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Von der Leyen rät ÖVP, Ideologien beiseite zu legen

Von der Leyen, Spindelegger und Mikl-Leitner.
Von der Leyen, Spindelegger und Mikl-Leitner. ©APA
Der ÖVP-Arbeitnehmerbund ÖAAB hat Freitagnachmittag zu einer Diskussionsveranstaltung über Familie, Beruf und Freizeit geladen und dabei mit der deutschen Ministerin für Arbeit und Soziales, Ursula von der Leyen, eine prominente Gastrednerin nach Wien gebracht.

Der deutsche Gast riet in seiner breit angelegten Rede über demografischen Wandel, Kinderbetreuung, Familien und die Herausforderungen der Arbeitswelt der ÖVP, alte Ideologien beiseite zu legen. Von der Leyen eröffnete ihre Ansprache mit einem glühenden Plädoyer für Europa. ÖAAB-Obfrau und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner machte im Rahmen der Veranstaltungsreihe “Zukunftsforum Soziales” zwei Ansagen: Sie plädierte für eine tägliche Turnstunde und für klare Regelungen für die berufliche Erreichbarkeit in der Freizeit.

Schwerpunkt “tägliche Turnstunde”

Bei der Veranstaltung wurden drei Schwerpunktthemen diskutiert: Kindergesundheit, Burnout sowie Familien- und Freiwilligenarbeit. Zum Thema Kindergesundheit betonte Mikl-Leitner, dass Österreich ein gutes und teures Gesundheitssystem habe, es aber auch Verbesserungspotenzial vor allem bei der Prävention gebe. So müsse man angesichts des steigenden Übergewichts bei Kindern Bewegung und gesundes Essen forcieren. “Wir sind für die tägliche Turnstunde”, so Mikl-Leitner.

Vorbeugung von Burn-Out

Um Burnout vorzubeugen, plädierte Mikl-Leitner für klare Regeln bei der beruflichen Erreichbarkeit in der Freizeit. Denn bei vielen Arbeitnehmern verschwinden die Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit immer mehr und diese Erreichbarkeit Rund-um-die-Uhr führe oft zu einer physischen und psychischen Belastung und könne im Burnout enden. Daher müssten Kollektivverträge und Betriebsvereinbarungen mit entbrechenden Schutzmaßnahmen ausgestattet werden.

Plädoyer für Europa

Ursula von der Leyen präsentierte sich als glühende Europäerin mit einer besonderen Zuneigung für Österreich: “Ich liebe Österreich als Urlaubsland.” Ihre Einstellung zu Europa und Österreich erklärte sich mit ihrer persönlichen Geschichte. Sie sei in Brüssel geboren und aufgewachsen, trete heute dort aber als deutsche Ministerin auf und urlaube seit Jahrzehnten auf einer Alm in Österreich, wo auch ihre Schwester begraben sei, die als Kind gestorben ist. Europa sei aber in einer tiefen Vertrauenskrise. Um diese zu überwinden, müsse sich Europa stabilisieren und wettbewerbsfähig bleiben. Sie hänge am europäischen Sozialmodell und möchte dieses nicht gegen das asiatische oder das angelsächsische tauschen. Aber angesichts dessen, dass Europa 25 Prozent des globalen BIP erwirtschafte, aber für Soziales 50 Prozent dessen ausgebe, was auf der ganzen Welt ausgegeben werde, “müssen wir desto besser werden, je teurer wir werden”, so Von der Leyen.

Demografischer Wandel fordert Reformen

So gebe es drei Möglichkeiten, um dem demografischen Wandel zu begegnen: die Pensionen senken, die Beiträge für die Jungen erhöhen oder das Pensionsalter anzuheben. Um Letzteres zu erreichen, müsse man die Arbeitsprozesse anpassen und nach kräfteschonenden Verfahren suchen, die sogar zu einem Exportschlager der Industrie in der Welt werden könnten. Der Wandel habe gleichzeitig ein Absinken der Geburtenrate gebracht, so Von der Leyen. “Das ist aber nicht gottgegeben, das ist nicht zwingend”. Schuld daran sei vielmehr die polarisierende Debatte mit Begriffen wie “Rabenmutter oder Heimchen am Herd”. Das gehöre auf den Müllhaufen, so die Ministerin.

Spindelegger: “Kinderfreundliche Steuerreform”

VP-Parteichef Michael Spindelegger, der am Weg nach Rom kurz die Veranstaltung besuchte, überreichte von der Leyen für ihre neunköpfige Familie – “sie hat sieben Kinder und sie hat einen Ehemann” – eine Sachertorte und Swarovski-Geschenke für den Schreibtisch. Er betonte einmal mehr, dass die ÖVP bei der Berufs- und Familiengestaltung für Wahlfreiheit stehe. So sei Teilzeit eine wichtige Errungenschaft, die man sich “nicht schlecht machen” lasse. Als weiteren Schwerpunkt der ÖVP nannte er Mitarbeiterbeteiligung und eine kinderfreundliche Steuerreform. Wenn es eine Steuerreform gibt, werde es eine sein, “wo Kinder eine bessere Stellung bekommen”, so Spindelegger.

(APA)

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