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Vorarlbergerin im Kriegsgebiet

"Ich habe nur kurz Zeit. Bis ich halt wieder in den Luftschutzkeller muss", sagt die Vorarlbergerin, als sie das Telefon abnimmt. Sie lacht unvermittelt.

Es herrscht Krieg im Norden Israels. Mit Galgenhumor scheint sich Sabine Dayan ihren persönlichen Schutzschild gezimmert zu haben: „Natürlich habe ich Angst. Ich bin jetzt drei Jahre hier, und es war ruhig.“ Die Englischlehrerin – Götzner Hauptschüler kennen sie als Sabine Riedmann – zog im Dezember 2003 mit ihrem israelischen Mann nach Nahariya.

Am Donnerstagfrüh mussten sie den Badeort am Mittelmeer verlassen, die Lage wurde zu brisant. „Wir wohnten dort im Zentrum, die ganzen Raketen schlugen in der Einkaufsstraße ein – nur sieben Minuten zu Fuß von uns entfernt“, sagt die 32-Jährige. Laufend beängstigender Gefechtslärm.

Doch auch bei den Schwiegereltern, die 40 Kilometer südlich in Haifas Vorort Kiryat Bialik wohnen, ist sie nicht wirklich in Sicherheit.

Raketen detonieren

„Wir hören ständig Raketeneinschläge, am Morgen war es besonders schlimm.“ Gestern früh suchte sie dann auch zum ersten Mal Zuflucht im Luftschutzraum. Bisher hatte sich Sabine Dayan stets geweigert. „Verstehen Sie, ich bin in Vorarlberg geboren, habe dort 30 Jahre gelebt. Die Situation hier kann ich noch nicht ganz verstehen.“

So sitzt Famile Dayan den ganzen Tag am Küchentisch. Das Haus dürfen sie nicht mehr verlassen: zu gefährlich. Der Fernseher läuft rund um die Uhr. „Da sagen sie, wo gerade Raketenangriffe erwartet werden.“ Spätestens wenn das Sirenengeheul einsetzt, rennt die Familie von der Küche in das zum Luftschutzraum hochgerüstete Schlafzimmer nebenan. 40 Zentimeter dicke Wände, Sicherheitsfenster und Stahltür. So einen Raum gibt es in nahezu jedem Haus in Nordisrael.

Daheim in Weiler verfolgen ihre Eltern aufmerksam jede Meldung aus der Region, Sabine meldet sich regelmäßig.

„In Israel wird es nie ganz ruhig sein – seien es Raketenangriffe oder Selbstmordattentäter. Man hofft trotzdem immer, dass es friedlicher wird. Aber auch die aktuellen Angriffe werden vorübergehen.“ Die Lehrerin, die an einer israelischen Privatschule lernschwache Kinder unterrichtet, ist zuversichtlich.

Weggehen ist für das junge Ehepaar keine Lösung. „Klar könnte der Letzte das Licht ausmachen. Aber dann hätten die Gegner doch ihr Ziel erreicht.“

ZUR PERSON

Sabine Dayan geb. Halbeisen

  • Beruf: Englischlehrerin und Übersetzerin
  • Geboren: 1974 in Feldkirch
  • Familie: Lebt mit ihrem Mann seit 2003 in Nahariya, 7 km von der libanesischen Grenze. Unterrichtete zuvor an der HS Götzis.
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