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Wahnsinn in the City: „The Sinking City“ im Test

©Ländle Gamer
Oldschool-Horror in einer düsteren Open World frei nach Kult-Autor H. P. Lovecraft: Wer sich gruseln will, braucht Geduld!
The Sinking City
NEU

Achtung: Das Spiel ist für Personen ab 18 Jahren!

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(PS4, XB1 & PC) In Oakmont, Massachusetts, läuft gewaltig was schief: Allerorts tauchen Monstrositäten auf und übernatürlicher Kräfte treiben die Bewohner entweder in den Wahnsinn oder in den Tod. Als Detektiv und Kriegsveteran Charles W. Reed steht der Spieler in diesem Action-Adventure vor der schwierigen Aufgabe, die Geheimnisse der Stadt und die Wahrheit über die eigenen bizarren Visionen zu lüften.

  • Wieso hat der Typ, mit dem ich gerade rede, einen Fischkopf?
  • Woher kommt der bissige Spinnerich aus menschlichen Händen?
  • Und warum kümmert das außer mir keinen so richtig?

Fragen über Fragen plagen Detektiv Reed, während wir ihn quer durch die offene Welt von Oakmont scheuchen. Dazu kommen noch abstruse Trugbilder und das Gefühl, das Ende aller Tage steht kurz bevor. Diese beklemmende Atmosphäre im Fahrwasser der Gruselromane von H. P. Lovecraft ist trotz der mittelprächtigen Grafik die Stärke des Games. Bleischwer liegt das drohende Unheil auf dem Protagonisten und damit dem Spieler, der sich von einem Fall zum nächsten ermittelt. Kaum in Oakmont angekommen, müssen wir gleich einen Vermissten finden. Von da an folgen wir dem Story-Strang mit den Hauptfällen oder lassen uns von Nebenquests ablenken. Spannend sind beide Möglichkeiten – und vor allem auch fordernd.

Denn: Eine gute Auffassungsgabe ist Pflicht, „The Sinking City“ nimmt Gamer nicht an der Hand, sondern fordert echte Aufklärungsarbeit. Orte müssen genauestens erkundet, Gespräche mit den teils monströsen Bewohnern aufmerksam verfolgt und Dokumente akribisch studiert werden. Wer zu schnell durchklickt, verpasst Hinweise, die weiterführen. Und wer glaubt, neue quest-relevante Orte markieren sich von selbst auf der Karte, der hat sich geschnitten. Die muss man überwiegend selbst finden und dann zu Fuß oder (in den überfluteten Bereichen) im Boot ansteuern. Zur Lösung der Fälle gilt es außerdem neben dem genauen Hinschauen und -hören auch Rätsel zu knacken oder Hinweise mittels einer netten Mechanik zu kombinieren.

Wenn das alles nicht reicht, lässt unser Detektiv seine übersinnlichen Fähigkeiten spielen: Er sieht Verborgenes und Vergangenes, das er richtig einordnen muss. Erinnert ein wenig an das unterdurchschnittliche „Murdered: Souls Suspect“. Mit jedem Blick in die okkulte Ebene dreht der Held aber ein bisschen mehr durch. Außerdem ruft er bissige Schattenkreaturen auf den Plan. Glücklicherweise kann man die Biester mit konventioneller Waffengewalt ausschalten. Dank mäßiger Steuerung sind die Kämpfe allerdings eher müßig. Munition für Pistolen und MGs ist rar, kann aber wie Doping-Tränke und Medizin aus geplünderten Ressourcen gecraftet werden. Leider fühlt sich das Looten und Craften im Game etwas deplatziert an.

Fazit: „The Sinking City“ ist ein Game für eine ausgesuchte Klientel. Wer guten, atmosphärischen Horror liebt, liegt schon mal nicht falsch. Da bietet das Spiel eine einzigartige Erfahrung mit mehreren Enden. Dazu muss man allerdings bereit sein, aufmerksam und geduldig die Spielwelt zu erforschen. Wer z.B. keinen Bock auf anspruchsvolles Oldschool-Gameplay ohne gängige Komforts hat, wird allein bei der manuellen Navigation schneller die Nerven verlieren als ein niederländischer Tourist, der in Lustenau nach dem Weg fragt. Über technischen Schwächen (wie z.B. klobige Animationen, sprunghafte NPCs) sollte man auch besser großzügig hinwegsehen können. Wen das nicht schreckt, der darf sich umgehend dem angenehmen Schrecken der „Sinking City“ stellen.

(Red.)

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