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VW: Pieschetsrieder erwartet lange Ermittlungen

Wegen der Ermittlungen in der VW-Affäre wird möglicherweise erst im Herbst über einen Nachfolger des zurückgetretenen Personalvorstands Peter Hartz entschieden.

Volkswagen-Chef Bernd Pischetsrieder erwartet keine baldige Aufklärung der VW-Affäre und stellt sich auf eine lange Suche nach einem Nachfolger für Personalvorstand Peter Hartz ein. Vor Oktober werde es keinen Abschlussbericht der Wirtschaftsprüfer geben, sagte Pischetsrieder der „Braunschweiger Zeitung“ vom Freitag. Die Suche nach einem Hartz-Nachfolger könne bis November dauern. Erst müssten „interne Abläufe im Unternehmen in Ordnung“ gebracht werden.

Unterdessen zeigte sich die Regierung des indischen Bundesstaates Andhra Pradesh erfreut über die von VW angekündigte Zahlung von knapp zwei Mio. Euro. Damit trete der Konzern für den Schaden ein, der durch vermutlich illegale Machenschaften des ehemaligen Skoda-Personalvorstandes Helmuth Schuster entstanden sei, hatte der Konzern am Donnerstagabend in Wolfsburg mitgeteilt. Schuster sollte den Markteintritt in Indien für VW vorbereiten und wird beschuldigt, in die eigene Tasche gewirtschaftet zu haben. VW betonte das anhaltende Interesse an dem indischen Markt.

Der neue VW-Gesamtbetriebsratschef Bernd Osterloh will bei der Aufklärung möglicher Unregelmäßigkeiten bei Spesenabrechnungen eng mit dem Vorstand kooperieren. Er habe mit Konzernchef Bernd Pischetsrieder verabredet, dass alle sichergestellten Unterlagen, die auf mögliche Begünstigungen des Betriebsrates Hinweis geben könnten, von der Justiz überprüft werden sollten, erklärte Osterloh.

Es geht unter anderem um die Frage, ob Betriebsräten unzulässig hohe Gelder und Vergünstigungen ohne ausreichende Kontrolle zur Verfügung gestellt wurden. Hunderttausende Euro sollen ohne ordentliche Quittungen über Eigenbelege abgerechnet worden sein.

Pischetsrieder sagte, er werde dem Prüfungsausschuss des Aufsichtsrates am kommenden Montag vorschlagen, bei der Staatsanwaltschaft einen Antrag zur Überprüfung einer möglichen Begünstigung zu stellen. Der Ausschuss wird über erste Ergebnisse der Wirtschaftsprüfer mündlich beraten.

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig berichtete, weitere Unterlagen und elektronische Speichermedien – etwa mit E-Mails – seien inzwischen bei der Justiz eingegangen. Darunter seien auch die fraglichen Eigenbelege. Staatsanwälte und Landeskriminalamt ermitteln wegen Betrugs und Untreue gegen Schuster und den Mitarbeiter der Personalabteilung Klaus-Joachim Gebauer. Ferner sind auch Abrechnungsmodalitäten und Vorwürfe von „Lustreisen“ bei VW ins Visier der Ermittler gelangt.

Pischetsrieder und Osterloh bekräftigten ihr Interesse an einer vollständigen Aufklärung. Der Konzernchef sagte, dass künftig größere Beträge nicht mehr über Eigenbelege als Quittungsersatz erstattet würden. Für Reisespesen und Eigenbelege würden neue Richtlinien erarbeitet. Dokumentation und Kontrollen müssten verbessert werden. Darauf habe er sich mit dem Betriebsrat geeinigt.

Osterloh betonte: „Mir ist eine lückenlose Aufklärung überaus wichtig, damit mögliche Verfehlungen einzelner,…, nicht zu einer Diskreditierung eines ganzen Gremiums führen, das für die Beschäftigten und das Unternehmen jahrzehntelang und tagtäglich immer wieder gute Arbeit leistet.“ Zugleich forderte er Pischetsrieder auf, alle Etats zu überprüfen und offen zu legen, in in denen so genannte „Vertrauensspesen“ abgerechnet würden. Das sei wichtig, „auch im Hinblick auf die harten Sparmaßnahmen, die für die Beschäftigen an jeder Ecke spürbar sind.“

Pischetsrieder hatte in dem Interview gesagt, Eigenbelege im bisherigen Umfang werde es nicht mehr geben, aber es werde auch nicht jeder unter Generalverdacht gestellt. Es gebe bei VW 27 Vorstände oder Generalbevollmächtigte, die so genannte Vertrauensspesen abrechnen könnten. „Weil ein einziger diese Möglichkeit missbraucht zu haben scheint, will ich nicht allen anderen das Vertrauen entziehen.“

An der Aufklärung der Affäre arbeiten nach Angaben des Konzernchefs rund 15 bis 18 Mitarbeiter der Prüfungsgesellschaft KPMG, die Innenrevision des Konzerns und die Staatsanwaltschaft. Allein von Skoda seien “30 Umzugskisten Papier auszuwerten“. Ein großer Teil von dem, was jetzt untersucht werden müsse, spiele zudem im Ausland. Von den PCs der Beteiligten seien Daten im Umfang von 1.000 Gigabyte abgespeichert worden.

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