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Warmer Herbst verwirrt die Natur

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Der warme Spätherbst in Österreich bringt dieser Tage einige Tier-Arten unter ihrem Winterfell gehörig ins Schwitzen und viele nicht-einheimische Pflanzen zum Sprießen.

Grundsätzlich komme das warme Wetter den meisten Vierbeiner-Arten entgegen – Wühlmäusen könnte es dadurch aber an den Kragen gehen, heißt es bei Wissenschaftlern.

„Sie haben keine Deckung mehr“, erklärte ein Experte. Das Gras ist mittlerweile zu kurz, und eine Schneedecke, die den Mäusen eine isolierende Schutzschicht bieten würde, lässt noch auf sich warten. Greifvögel haben daher ihre Freude am Schneemangel: Die Beute ist außergewöhnlich gut sichtbar.

Winterschläfer beeindrucken die milden Temperaturen hingegen nicht: Murmeltiere und Siebenschläfer schlummern trotz Plusgraden, sagte Slotta-Bachmayr. Da die Ruhezeit von der Tageslänge abhängig ist, finden die Tiere trotz Warmwetter-Periode Schlaf, erklärte er. Jene Vierbeiner, die Winterruhe halten, seien ohnehin flexibler: Eichhörnchen und Braunbären haben ihr Verhalten an die jeweilige Temperatur angepasst. Sobald es kühler wird, dösen sie einfach wieder ein, erklärte der Tiergarten-Leiter.

Obwohl es sogar sein kann, dass sich das Winterfell durch die unüblich milden Temperaturen nicht besonders ausgeprägt entwickelt hat, dürfte es Hasen, Rehen, Steinböcken, Gämsen und Füchsen unter ihrem Pelz derzeit warm werden. Sie suchen dieser Tage verstärkt kühle und schattige Plätzchen auf, sagte der Experte.

Generell sei ein warmer Herbst für Wildtiere aber optimal: Das Nahrungsangebot ist größer, sie haben einen niedrigeren Energieverbrauch und gehen dadurch gestärkt in den Winter, sagte Slotta-Bachmayr. Auch für Zugvögel ergibt sich ein Vorteil: Sie fliegen heuer vermutlich weniger weit fort und so wird auch der Rückweg weniger lang, meinte er.

Nicht nur die Fauna, auch die Flora reagiert auf die ungewöhnlichen Temperaturen. Zwar lasse sich die heimische Vegetation von der Wärme nicht sonderlich beeindrucken, Zier- und Nutzpflanzen, die in Österreich nicht „verwurzelt“ sind, treiben jedoch teilweise aus, sagte Johannes Balas vom Institut für Garten-, Obst- und Weinbau der Universität für Bodenkultur in Wien. Dazu gehören etwa Blühsträucher, Winterjasmin, Schneebälle, Weigelie und Primel. „Das Bisschen Kälte hat genügt, um ihnen einen Winter vorzumachen“, sagte er.

Andere Pflanzen wiederum sind bisher gar nicht in Winterruhe verfallen: „Rosen und Obstbäume stehen noch im Saft und haben die Frosthärte noch nicht erlangt“, erklärte der Wissenschafter. Ein plötzlicher Kälteeinbruch innerhalb weniger Stunden könne Zweige und Blüten der empfindlichen Gewächse, wie Birnen- und Marillenbäume, abfrieren.

Frost-Freunde, wie die Barbara-Zweige, dürften die Kälte hingegen herbeisehnen. Die Gewächse brauchen ein paar Tage eisige Temperaturen, um aufzublühen, erklärte der Pflanzen-Experte. Sein Tipp um die Blüten bis zum 4. Dezember, dem Gedenktag der Heiligen, noch hervorzulocken: Abschneiden, in Plastikfolie wickeln und in die Kühltruhe stecken.

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