Eine gute Woche vor Herbstbeginn hält sich der Großteil des Wiener Laubes noch an den Bäumen. Doch nicht mehr lange, dann fallen wieder Tonnen des gelb-braunen Bioabfalls in der Bundeshauptstadt an, und die zuständigen Magistratsabteilungen MA 42 und MA 48 rücken zum Einsammeln aus. Die „Beute“ wandert dann teils in die Müllverbrennungsanlage, teils wird sie im Kompostwerk Lobau zu Erde verarbeitet.
Welchen Weg das Laub nimmt, hängt davon ab, ob es auf der Straße eingekehrt und somit verunreinigt ist – was den Gang in die Müllverbrennungsanlagen bedeutet, erklärte man im Büro von Umweltstadträtin Ulli Sima (S) der APA. Das Laub, das die Stadtgärtner in den Parks sammeln, wird hingegen kompostiert. Ein guter Teil bleibe jedoch im Prater oder dem Lainzer Tiergarten einfach als Dünger liegen.
Wie viele Tonnen jährlich effektiv anfallen, sei schwer zu beziffern, gab man sich im Rathaus vorsichtig. Dies hänge davon ab, wann der erste Frost über die Bäume hereinbricht. Kommt dieser früh, haben die Blätter noch Substanz und sind schwerer. Schlägt er später zu, sind sie bereits ausgetrocknet und leichter. In früheren Jahren hatten Beamte von 1.000 Tonnen Laub pro Jahr gesprochen.
Auch wenn die Hauptzeit der Laubsammler vor allem auf Oktober und November fallen und in Spitzenzeiten bis zu 70 Prozent der Stadtgartenamts-Mitarbeiter mit Einlauben beschäftigt sind, zieht sich die Entsorgung wegen der verschiedenen Baumarten in die Länge. Beispielsweise trennt sich Ahorn früh vom Blattkleid, während sich die Platane länger Zeit lässt. „Es gibt keine dominanten Baumarten in Wien“, so das Sima-Büro hierzu. Keine Art stelle mehr als zehn Prozent des Baumbestandes.
Im Gegensatz zur Nationalratswahl 2002 wird es heuer übrigens am Wahltag keinen „Sonder-Laubeinsatz“ geben. Diesen hatte Simas Amtsvorgängerin Isabella Kossina (S) damals angeordnet, um den gefahrlosen Gang zur Urne zu sichern. Dieses Mal wird jedoch knapp zwei Monate früher gewählt, weshalb eine derartige Aktion nicht notwendig sei.
Wenn das Laub im eigenen Garten irgendwann anfällt, darf der Hobbygärtner dies übrigens getrost kompostieren. Dafür kann er bei der MA 48 kostenlos eine Biotonne anfordern. Grundsätzlich darf jedes Laub verwendet werden, auch wenn die Verrottdauer sich auf Grund der Gerbsäuren in verschiedenen Arten höchst unterschiedlich gestaltet.
Selbst die gefallenen Blätter der Kastanie können kompostiert werden – auch wenn in diesen die Larven der gefürchteten Miniermotte überwintern, die seit einigen Jahren den Bestand in Österreich schädigt. Die Hitze im Kompost mache den Insekten den Garaus. Allerdings sollte dieses Laub umgehend eingekehrt werden.