Die Vertreibung seiner Familie aus Wien 1938 durch die Nazis hat bei dem Psychologe Walter Mischel,”sehr schmerzhafte” Erinnerungen hinterlassen.
Er habe daher lange mit sich gerungen, den Preis entgegenzunehmen, erklärte der vor allem für sein sogenanntes “Marshmallow-Experiment” und seine einflussreichen Beiträge zur Persönlichkeitspsychologie bekannte Wissenschafter. Bei seiner Grundlagenforschung habe ihn vor allem der Gedanke angetrieben, “wirklich positive Veränderungen im Leben junger Menschen bewirken zu können”.
Persönlichkeitspsychologe Walter Mischel
Sein Interesse an der Persönlichkeitspsychologie sei einerseits auch darauf zurückzuführen, dass “ich in der Stadt Freuds geboren wurde”.
Berühmt sind Mischels in den 1960er Jahren durchgeführten Studien zum Belohnungsaufschub. Mit seinen “Marshmallow-Experimenten” wollte er die Fähigkeit vierjähriger Kinder untersuchen, kurzfristigen Verlockungen zugunsten langfristiger Ziele zu widerstehen. Die Kinder konnten sich in der klassischen Versuchsanordnung entscheiden, einen vor ihnen liegenden Marshmallow entweder zu essen oder auf den Versuchsleiter zu warten, der vorher in Aussicht stellte, nach einigen Minuten einen zweiten zu bringen, wenn das Kind den ersten nach Ablauf der Zeit noch nicht gegessen hatte.
In Längsschnittstudien konnte Mischel Jahre später zeigen, dass die Fähigkeit zum Belohnungsaufschub im Kindesalter mit Stressresistenz und höherer sozialer Kompetenz sowie einer Reihe weiterer schützender Faktoren im frühen Erwachsenenalter einhergeht. Seine Erkenntnisse beeinflussten auch die Bildungsforschung und die Entscheidungsforschung in den Wirtschaftswissenschaften.
(APA)