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Warnstreik in Ungarn gegen Missstände im Bildungswesen

Mit einem zweistündigen Warnstreik haben am Freitag in der Früh die Lehrer in Ungarn gegen die Bildungspolitik der rechtskonservativen Regierung von Premier Viktor Orban protestiert. An Kundgebungen vor den Schulen beteiligten sich auch Eltern und Großeltern von Schülern und zeigten so ihre Solidarität.


Der Warnstreik wurde von der Demokratischen Gewerkschaft der Pädagogen (PDSZ) organisiert. Der Protest richtetet sich vor allem gegen eine Zentralisierung im Bildungswesen. Die PDSZ wirft der Regierung vor, nicht an einer Verbesserung der Lage im Unterrichtswesen interessiert zu sein.

In einem Zwölf-Punkte-Programm fordern die Lehrervertreter u.a., dass den Schulen die Autonomie zurückgegeben wird. Sie sollten ihre Lehrbücher frei wählen können. Außerdem sollten die Unterrichtsstunden für Lehrer und Schüler verringert werden.

“Die heutige Aktion war nur eine Warnung”, erklärte die PDSZ. Am 20. April werde ein ganztägiger, landesweiter Streik stattfinden, dem sich auch die Beschäftigten von Kindergärten und Kinderkrippen anschließen wollen. Diese Aktion wird von den Oppositionsparteien unterstützt. Nach dem Willen der PDSZ soll am nächsten Mittwoch das Leben in Ungarn ab 12.00 Uhr für fünf Minuten zum Stillstand kommen. Denn, “wenn die Schule nicht funktioniert, dann funktioniert auch nichts anderes”.

Mit dem Warnstreik am heutigen Freitag solidarisierten sich auch Beschäftigte im Gesundheitswesen, die sich schwarz kleideten.

Gegen die Bildungsreform der Reform hat es bereits seit Jahresanfang Lehrerproteste gegeben, denen sich Eltern und Schüler anschlossen und die eine breite Unterstützung in der Bevölkerung fanden. Zu den Forderungen gehört auch die Abschaffung des Klebelsberg-Institutes, benannt nach einem ungarischen Bildungspolitiker der Zwischenkriegszeit. Diese Mega-Einrichtung beaufsichtigt alle staatlichen Schulen und entscheidet über das Schicksal von rund 120.000 Pädagogen in Ungarn.

Viele protestierende Pädagogen tragen Karohemden, die zum Symbol der Lehrerproteste geworden sind, nachdem ein ehemaliger Bildungspolitiker über Pädagogen hergezogen war und diese als unrasierte, ungekämmte, Karohemden tragende Lehrerschaft verunglimpft hatte. Da laut Meinungsumfragen die Mehrheit der Bevölkerung hinter den Lehrerprotesten steht, könnte die “Karo-Bewegung” laut Politologen zum Motor für eine breite Protestbewegung gegen Regierungschef Orban und seine rechtskonservative Fidesz-MPSZ-Partei werden.

Der für Bildungspolitik zuständige Staatssekretär Laszlo Palkovics betrachtet die Streiks nicht als Misserfolg der laufenden Verhandlungen mit den Lehrervertretern, berichtete die amtliche Ungarische Nachrichtenagentur (MTI) am Freitag. Am kommenden Montag würden die Verhandlungen mit dem Streikkomitee der Lehrer fortgesetzt.

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