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Vor Festnahme erschossen

Der palästinensische Terroristenführer Abu Nidal hat nach offiziellen irakischen Angaben Selbstmord begangen. Top-Terrorist "illegal in den Irak eingereist".

Er habe sich in den Mund geschossen und sei acht Stunden später seinen Verletzungen erlegen, erklärte am Mittwoch der irakische Geheimdienstchef Tahir Jalil Habush in Bagdad. Abu Nidal sei illegal vom Iran aus mit einem falschen jemenitischen Pass in den Irak eingereist, sagte Habush auf einer Pressekonferenz. Die irakischen Behörden hatten stets bestritten, dass sich Abu Nidal, den die USA seit 1999 in Bagdad vermuteten, im Lande aufhielt.

Nach Informationen aus palästinensischen Kreisen im Westjordanland soll Abu Nidal, der mit richtigem Namen Sabri al Banna hieß, am Freitag tot in Bagdad aufgefunden worden sein. Sein Körper sei mit Einschusslöchern übersät gewesen, hieß es. Der irakische Geheimdienstchef erklärte, seine Regierung sei 1999 von einem anderen arabischen Land darauf hingewiesen worden, dass sich Abu Nidal im Irak aufhalte. Danach seien Ermittlungen aufgenommen worden. Als jetzt sein Aufenthaltsort bekannt geworden sei, seien mehrere Polizisten zu seiner Wohnung geschickt worden, um ihn festzunehmen und vor Gericht zu bringen. Als sie bei ihm eintrafen, habe Abu Nidal erklärt, er müsse noch ins Bad, um sich umzuziehen. Danach habe es einen Schuss gegeben. Abu Nidal sei dann sofort in ein Krankenhaus gebracht worden, wo er acht Stunden später gestorben sei.

Abu Nidals Terrorgruppe „Fatah-Revolutionärer Rat“, vom US-Außenministerium als „gefährlichste Terrororganisation mit dem weitesten Aktionsradius“ charakterisiert, wird für Anschläge in den siebziger und achtziger Jahren in mehr als zwanzig Ländern, darunter auch für die Ermordung des Wiener Stadtrats und Präsidenten der Österreichisch-Israelischen Gesellschaft, Heinz Nittel, am 1. Mai 1981, das Attentat auf die Wiener Synagoge mit zwei Toten im August 1982 und die Anschläge in den Flughäfen von Wien und Rom (Dezember 1985) verantwortlich gemacht.

Abu Nidal war 1973 aus der von Yasser Arafat geführten stärksten PLO-Teilorganisation „Fatah“ ausgeschlossen und von einem PLO-Gericht in Abwesenheit zum Tod verurteilt worden. Nach der Anerkennung des Existenzrechts Israels durch die Palästinensische Befreiungsorganisation hatte Abu Nidal zur Ermordung Arafats aufgerufen, dem er „Hochverrat“ am palästinensischen Volk und an der arabischen Welt vorwarf.

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