warnt: „Die aktuelle Lage sollte als Warnung reichen: höchste Abgabenquote (45 Prozent, Anm.), bei gleichzeitig höchster Staatsverschuldung (241 Milliarden) und Arbeitslosigkeit (390.289 Menschen)”.

Vize-Kanzler Michael Spindelegger ruft neuerdings dazu auf, ihm den Stein der Weisen vorbeizubringen. Also, am besten, ihr geht gleich mal hin und sagt ihm, ihr hättet viele Steine für ihn. Er kann zur Abwechslung ja mal sparen, den Staatsapparat straffen und nicht, so wie seine Kollegen auch, Unsummen für den Kauf von Wählerstimmen ausgeben.

— Silvia Jelincic ist vom Branchenblatt „Extradienst” unter die zehn besten Wirtschaftsredakteure des Landes gereiht worden. Jetzt entscheidet Ihr, wer das Rennen macht! Jede Stimme zählt und unsere vienna.at-Kolumnistin freut sich über jede einzelne! Wählen könnt ihr Jelincic in der Rubrik „Redakteur Wirtschaft”, jeden Tag bis zum 19. Mai einmal täglich auf: http://www.extradienst.at/ed-rankings/journalistenwahl-2014

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Warum wir immer weniger Geld haben
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen