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Wahlkampf in Kroatien: Sexismus vorgeworfen

In Kroatien stehen die Präsidentschaftswahlen (2. Jänner) vor der Tür und der gegenseitige Umgang im Wahlkampf wird zunehmend spröder.

Die Kandidatin der Regierungspartei HDZ (Kroatische Demokratische Gemeinschaft), Jadranka Kosor, wirft ihrem Hauptkonkurrenten Stjepan (Stipe) Mesic „sexistische Äußerungen“ vor. Unter diesen Umständen sei für sie auch ein TV-Duell undenkbar, betont die frühere Journalistin. Sie wolle nicht einem Mann gegenübersitzen, der sie beleidigt hat.

Aus dem Lager des Amtsinhabers verlautete umgehend, die HDZ-Bewerberin drücke sich vor einer TV-Konfrontation, weil sie sich ohnehin keine Chance ausrechne. „Unsinn“, konterte Kosor. Sie hält Mesic aber ein Zitat vor, wonach er gesagt habe, sie könne doch den Job als Vorzimmerdame von Premier Ivo Sanader übernehmen. „Das ist für mich Sexismus. Mesic vergisst, dass ich bereits stellvertretende Regierungschefin und Ministerin für Familien – und Generationsfragen sowie Kriegsveteranen war, als ich nominiert wurde.“

Auch dass sie Mesic im Wahlkampf als „Mutter Teresa“ und „Suzana“ titulierte, sieht Kosor als frauenfeindlichen Akt. Im Spitznamen „Suzana“ steckt das Wort „Träne“ („suza“), die Assoziation zur „Heulsuse“ ist im Kroatischen also nicht weit. „Das ist für einen Präsidenten unwürdig. Er präsentiert sich fälschlicherweise als demokratisch und tolerant“, wurde Kosor von der Nachrichtenagentur Hina zitiert. „Es ist aber noch Zeit für eine Entschuldigung.“

Mesic sieht dafür freilich überhaupt keinen Grund. Der unabhängige Kandidat, der die Unterstützung der meisten Oppositionsparteien genießt, verweist auf das betont soziale Programm von Kosor: „Ich habe gehört, dass sie stolz darauf ist, als ’Mutter Teresa’ und ’Suzana’ bezeichnet zu werden. Und bisher habe ich auch kein Dementi gehört.“

Tatsächlich präsentierte sich die Ex-Journalistin, die während der Zeit des Krieges mit serbischen Verbänden dank eines Radioprogramms für kroatische Flüchtlinge Berühmtheit erlangte, am Montag bei Auftritten in Karlovac, Jastrebarsko, Krasic, Delnice, Vrbovsko und Ogulin vor allem als Kämpferin für den Umweltschutz und als Fürsprecherin von Kriegsveteranen, Arbeitslosen und Frauen.

Mesic wiederum stellte die Kosten von Kosors Wahlkampagne in Frage, die mit 3,3 Millionen Kuna (433.754 Euro) angegeben wurden. Angesichts der zahlreichen „Jumbo-Posters“ mit dem Konterfei Kosors und der massiven Präsenz von Werbe-Clips in Radio und Fernsehen habe er Zweifel, dass diese Werbung mit drei Millionen Kuna zu bewerkstelligen sei. „Das kostet mindestens 20 Millionen“, polterte Mesic, der selbst weit weniger Geld investiert haben will, nämlich 2,7 Mio. Kuna (354.890 Euro).

Bei seinem Wahlkampfauftritt in Pula, der Hauptstadt von Istrien, einer Region mit starker italienischen Minderheit, gab sich der Präsident am Montag jedenfalls zuversichtlich. „Es wird keine zweite Runde geben“, tönte Mesic. Selbst mit einem zunehmend schmutzigeren Wahlkampf könne sein Sieg im ersten Anlauf nicht verhindert werden. Und die Tourismus-Hochburg Istrien sei das beste Beispiel, dass sich Kroatien nicht von Europa isolieren dürfe, lobte der Präsident. „Istrien hat gezeigt, was geschafft werden kann, wenn die eigenen Ressourcen ausgeschöpft werden. Das ist in ganz Kroatien möglich.“

Insgesamt bemühen sich 13 Personen um das höchste Amt im Staat. Laut Umfragen fällt die Entscheidung aber zwischen Kosor und Mesic, wobei letzterer die besseren Karten haben dürfte.

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