Beim fürstlichen Landwirtschaftsbetrieb durfte der Bub mithelfen. Nach ein paar Jahren kam die Frage, ob ich Diener von Fürst Franz-Josef und Fürstin Gina werden wolle. Und so schickte man mich zu hoheitlichen Verwandten nach Baden-Württemberg zur Ausbildung, erzählt Josef Bachmann.
40 Jahre Erfahrung
Aber jedes Detail seines Lebenslaufs ist eine unterhaltsame Episode – und unweigerlich mit Königen, Fürsten und Grafen verknüpft. So war Prinz Philipp, Gatte von Königin Elizabeth II., öfter in Vaduz zu Gast. Ich wollte mein Englisch verbessern, schildert Bachmann. Also hat Fürstin Gina ihm über Prinz Philipp ein halbjähriges Gastspiel als Diener bei der Queen verschafft. Noch heute staunt er über Zuckerdosen, die aus purem Gold waren. Der Buckingham Palace ist praktisch der Arbeitsplatz der königlichen Familie. Im Sommerurlaub, auf Schloss Balmoral in Schottland, waren alle viel lockerer. Doch er kam gerne wieder nach Vaduz: Hier leben wir ziemlich familiär zusammen, in England ist man eine Nummer im Gefolge.
Normaler Arbeitsplatz
Josef Bachmanns Arbeitstag beginnt um halb acht. Er deckt den Tisch, serviert das fürstliche Frühstück in weißen Handschuhen. Während das Zimmermädchen aufräumt, geht es an die Auswahl des dem Anlass entsprechenden Porzellans für das Mittagessen. Auch Blumen wollen besorgt werden. Das Menü bereitet der Koch zu. Der war früher Chefkoch des Lecher Fünf-Sterne-Hotels Post. Gegessen wird immer mit Silberbesteck. Und Silber putzen und polieren dauert eben. So ist auch der Nachmittag verplant.
Josef Bachmann ist ein echter Allrounder, organisiert Empfänge, setzt sich auch schon mal für Airport-Transfers hinters Lenkrad der roten Dienst-Audis – oder packt das fürstliche Reisegepäck. Inklusive Checkliste, damit die Fürstenfamilie gleich zurechtkommt. Und ist der Fürst verreist, hat auch Josef Bachmann Zeit für Urlaub. Schon in ein paar Tagen geht es für mich und meine Frau eine Woche nach Kalabrien, dann hängen wir einen Radurlaub in Mecklenburg-Vorpommern dran.
Er ist der Fürstenfamilie sehr nah, die Grenze zwischen Privatem und Beruflichem verwischt. Doch eines ist klar: Der Fürst ist Durchlaucht und geduzt werden maximal die Kinder. Erbprinz Alois (38) kennt er seit dessen ersten Atemzug, nennt ihn liebevoll Lois (gesprochen Lui). Als Alois aber in seinen Zwanzigern vom Studium zurück nach Vaduz kam, änderte der Diener die Ansprache: ,LuiÑ, ab heute sage ich zu Dir ,SieÑ! Er könne doch nicht während eines Staatsempfangs den Erbprinz per Du zum Telefon rufen, steht Bachmann die Ehrfurcht ins Gesicht geschrieben.
In drei Jahren will der Diener in Pension gehen. Seinen Nachfolger hat die Fürstenfamilie bereits gefunden – per Stellenanzeige in den VN. Der ebenfalls aus Zwischenwasser stammende Vorarlberger wird bereits eingelernt.
ZUR PERSON
Josef Bachmann