Die Maßnahme bringe auch für Autofahrer mehr Sicherheit, zeigte sich Wiens ÖVP-Chef Johannes Hahn vor Journalisten überzeugt.
Durch drei Polizisten geschützt, rollte Hahn am Montag an der Kreuzung Mariahilfer Straße/Neubaugasse einen aus Stoff gefertigten Zebrastreifen diagonal aus. “Jeder ist Fußgänger”, betonte er. Auf die schwächsten Glieder unter den Verkehrsteilnehmern müsse besonderes Augenmerk gelegt werden.
Weiterer Vorteil der Maßnahme, die laut ÖVP vor allem in Japan, aber auch in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und den USA üblich ist: Wenn die Autofahrer grün haben, müssen sie beim einbiegen nicht auf querende Fußgänger achten. Dafür wird die Wartezeit an den Kreuzungen länger, weil es drei Ampelphasen (zwei für die Autos, eine für die Fußgänger) statt zwei gibt.
Laut Wolfgang Gerstl, Verkehrssprecher der Wiener ÖVP, bräuchten die Diagonal-Zebrastreifen keine Änderung eines Bundesgesetzes, sondern könnten von der Stadt Wien vorerst in Form eines Projekts umgesetzt werden. Zum Einsatz kommen sollten sie seiner Ansicht nach vor allem innerstädtisch, und zwar überall dort, wo viele Menschen unterwegs seien.
Gerstl räumte ein, dass sich die Fußgänger an entsprechend geregelten Kreuzungen schon jetzt nicht von Diagonalqueren abhalten lassen. Im Grunde würden sie damit aber eine Verwaltungsübertretung begehen. “Wir wollen das entkriminalisieren”, sagte der Verkehrssprecher.
Wenig begeistert hat sich am Montag die Wiener SPÖ vom ÖVP-Vorschlag gezeigt, in der Bundeshauptstadt Diagonal-Zebrastreifen einzuführen. “Auf vier Seiten Grün für Fußgänger – das gibt es in Wien an einigen Kreuzungen bereits seit Jahren”, so SP-Gemeinderat Karlheinz Hora in einer Aussendung. Eine Änderung der Bodenmarkierung sei nicht notwendig, das bisherige System habe sich bewährt.
Die VP-Forderung würde jedenfalls die Budgets der jeweiligen Bezirke massiv belasten, denn die Markierung eines Zebrastreifens koste mehrere Tausend Euro, so Hora: “Wichtiger als neue Bodenmarkierungen wäre die Nachrüstung mit akustischen Leitsystemen für sehbehinderte Menschen.”