Etienne Colmar und Xavier Beauvois haben ihr Drehbuch nach einer wahren Geschichte geschrieben. 1996 wurden in einem Kloster in den Bergen Algeriens sieben französische Mönche von islamistischen Terroristen entführt und später enthauptet aufgefunden. Die genauen Umstände wurden nie geklärt, die Mörder nie bestraft. Klar ist jedoch, dass es sich um eine absehbare Tragödie handelte, die wachsende Gefahr den Klosterbrüdern bewusst war und sie auch zuvor bereits Kontakt mit den Rebellen hatten. In einem langen Ringen entschieden sich die Mönche jedoch zum Bleiben und begaben sich in Gottes Hand. Nur zwei von ihnen entgingen dem Rebellenüberfall und überlebten.
Beauvois, mit Filmen wie “Nord”, “Vergiss nicht, dass Du sterben musst” und “Eine fatale Entscheidung” schon bisher einer der wichtigsten französischen Regisseure der mittleren Generation, wurde mit “Des Hommes et des Dieux” (Original-Titel) von Frankreich für den Auslands-Oscar nominiert. Tatsächlich ist seine Komposition aus (in Marokko gedrehten) Landschaftsaufnahmen und Klostergesängen, dem ruhigen Verfolgen des Kloster-Alltags und seiner täglichen Rituale sowie dem genauen Blick auf eine Gemeinschaft, deren Mitglieder sich dennoch ein hohes Maß an Individualität bewahrt haben, außergewöhnlich. Dazu kommt die Frage der friedlichen Koexistenz der Religionen, die heute aktueller denn je wirkt.
Für die starke Wirkung, die das Ringen der Männer mit Gott, der sich anbahnenden Gefahr, persönlichen Fluchtgedanken und brüderlicher Solidarität entfaltet, ist auch ein vorzüglich zusammengestellter Cast verantwortlich. Von Lambert Wilson als Abt Christian und Michael Lonsdale als betagter Klosterarzt bis zu hierzulande weniger bekannten Darstellern sind sie bei aller gemeinsamen Demut sehr eigenständige Charaktere. Immer wieder holt die Kamera von Caroline Champetier ihre Charakterköpfe in Großaufnahme auf die Leinwand. Die wahren Dramen spielen sich hinter diesen von Falten zerfurchten, gutmütigen Gesichtern ab. Das blutige Ende zu zeigen, darauf kann Xavier Beauvois getrost verzichten.
