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Von 22 Mrd. S-Verlust 2000 "entsetzt"

Der frühere ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch wurde von Richterin Bandion-Ortner ausführlich zu seinem früheren Wissensstand über die Verluste bei der BAWAG befragt.

Von den „echten Verlusten“ sei er Ende des Jahres 2000 informiert worden, sagte Verzetnitsch. „Ich war entsetzt“, so der damalige ÖGB-Chef. „Es geht ja um 22 Mrd. Schilling, das ist ja nicht ein Spaziergang“.

Schon im Jahr 1998 habe er eine Information über Verluste in der Bank erhalten, diese Verluste wären aber schon bereinigt gewesen und dadurch sei kein Schaden entstanden, das sei ihm damals vom BAWAG-Aufsichtsratspräsident Günter Weninger berichtet worden. „Für mich war das Thema damit erledigt“, sagte Verzetnitsch heute. Er habe keine Organ-Funktion in der Bank gehabt, sondern hatte die Eigentümerfunktion bei der BAWAG auszuüben. „Meine Hauptaufgabe war Präsident des ÖGB“, betonte Verzetnitsch. Er gehe daher von der Organverantwortung der betreffenden Organe in der Bank aus.

Die Richterin hielt Verzetnitsch daraufhin seine Aussage im parlamentarischen Banken-Untersuchungsausschuss vom 2. Februar 2007 vor, wonach er erst im Jahr 2000 von den BAWAG-Verlusten erfahren habe. Von den wesentlichen Verlusten habe er erst im Jahr 2000 erfahren, im Jahr 1998 seien ihm die Verluste ja so dargestellt worden, dass sie keinen Schaden verursachten, versuchte Verzetnitsch zu erläutern. Der Verlust der BAWAG im Jahr 1998 sei für ihn also „kein wirklicher Verlust“ gewesen, fragte die Richterin nach. Die „eigentliche Dramatik“ des Verlusts sei im Jahr 2000 vorhanden gewesen, so Verzetnitsch. Im Jahr 1998 sei er von Weninger zwar informiert worden, aber nicht über Details.

Weninger stellte seine damalige Information an Verzetnitsch über die 1998-er Verluste ausführlicher dar: Zwei oder drei Tage, nachdem er selbst Ende Oktober von den Verlusten informiert worden war, habe er Verzetnitsch die Informationen weitergegeben. Durch Wolfgang Flöttl sei ein großer Verlust entstanden, auch die Verlusthöhe habe er Verzetnitsch genannt. Die BAWAG habe aber einen Plan und werde das Vermögen von Flöttl verwerten. Verzetnitsch sei auch davon in Kenntnis gesetzt worden, dass man Flöttl nicht in Konkurs schicken werde, sondern „vordergründig“ weitere Geschäfte mit ihm mache, aber ihn diese nicht selbst managen lasse sondern von der Bank aus führen werde. „Verzetnitsch ist ein sehr neugieriger Mann, er hat sicher nachgefragt, ich nehme an dass ich ihm nichts verschwiegen habe“, sagte Weninger kurz vor der Zeugeneinvernahme des Ex-ÖGB-Chefs.

An ein Gespräch im Jahr 1998 mit dem damaligen BAWAG-Generaldirektor Helmut Elsner über die Verluste könne er sich nicht erinnern, er sei von Weninger informiert worden, sagte Verzetnitsch. Elsner hingegen sagte heute vor Gericht aus, er habe damals im Anschluss an Weninger ebenfalls mit Verzetnitsch über die Verluste gesprochen. Im Jahr 1998 hatte Wolfgang Flöttl den ersten Totalverlust mit BAWAG-Geldern gebaut, er hatte die bei ihm veranlagten BAWAG-Gelder in Höhe von 639 Mio. Euro durch Spekulationsgeschäfte, die mit Yen fremdfinanziert waren, verloren.

Die Staatsanwaltschaft hatte bereits nach der Aussage von Weninger im BAWAG-Prozess erklärt, dass sie die Einleitung eines Verfahrens gegen Verzetnitsch wegen des Verdachts der falschen Zeugenaussage prüfe.

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