Vor Equal Pension Day: Diskussionen über Pensionen

Das gewerkschaftsnahe Momentum Institut sieht im Vorfeld des Equal Pension Day Frauen durch die Anhebung des Pensionsantrittsalter im Nachteil. Dagegen empfiehlt die wirtschaftsliberale Agenda Austria Frauen, die kurz vor der Pension stehen, weiterzuarbeiten. Die Regierungsparteien sind sich unterdessen weiter uneins beim Thema Pensionssplitting.
Momentum Institut warnt vor Pensionsverlust für Frauen
Das Momentum Institut kritisierte am Donnerstag, dass Frauen, die im kommenden Jahr in Pension gehen, durch die bevorstehende Anhebung des Antrittsalters für Frauen auf 20 Pensionsjahre gerechnet im Schnitt rund 54.000 Euro verlieren würden. Grund dafür sei der Aufwertungsmechanismus von Pensionen. Denn die Aufwertung der Pensionen passiere verzögert. Vor allem für Frauen, die ihre Pension in der zweiten Jahreshälfte 2024 antreten, ergeben sich dadurch laut Momentum Institut massive Pensionsverluste. Laut aktuellen Schätzungen werde ihre Pension lediglich mit 3,5 Prozent aufgewertet, die laufenden Pensionen werden aber voraussichtlich um 9,7 Prozent angehoben.
Damit später in Pension gehende Frauen keine Bezüge verlieren, fordert das Momentum Institut eine Schutzklausel. Diese soll sicherstellen, dass die letzten beiden Aufwertungen im Pensionskonto nicht unter dem inflationsbedingten Anpassungsfaktor liegen.
Denkfabrik Austria rät Frauen vor Pension länger zu arbeiten
Die wirtschaftsliberale Denkfabrik Agenda Austria riet unterdessen erwerbstätigen Frauen, die kurz vor der Pension stehen, den Pensionsantritt um drei Jahre aufzuschieben. Jedes zusätzliche Arbeitsjahr werde mit 4,2 Prozent Zuschlag belohnt, wodurch sich die Pensionslücke verkleinern würde, so Agenda Austria laut "Salzburger Nachrichten". Außerdem würden die aktuell hohen Lohnabschlüsse zu einer Aufwertung der Pensionskonten sowie in weiterer Folge zu einer Erhöhung der Bemessungsgrundlage für die Pension führen, so die Denkfabrik.
Equal Pension Day: Sozialministerium sieht Lücke kleiner werden
Das Sozialministerium betonte in einem Statement gegenüber der APA, dass die Pensionslücke bereits kleiner geworden sei, "aber sie schließt sich zu langsam". Die schrittweise Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters von Frauen werde zur weiteren Verkleinerung der Pensionsunterschiede beitragen. Wichtig wären zudem Maßnahmen zur Schließung der Lohnschere zwischen Frauen und Männern. Das automatische Pensionssplitting allein hielt das Sozialministerium dagegen für "keine ausreichende Maßnahme zur Bekämpfung von Altersarmut".
ÖVP-Kritik an Grünen vor Equal Pension Day
Kritik am Grünen Koalitionspartner wegen dessen Bremsen beim Pensionssplitting kam unterdessen erneut von Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP). In einer Pressemitteilung plädierte sie außerdem dafür, dass die Erwerbsbeteiligung von Frauen insbesondere in MINT-Branchen weiter gesteigert werden müsse, um die Pensionslücke zu schließen.
Auch Seniorenvertreter melden sich in Diskussion vor Equal Pension Day zu Wort
Seniorenbund-Präsidentin Ingrid Korosec forderte indes in einer Aussendung neben dem Ausbau der Kinderbetreuung und der Aufklärung über die Folgen von Teilzeitarbeit ebenfalls ein automatisches Pensionssplitting. Im Hinblick auf die Verhandlungen zur Pensionsanpassung 2024 meinte Korosec außerdem: "Die volle gesetzliche Pensionsanpassung von 9,7 Prozent für alle ist für mich eine Selbstverständlichkeit".
Klar gegen die Aliquotierung der ersten Pensionsanpassung sprach sich Peter Kostelka, Präsident des Pensionistenverbandes Österreich, aus: "Sie ist unfair, unsozial und gehört abgeschafft. Sofort, rückwirkend und dauerhaft". Die Pensionsaliquotierung sei derzeit zwar ausgesetzt, sie werde jene, die ab 2025 in Pension gehen, aber wieder "mit voller Härte" treffen, so Kostelka in einer Presseaussendung. Frauen seien wegen der Anhebung des Frauenpensionsalters besonders betroffen.
ÖGB für längere Anrechnung der Kindererziehungszeiten
Monika Kemperle, Vorsitzende der ÖGB-Pensionistinnen und -Pensionisten, verlangte in einer Aussendung eine bessere und längere Anrechnung der Kindererziehungszeiten sowie den Rechtsanspruch auf einen Kinderbildungsplatz für jedes Kind ab dem ersten Geburtstag. Nur so hätten Frauen "echte Wahlfreiheit" und könnten sich selbst vor Altersarmut schützen, sagte Kemperle.
(APA/Red)