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Von Schlangen, Fischen, Spinnen

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Der Flughafen Schwechat wird immer mehr zum Schmuggelzoo - Täglich werden rund 100 Kofferkontrollen durchgeführt - Milchprodukte aus Südosteuropa als „Sommer-Hit“.

Lebende Schlangen, Spinnen, Fische, Schildkröten oder Papageien – nicht nur Zigaretten, Drogen oder Lebensmittel beschäftigen das Zollamt am Flughafen Wien-Schwechat. Rund 100 stichprobenartige Kofferkontrollen täglich macht die Abteilung „Reiseverkehr“ im so genannten Grünkanal, auf den das Schild „Nothing to declare“ hinweist. Die meisten Überprüfungen enden, so Anton Markhardt, einer der drei Teamleiter der Abteilung, ergebnislos nach der Röntgenkontrolle – mit einem Gerät, das organische und metallische Substanzen unterscheiden kann. Andere haben saftige Geldstrafen zur Folge: meistens wegen Vergehen gegen den Artenschutz.

Hochsaison am Airport
Im Sommer herrscht wegen des erhöhten Reiseaufkommens Hochkonjunktur, die Prüfteams werden daher von drei auf vier Mann aufgestockt. Geschmuggelt wird aber nach Ansicht von Markhardt weniger als früher: „Die Leute haben einfach kein Geld mehr. Früher hatten wir in der Urlaubszeit Flüge aus Australien oder der Karibik, jetzt sind es 27 an einem Tag aus der Türkei wie am vergangenen Dienstag.“

Die eine oder andere Stange Zigaretten zu viel ist der Alltag der Beamten, die 24 Stunden und von 1. Jänner bis 31. Dezember im Einsatz sind. Die Highlights im Leben eines Koffer-Kontrollors sind andere:
„Vor zwei Jahren haben wir einen Koffer geöffnet, der randvoll war mit lebenden oder halb toten Schlangen, Spinnen und Reptilien.“ Auch Papageien, Echsen oder Leguane in Schuhschachteln sowie exotische Fische im klassischen Plastiksackerl sowie Muscheln oder Korallen wurden schon beschlagnahmt, ebenso diverse Lederartikel, die unter das Washingtoner Artenschutzabkommen fallen.

Strafen bis zu 1400 Euro drohen
In allen diesen Fällen erfolgt eine Überprüfung nach dem Artenschutz. Einerseits mit Hilfe einer internen Datenbank, andererseits mit Unterstützung des Tiergartens Schönbrunn oder des „Haus des Meeres“ in Wien-Mariahilf. Wird ein Vergehen festgestellt, drohen Geldstrafen pro Fall in der Höhe von rund 1.400 Euro. Liegt kein Verstoß vor, darf der Tierfreund sein „Mitbringsel“ abholen.

Die Auswahl der zu Kontrollierenden obliegt allein dem Gespür der Beamten. Nervosität sei, so Markhardt, nicht unbedingt der Hinweis auf einen Schmuggler: „Manche werden schon nervös, wenn sie einen Uniformierten sehen.“ Gar nicht nervös und doch auffällig waren vor geraumer Zeit zwei „Geschäftsleute“, die von einem Flug aus Mailand durch den Grünkanal gehen wollten: „Jeder der beiden hatte 25 Kilogramm Kokain in seinem Koffer“, erinnert sich der Teamleiter, der immer dann hinzugezogen wird, wenn’s brenzlig wird. Derzeit finde man aber am häufigsten Milchprodukte aus der Türkei oder Griechenland in den Taschen. „Ein Kilogramm ist erlaubt, oft ist es viel mehr. Als Geschenk für die Daheimgebliebenen.“

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