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Von der Musik zur Physik

©VMH/Philipp Steurer
50 Jahre Laser: Sandra Stroj mischt in der internationalen Laserforschung mit.

Handschuhe, Haarnetz, Spezialanzug, Stiefel. Bevor Sandra Stroj „ihr“ Reich betreten kann, muss sie sich erst einmal verpacken. Eintritt in den Reinraum des Forschungszentrums der Fachhochschule Vorarlberg erhält nur, wer die Prozedur mitmacht. Schließlich darf sich kein Staubkorn einschleichen. Hier ist es sauberer als in einem OP-Saal. „Wenn man draußen etwas vergisst, ist es schon ärgerlich“, meint die 34-Jährige. Dann muss sie sich erneut aus ihrer Forschungskluft schälen. Die junge Wissenschafterin beschäftigt sich neben ihrer Arbeit beim Laserhersteller High Q Laser Innovation in Rankweil auch am FH-Forschungszentrum für Mikrotechnik mit Laserablation. Also damit, wie man widerspenstige Materialien mit Lasern bearbeiten kann. Diamanten zum Beispiel. „Es ist faszinierend, was man mit Licht alles machen kann. Jeder hat einen Laser zuhause, etwa ein CD-Rom-Laufwerk. Aber den wenigsten ist es bewusst. Das ist eine Technologie der Zukunft“, spricht sie euphorisch. An den Ultrakurzpuls-, Excimer- und CO2-Lasern im Reinraum steht sie oft. Würde das aber gern noch öfter tun: „Man verbringt viel weniger Zeit im Labor, als man gerne würde. Vielleicht 30 Prozent. Die Versuchsplanung geschieht am Schreibtisch, nicht am Laser.“ Pragmatische Entscheidung Für Physik interessierte sich Stroj in der Schule herzlich wenig. Ihr Interesse galt der Musik. „Ich wollte immer Geigerin werden. Gott sei Dank hat das nicht geklappt“, meint die Harderin rückblickend. Den Weg in die Technik fand sie „eher zufällig“ nach der Matura. „Aber der Funke ist schnell übergesprungen“, erzählt Stroj, die sich selbst als „Spätberufene“ bezeichnet. Der Studiengang Fertigungsautomatisierung an der Fachhochschule in Dornbirn klang interessant und war nicht weit weg. „Das war eine eher pragmatische Entscheidung.“ Bereut hat sie diese bislang nicht. Nach dem Abschluss hängte sie ein Doktorat an der TU Wien an. Als Frau am Institut für Elektrotechnik fiel sie auf. „Ich war zwar nicht die einzige, aber es gibt extrem wenig Frauen. Da muss man sich schon beweisen. Es gibt immer wieder Herren der Schöpfung, die Frauen gegenüber skeptisch sind. Ich konnte aber alle recht schnell überzeugen“, sagt sie selbstsicher. Trotz Studium in Wien und Auslandsaufenthalt in Griechenland, den ihr ein Stipendium ermöglichte, blieb sie ihrer Heimat treu. „Vorarlberg war immer die Basis. Es ist klasse, dass ich hier arbeiten kann. Normalerweise gilt ja: Je stärker man sich spezialisiert, umso weiter muss man weg. Ich habe das Glück, dass alles vor der Türe liegt.“ Laserforscher gibt es weltweit sehr wenige. Der internationale Austausch sei deshalb wichtig. „Die Community kennt sich weltweit. Man trifft sich jährlich auf Konferenzen“, erzählt sie. Zum beruflichen Glück kommt auch noch das private. Im Oktober 2009 heiratete sie ihren Freund und ehemaligen Studienkollegen Harald Stroj. Mit ihm teilt sie auch ein Faible für Oldtimer. Gemeinsam wurden schon zahlreiche Vespas und VWs zerlegt. Die Musik behält sich Stroj als Hobby. Wobei sie zugibt, dass die Geige momentan eher verstaubt. Dafür singt sie jetzt in einem Gospelchor.

zur Person

Sandra Stroj (geb. Zoppel) Die Harderin forscht im Bereich Laserablation. Geboren: 26. 6. 1975 Ausbildung: BORG Lauterach, 1997–2001: Studium Fertigungsautomatisierung (FH Vorarlberg), bis 2208: Doktorat im Bereich Laserablation (TU Wien) Laufbahn: Forschungszentrum Mikrotechnik, Mitarbeiterin bei High Q Laser Innovation, Rankweil Familienstand: verheiratet

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