Vranitzky legt sich nicht fest
„Vor- und Nachteile kann man noch nicht abwägen“, sagt Vranitzky in der Sonntag-Ausgabe des „Kurier“. Die Realität sei, dass ÖVP-Chef Wolfgang Schüssel die drei Parteien einlade. „Das Risiko ist groß, dass sie gegeneinander ausgespielt werden.“ Vranitzky macht der SPÖ zudem ein Angebot: angesichts des verfehlten Wahlziels wolle er „helfen, wenn es gewünscht ist“.
Auf die Frage, unter welchen Voraussetzungen die SPÖ eine Koalition mit der Volkspartei eingehen sollte, antwortete der Ex-Kanzler in dem Interview: „Wenn eine sozialdemokratisch inspirierte Politik betrieben wird. Wenn das gelingt, kann die SPÖ gestalten. Dann kann sie sich weiter entwickeln und auch stärker werden.“ Insgesamt empfiehlt Vranitzky der SPÖ, Wirtschaftskompetenz zu vermitteln.
Klar macht der Ex-Kanzler aber auch: „Mit Glanz und Glorie“ wäre eine Große Koalition nicht versehen. Fänden sich Pläne beider Parteien wieder, die gegenüber ihren Wählern vertretbar seien, wäre viel gewonnen. Ideell sei aber zu verhindern, dass sich im Lauf der Zeit die Parteien in der Regierungsarbeit nicht wiedererkennen. „Das wäre wieder eine Chance für die FPÖ.“
Vranitzky traut Schüssel aber auch Schwarz-Blau wieder zu. „Schwarz und Blau machen einander ständig Komplimente. Man wird sehen, wie Schüssel mit dem Ergebnis des FPÖ-Parteitags umgeht. Wenn er glauben will, dass Haider keine Rolle spielt, wird er es glauben. Er definiert sein Risiko selbst.“