Warum Erwachsene in Österreich nie “Ferien” haben

Das Wort "Ferien" leitet sich vom lateinischen "feriae" ab, das in der römischen Antike für arbeitsfreie Fest- und Ruhetage stand. Diese Tage waren dem Götterkult gewidmet und galten als heilig – sowohl staatlich als auch religiös. Über die Jahrhunderte wanderte der Begriff durch kirchliche Kontexte ins Mittelhochdeutsche und entwickelte sich zur heutigen Form "Ferien".
Bedeutungswandel: Vom Feiertag zur schulfreien Zeit
Im Laufe der Sprachgeschichte veränderte sich die Bedeutung des Begriffs deutlich. Während im Lateinischen noch jeder Feiertag als "feriae" bezeichnet wurde, steht der Begriff im heutigen Deutschen vor allem für schulfreie Zeiten. Besonders im deutschsprachigen Raum hat sich dabei eine klare Unterscheidung herausgebildet – insbesondere in Österreich.
Österreich: "Ferien" ist nicht gleich "Urlaub"
In Österreich wird das Wort "Ferien" ausschließlich für schulfreie Zeiten verwendet. Gemeint sind dabei etwa:
- Sommerferien
- Semesterferien
- Weihnachtsferien
- Osterferien
- Herbstferien (seit 2020 offiziell eingeführt)
Für berufstätige Erwachsene hingegen wird durchgängig der Begriff "Urlaub" verwendet. Ein Satz wie "Ich bin in den Ferien" klingt für österreichische Ohren kindlich oder sogar falsch – anders als in der Schweiz, wo dieser Ausdruck auch für Erwachsene geläufig ist.
Rechtlicher Rahmen: Lehrer haben "Ferien" – aber keinen Urlaub
Lehrkräfte in Österreich gelten während der Schulferien als dienstfrei, haben aber nicht im klassischen Sinn "Urlaub". Sie sind in der unterrichtsfreien Zeit oft mit Vorbereitungen, Konferenzen oder Fortbildungen beschäftigt. Ihr Dienstrecht unterscheidet sich dadurch deutlich von dem anderer Arbeitnehmer.
Politische Debatten: Ferienregelungen als Zankapfel
Immer wieder gibt es Diskussionen über eine Reform des Ferienkalenders, etwa im Sinne einer "Ganzjahresschule" oder durch eine Umverteilung der Ferienzeiten. Die Einführung der einheitlichen Herbstferien im Jahr 2020 war ein solcher Schritt, sorgte jedoch unter Eltern und Lehrervertretungen für kontroverse Debatten – insbesondere im Hinblick auf die Kinderbetreuung während dieser Zeit.
Fakten zum Thema Ferien in Österreich
- Ursprung: Lateinisches "feriae" = Fest- und Ruhetage
- Historischer Wandel: Von religiösen Feiertagen zu schulfreien Zeiten
- Sprachgebrauch in Österreich:
- „Ferien“ nur für Schüler, Studierende und Lehrer
- „Urlaub“ ausschließlich für berufstätige Erwachsene
- Schulferien in Österreich (typische Zeiträume):
- Weihnachtsferien: 24. Dez. – 6. Jan.
- Semesterferien: Anfang Februar (je nach Bundesland)
- Osterferien: Rund um Ostern
- Pfingstferien: ca. 3–4 Tage
- Sommerferien: Anfang Juli – Anfang September
- Herbstferien: seit 2020, rund um Allerheiligen
- Besonderheit: Lehrer gelten als dienstfrei, haben aber keinen Urlaubsanspruch wie andere Arbeitnehmer
- Politische Diskussionen: Ferienaufteilung und Betreuungssituation als wiederkehrendes Thema
(VOL.AT)