Warth verliert nach Schule auch Arzt

Warth. (stp) Auf diese Weihnachtsüberraschung hätten die Wartherinnen und Warther gerne verzichten können – per Postwurf informierte Dr. Jos Wüstner die Bevölkerung, dass er den Vertrag mit der Gemeinde kündigt und die Praxis per Jahresende schließt. Erst mit Schulbeginn im September mussten Volks- und Hauptschule wegen akutem Schulkindermangel geschlossen werden, jetzt hat sich auch die medizinische Versorgung der Walsergemeinde deutlich verschlechtert.
Nicht nur für die Einheimischen bedeutet dies eine unerfreuliche Situation, auch Urlaubs- und Tagesgäste sind davon betroffen. Der Schoppernauer Mediziner, der 1998 seine „Warther Filiale“ als „berg:doktr“ eröffnet hatte, fährt in seinem Schreiben an die Warther Bevölkerung mit schwerem Geschütz auf und gibt Bürgermeister Gebhard Fritz die Schuld für seinen Entschluss, die Praxis in Warth zu schließen. Dieser kontert drei Tage später – ebenfalls per Postwurf – und weist die Vorwürfe zurück. Während Dr. Wüstner davon spricht, dass er und seine Familie vom Bürgermeister seit Jahren „schikaniert“ würden, verweist Bürgermeister Fritz auf korrekte Beschlüsse der Gemeindevertretung und hält die Vorwürfe für Verleumdung. Fritz sieht die Schließung der Praxis nicht so dramatisch, wie dies seitens einiger Urlauber zum Ausdruck gebracht wird. Es gebe bereits Mediziner, die an der Führung einer Praxis in Warth interessiert seien. Dass die medizinische Versorgung in Warth gefährdet sei, könne er nicht nachvollziehen, denn für Notfälle stehe im Winter, wenn Lech-Warth gesperrt ist, der Notarzthubschrauber im nur wenige Flugminuten entfernten Stützpunkt Arlberg (Gallus 1) zur Verfügung und im Übrigen gebe es in Vorarlberg zahlreiche größere Gemeinden ohne eigenen Arzt. Auch im rund 60 km langen Tiroler Lechtal gebe es nur zwei Arztpraxen.