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Warum aus Waschbären und Marderhunden in Deutschland Pelz werden soll

Tiere vermehren sich zu stark - Neues Projekt soll Anreize für Jäger schaffen.
Tiere vermehren sich zu stark - Neues Projekt soll Anreize für Jäger schaffen. ©dpa
Mit einer besseren Nutzung der Felle für Pelzkleidung will der Deutsche Jagdverband Anreize für Jäger schaffen, mehr Waschbären und Marderhunde zu schießen. Die Begrenzung der Tierzahl sei dringend notwendig, sagte Vize-Geschäftsführer Torsten Reinwald. Der in Nordamerika beheimatete Waschbär und der aus China stammende Marderhund entwickelten sich für heimische Tierarten zunehmend zur Bedrohung.

Die bisher wenig genutzten Felle sollen nun zum wertvollen Rohstoff aufgewertet werden. “Er kommt aus der Natur und ist damit in der Ökobilanz tausendmal besser als synthetische Stoffe”, sagte Reinwald.

“Pelz ist nicht gleich Pelz”

In Richtung von Gegnern von Pelzkleidung meinte er: “Pelz ist nicht gleich Pelz.” Die Nutzung von Waschbär- und Marderhundfellen aus heimischer Jagd sei doppelt sinnvoll: aktiver Artenschutz und eine ökologisch hochwertige Alternative zu Textilien aus Erdöl. Das habe nichts mit Pelzen aus asiatischer Käfighaltung zu tun. Das werde daran deutlich, dass Kürschner, also die Verarbeiter, Pelze von Waschbären oder Marderhunden mit dem Nachhaltigkeits-Label “We prefur” auszeichnen.

In Rastatt im Bundesland Baden-Württemberg soll demnächst ein bundesweites Pilotprojekt starten. Dort sollen von Oktober an Felle aus heimischer Jagd verarbeitet werden.

“Völlige Eliminierung” unmöglich

Für den Naturschutzbund Deutschland (Nabu) sind Marderhund und Waschbär keine jagdbaren Arten. Hintergrund sei deren nicht vorhandene Verwertung. Allerdings sei für diese Tiere unter Umständen ein Wildtiermanagement zum Schutz anderer gefährdeter Arten erforderlich, hieß es auf Anfrage.

Der Jagdverband hält es für unmöglich, die invasiven Tiere – die eingewandert sind und hier die natürlich vorkommenden Ökosysteme oder Arten gefährden – in Deutschland völlig zu eliminieren. Es könne jedoch die Zahl der Waschbären und Marderhunde so begrenzt werden, dass ihr Einfluss auf bedrohte Arten kleiner wird, sagte Reinwald.

Keine plausiblen Schätzungen über Zahl

Eine plausible Schätzung über die Zahl der in Deutschland lebenden Tiere gebe es nicht. Doch die Zahl der erlegten Tiere könne Aufschluss über die Zunahme geben, erklärte Reinwald. So wurden im Jagdjahr 2015/16 rund 128.000 Waschbären getötet, 10,4 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum zuvor. Dies waren gleichzeitig 324 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor. Bei den Marderhunden lag die Zunahme im vergangenen Jagdjahr mit 27.800 erlegten Tieren bei 16,6 Prozent.

Die ungefähre Zahl der beiden Tiere in Österreich lässt sich nicht seriös abschätzen, da deren Abschüsse nicht in allen Bundesländern erfasst werden, hatte die Veterinärmedizinische Universität (Vetmed) Wien im April erklärt. Der Trend gehe aber auch hierzulande bergauf.

(APA/Red.)

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