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ÖVP: Politologen sehen Spindelegger vor schwieriger Aufgabe

Der neue ÖVP-Obmann Michael Spindelegger steht vor schwierigen Aufgaben. Wenn es ihm und seiner Partei nicht gelingt, bis zur nächsten Nationalratswahl sich neu zu positionieren, droht der Volkspartei größeres Ungemach. Eine entscheidende Frage ist dabei, wie viel Freiraum die Bünde und Länder dem neuem Chef geben. Diese Einschätzung haben die Politologen Thomas Hofer und Peter Hajek im Gespräch mit der APA am Freitag geäußert.
Spindelegger stehe vor einer “herkulischen Aufgabe“, eine Wende sei aber nicht unmöglich, so Hofer. Entscheidend sei, ob die Bünde und Länder aus dem Fall Josef Pröll, der auch an der eigenen Partei gescheitert sei, etwas gelernt haben. Wenn die Vorgehensweise wie unter Pröll bleibt, werde Spindelegger ein ähnliches politisches Schicksal erleiden. Der neue Parteichef müsse daher darauf drängen, eigenmächtig agieren zu können, meinte Hofer.

Auch inhaltlich werde Spindelegger “die eine oder andere heilige Kuh des ÖAAB schlachten müssen”. Dass der Niederösterreicher im Gegensatz zu Pröll keine zu großen Erwartungen erwecke, könnte für Spindelegger zum Vorteil sein. Denn wenn er sich die Latte niedriger lege, könne er positiv überraschen. Zwar gelte Spindelegger von seiner politischen Herkunft als konservativ, er habe aber auch gezeigt, dass er überraschen könne. Er sei auf jeden Fall ein politischer Profi, so Hofer. Was das Charisma betrifft, “ist er nicht der Obama der Alpen und wird es auch nicht werden”, Spindelegger könne aber durch beständige Arbeit, die ÖVP in ruhigere Fahrwasser führen.

Spindelegger müsse aufpassen sich nicht zu Tode umarmen zu lassen

Spindelegger müsse aber aufpassen, von der SPÖ und Kanzler Werner Faymann “nicht zu Tode umarmt zu werden”. Er müsse den schwierigen Spagat zwischen Harmonie in der Regierung und Eigenpositionierung schaffen. Im Hinblick auf die Nationalratswahl 2013 müsse die ÖVP thematische Schwerpunkte setzen, um nicht im Kampf zwischen “Gut und Böse“, den die SPÖ zwischen Faymann und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache inszenieren werde, unterzugehen, warnte Hofer.

Ähnlich sieht das auch Hajek. Seiner Meinung nach hat Spindelegger als Außenminister und ÖAAB-Obmann “keine schlechter Figur gemacht”. “Ob er seine Ideen umsetzen kann, wird sich weisen.” Dass Spindelegger eine gewisse Ähnlichkeit zu Faymann nachgesagt wird, sieht Hajek nicht unbedingt als Problem. Der VP-Chef könne sich durch Themen und Inhalte abgrenzen.

Eine Erneuerung der Partei hänge aber nicht von Spindelegger alleine ab, auch Bünde und Länder müssten mitspielen, so Hajek. Die Hauptaufgabe sei es, weniger neue Konzepte zu erarbeiten, sondern in der Partei Änderungen zu vollziehen. Ob das möglich ist, werde sich schon bei der Erstellung des neuen Teams zeigen. Da werde man erkennen, welchen Spielraum die Partei Spindelegger lasse. Die Chance auf einen Neustart sieht Hajek intakt. Diese habe die ÖVP aber schon öfter gehabt. Wenn sie diese nicht nütze, werde sie massive Probleme bei der Nationalratswahl bekommen, gab der Politologe zu bedenken.

Was Neuwahlen betrifft, sehen Hofer und Hajek derzeit keine Gefahr. Das würde für beide Koalitionsparteien keinen Sinn machen, so Hajek. Hofer hält Neuwahlen 2011 für “völlig ausgeschlossen”. 2012 sei ein vorgezogener Urnengang dagegen möglich. (APA)

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