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ÖVP-Besuch in "Boxcamp": Rot-grüne Zweifel

Justizministerin Maria Berger (S) hat mit Skepsis auf den Besuch einer ÖVP-Delegation im hessischen "Boxcamp" für jugendliche Straftäter reagiert. Sie setzt lieber "auf professionelle Sozialtherapie", ließ sie am Freitag via Aussendung wissen.

Von den Jugendsprechern von SPÖ und den Grünen kam lediglich Kopfschütteln über die Ansichten von ÖVP-Generalsekretär Hannes Missethon, wonach derartige Camps eine “Alternative” zu derzeitigen Bewährungsauflagen seien.

In Zusammenarbeit mit den Männerberatungsstellen arbeite das Justizministerium am Ausbau sozialtherapeutischer Anti-Gewalt-Trainings, so Berger. Die Reform der bedingten Entlassung durch das sogenannte Haftentlastungspaket bewirke mehr gerichtliche Weisungen, solche Angebote anzunehmen. Konkret gebe es etwa Anti-Gewalt-Trainings für Jugendliche in der Justizanstalt Josefstadt. Auch im Hinblick auf die jahrzehntelange Erfahrung mit jugendlichen Straftätern in der Justizanstalt Gerasdorf unterstrich Berger, dass längst passiere, was Missethon einfordere.

< Bei minderschweren Delikten würden diversionelle Maßnahmen – etwa gemeinnützige Arbeit – sehr gut angenommen, so Berger. Sie erneuerte ihr Angebot an Missethon, der Justizanstalt Gerasdorf einen Besuch abzustatten und sich vor Ort einen Überblick zu verschaffen, “wie professionell in Österreich mit straffällig gewordenen Jugendlichen gearbeitet werde”.

SPÖ-Jugendsprecherin Laura Rudas gab sich ebenfalls skeptisch: Derlei “plakative Forderungen” greifen laut Experten zu kurz, meinte sie. “Es gilt Lösungen zu finden, die über das Ende einer Legislaturperiode hinaus wirken.” Neben der Prävention sei auch die Justiz gefragt, “denn Gewalttaten von jungen Menschen sind natürlich keinesfalls zu akzeptieren”. Gerade bei jungen Tätern müsse das Hauptaugenmerk auf die Resozialisierung gelegt werden. “Derartige Erziehungs-Camps spiegeln nicht die reale Welt, in der die Jugendlichen leben, wider.”

“Hannes Missethons Enthusiasmus für Jugendstraflager ist leider ungebrochen”, so die Grüne Jugendsprecherin Barbara Zwerschitz. Auch von ihr kommt das Angebot: “Missethon soll lieber der Jugendstrafanstalt Gerasdorf einen Besuch abstatten oder mit Beratern der Männerberatung oder Neustart reden. Dort gäbe es genug für die ÖVP zu tun.” In Camps wie jenen in Hessen werde nur eine bestimmte Zeit lang Normalität suggeriert. “Aber damit ist nichts gewonnen, denn sobald die Jugendlichen freigelassen werden und diese Autorität wegfällt, ist alles wieder wie vorher.”

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