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Vorgesehener BVwG-Richter Keyl hat Bewerbung zurückgezogen

©Hubert Keyl zog am Montag seine Bewerbung als Verwaltungsrichter zurück.
Am Montag hat Hubert Keyl seine Bewerbung als BVwG Richter zurückgezogen. Seine Nominierung wurde zuvor heftig kritisiert.
Umstrittener Freiheitlicher soll Verwaltungsrichter werden
Keyl bezeichnete NS-Wehrdienstverweigerer als "Verräter"

Der umstrittene Jurist Hubert Keyl hat am Montag seine Kandidatur als Bundesverwaltungsrichter zurückgezogen. Dem vorausgegangen war heftige Kritik an seiner Nominierung, nachdem unter anderem bekannt geworden war, dass er vor einigen Jahren gegen die Seligsprechung des katholischen Kriegsdienstverweigerer Franz Jägerstätter angeschrieben hatte.

Vorfälle aus der Vergangenheit belasteten Keyl

Dies in Verbindung mit einem Vorfall vor einigen Jahren, wo im Rahmen einer Schlägerei unter Beteiligung Keyls der bekannte Neonazi Gottfried Küssel von Keyls Frau beigezogen worden war, hatte seit Tagen für Aufsehen gesorgt. Die Regierung hatte den ehemaligen Mitarbeiter des früheren Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf (FPÖ) trotz dieser Umstände vergangene Woche im Ministerrat nominiert.

ÖVP: von positiver Arbeitsleistung überzeugt

Der ressortzuständige Justizminister Josef Moser (ÖVP) hatte sich auf die Entscheidung des Personalsenats im Gerichtshof berufen, der Keyl empfohlen hatte. Tatsächlich brach das Gericht dann auch am Montag für seinen langjährigen Mitarbeiter eine Lanze. In einer Aussendung war von dessen fachlich fundierter und positiver Arbeitsleistung die Rede, von der man sich täglich überzeugen habe können.

Den Bundespräsidenten, der die Bestellung noch unterfertigen hätte müssen, schien diese Einschätzung nicht beeindruckt zu haben. Dem Vernehmen nach soll das Staatsoberhaupt den Koalitionsparteien über das Wochenende klar gemacht haben, dass ein Veto gegen Keyls Bestellung bevorstehe. In der ÖVP wird das wohl nicht alle gestört haben, hatte doch Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) Sonntagabend Keyls moralische Eignung für das Amt zumindest hinterfragenswert genannt.

Keyl: “unvorstellbare mediale Hetzjagd”

Der Jurist ging jedenfalls Montagfrüh selbst in die Offensive. In einer Aussendung sprach er von einer “vorher unvorstellbaren medialen Hetzjagd”, die ihn auch zum Schutz von Frau und Kindern seine Bewerbung zurückziehen lasse. Nachdem er sich schon am Wochenende vom Nationalsozialismus distanziert und jede nähere Bekanntschaft mit Neonazi Küssel dementiert hatte, ging er nun auch zu seinen eigenen Jägerstätter-Aussagen auf Distanz: “Ich würde diesen Artikel heute nicht mehr so veröffentlichen.” In einem Leserbrief hatte Keyl damals geschrieben, wer den Dienst in der Wehrmacht verweigert habe, sei “ein Verräter, und Verräter soll man verurteilen und nicht seligsprechen”.

FPÖ steht hinter Keyl

Die FPÖ zeigte Verständnis für Keyl, der offenbar unverändert Rückendeckung der Freiheitlichen genießt. Parteichef Heinz-Christian Strache sprach von einer “Hexenjagd” auf den Juristen, Generalsekretär Christian Hafenecker nannte es schade, “wenn der bestgeeignete Kandidat aufgrund einer medialen Hetze gegen ihn und seine Familie seine Kandidatur zurückzieht”.

NEOS fordern Konsequenzen

Ganz anders lautete die Einschätzung der NEOS. Vizechef Nikolaus Scherak forderte als Konsequenz aus dem Fall die Einführung eines transparenten Auswahlprozesses zur Verbesserung der Unabhängigkeit und Qualität der Verwaltungsgerichtsbarkeit.

(APA/Red)

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