Beim Tanzen haben sich Hildegard (80) und Peter Reith kennengelernt. Wann war das genau? Hildegard muss kurz nachdenken, Peter ist schneller. „Im September 1957“, sagt er mit breitem Lächeln, freut sich über sein gutes Gedächtnis. „Die wichtigen Dinge hat man im Kopf“, findet er und blickt seine Frau liebevoll an.
Der Unfall stellte das Leben der beiden auf den Kopf. Tags zuvor hatte er noch seinen 56. Geburtstag gefeiert. Eigentlich wollte er an diesem 10. Februar 1990 zuhause bleiben und Skirennen schauen. Doch er machte sich auf in seine geliebten Berge, dieses Mal Richtung Alpe Gsohl bei Hohenems. Auf dem Rückweg rutschte er auf einer Wurzel aus, stürzte unglücklich und verletzte sich schwer am vierten Halswirbel: eine sogenannte hohe Querschnittslähmung. Hände und Füße kann er seither nicht mehr bewegen.
Nach dem Unfall folgten sieben Wochen Spitalaufenthalt in Feldkirch und neun Monate Reha in Tirol. In dieser Zeit wurde das Haus rollstuhlgerecht umgebaut, beispielsweise mit Treppenliften. Dennoch stand die Frage im Raum: Kann man ihn nachhause bringen? „Probieren wir es halt“, fand Hildegard. Die Umstellung war riesig: „Er hat anfangs gar nix können“, erinnert sie sich kopfschüttelnd. „Noch nicht einmal umbringen kann ich mich“, hatte Peter im Spital angesichts seiner Lähmung zuerst gedacht.
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Liebevoll und bescheiden
Hildegard, gelernte Weißnäherin aus Oberösterreich, musste damals von heute auf morgen aufhören zu arbeiten. Mit 52 Jahren wurde die Pflege ihres Mannes zu ihrer Hauptaufgabe. Unterstützt wurde sie von Anfang an vom Krankenpflegeverein Altach.
Täglich kommt seither eine Mitarbeiterin am Vormittag zum Duschen. Alles andere übernimmt Hildegard selbst. Erst seit einem Jahr ist die 24-Stunden-Pflegerin Elena im Haus. Vier Wochen ist sie in Altach, vier Wochen zuhause in Rumänien.
Für Brigitte Weiler-Würtinger, Pflegeleiterin des Krankenpflegevereins, ist Hildegards Leistung nicht hoch genug einzuschätzen: „Ich habe in fast 40 Jahren in diesem Beruf noch keine vergleichbare Familie kennengelernt. So eine intensive und liebevolle Pflege ist einzigartig.“
In all der Zeit habe er sich zuhause kein einziges Mal wundgelegen, das spreche eindeutig für sie. Die Reiths konnten keine eigenen Kinder haben, der Kontakt zu den Mitarbeiterinnen des Krankenpflegevereins ist sehr eng. Brigitte hat fast die Rolle einer Ersatztochter.
Vorbilder für Lebensfreude! Die ganze Geschichte und alle Bilder von Hildegard und Peter Reith auf www.vorarlberg.at/pflegeberuehrt
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Pflegebedürftige wollen zuhause leben
80 Prozent der Pflegebedürftigen werden in Vorarlberg zuhause gepflegt, insgesamt rund 15.000 Menschen. Für sie gibt es vielfältige Unterstützung durch Mobile Hilfsdienste, Krankenpflegevereine, 24-Stunden-Betreuung, Tagesbetreuungen etc. Erste Anlaufstelle für alle Fragen sind die Case-ManagerInnen in jeder Gemeinde.
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