Kommissionspräsident Romano Prodi bereite die Besetzung der einflussreichen Posten in der Brüsseler Behörde derzeit in Einzelgesprächen mit den Regierungschefs der jeweiligen Länder vor, sagte sein Sprecher Reijo Kemppinen der dpa in Brüssel am Dienstag. Acht osteuropäische Länder sowie Zypern und Malta treten der Europäischen Union am 1. Mai 2004 bei und sollen dann jeweils einen Kommissar nach Brüssel entsenden.
Die Kommission wolle die Namen der Kandidaten noch vertraulich behandeln, sagte Kemppinen. Unterdessen veröffentlichte ein Brüsseler Online-Dienst die Namen von 19 möglichen Anwärtern auf die europäischen Spitzenposten. Unter den Kandidaten seien mit der lettischen Außenministerin Sandra Kalniete und der polnischen Europaministerin Danuta Hübner lediglich zwei Frauen, berichtete EurActiv.com unter Berufung auf Kommissionskreise und eine Umfrage bei Botschaften und unter Journalisten der Beitrittsländer.
Aus Polen ist Hübner den Angaben zufolge die einzige Anwärterin auf ein Kommissarsamt, für Lettland seien auch Verkehrsminister Roberts Zile und der frühere Premierminister Guntars Krasts im Gespräch. Tschechien könnte Außenminister Cyril Svoboda, seinen EU- Botschafter Pavel Telicka oder den früheren Finanzminister Pavel Mertlik vorschlagen. Für Ungarn werden unter anderem der Chefunterhändler für den EU-Beitritt, Endre Juhà sz, und der ungarische Konventsvertreter Péter Balà zs genannt.
Weitere Kommissionskandidaten sind laut EurActiv.com der zyprische Außenminister George Iacovou, der frühere estnische Regierungschef Siim Kallas und der slowenische Europaminister Janez Potocnik. Für die Slowakei seien Ministerpräsident Mikulas Dzurinda, der frühere Coca-Cola-Manager Ivan Stefanec und der Unterhändler in den Beitrittsverhandlungen, Jan Figel, im Gespräch. Malta könnte Finanzminister John Dalli oder Außenminister Joe Borg entsenden, der wie Richard Cachia Caruana den Beitritt ausgehandelt hat.
Die zusätzlichen Kommissare bekommen volles Stimmrecht, aber zunächst keinen eigenen Geschäftsbereich. Sie sollen bis zur Neubesetzung der gesamten Kommission am 1. November jeweils drei Monate bei einem der 20 Kommissare aus den bisherigen EU-Ländern mitarbeiten. Von November an wird die Kommission gemäß dem Nizza- Vertrag auf 25 Mitglieder verkleinert. Dann entsendet jedes EU-Land unabhängig von seiner Größe je einen Kommissar nach Brüssel. Derzeit sind von den 20 Kommissaren fünf Frauen.