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Vom Talent zu begeistern

©VN/Hofmeister
Mit Kreativität hat Hubert Konzett auch seine Schüler bei der Stange gehalten.

Schulende. Noch fünf Tage, dann gehen 38 Dienstjahre unwiderruflich zu Ende. Hubert Konzett nimmt es gelassen. „Es braucht für alles eine Zeit“, sagt der langgediente Pädagoge und zitiert noch ein Sprichwort, das sein Vater oft gebrauchte: „Wenn es am Schönsten ist soll man gehen.“ Und jetzt freue er sich eben auf die Pension. Vielen Schülern an der Hauptschule Innerbraz wird Hubert Konzett fehlen. Denn er war nicht nur Lehrer. Er hat mehr als 30 Theaterstücke geschrieben, sie inszeniert und gemeinsam mit den Jugendlichen auf die Bühne gebracht. Auf diese Weise schaffte er es immer wieder, sie auch für den Unterricht zu motivieren und zu begeistern. Nicht zuletzt deshalb ist der Bürser weit davon entfernt, einen Abgesang auf die Jugend anzustimmen. „Sie können zwar Stacheln zeigen, aber wenn man einen guten Draht zu den jungen Leuten findet, lässt sich viel aus ihnen herausholen“, lehrte ihn der Beruf.

Auf Umwegen zum Beruf

Zu dem kam Hubert Konzett auf Umwegen. „Ich bin nie gerne in die Schule gegangen und konnte mir nie vorstellen, Lehrer zu werden“, erzählt er. Erst beim Bundesheer ging ihm quasi der Knopf auf. Ein Kollege aus Tirol erwähnte beiläufig, er werde Lehrer. „Eine gute Idee“, befand daraufhin auch der HAK-Absolvent und startete an der PÄDAK neu durch. Seine ersten Lehrverpflichtungen führten ihn an die Volksschulen St. Peter in Bludenz und Innerbraz. Schließlich blieb Hubert Konzett an der Hauptschule Innerbraz hängen, wo er bis jetzt Deutsch und Bildnerische Erziehung unterrichtete. Bereut hat er die Entscheidung nicht, obwohl mit den Sparmaßnahmen der damaligen Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer turbulente Zeiten anbrachen. „Ihr Vorgehen war unklug“, beschreibt Hubert Konzett sein Empfinden. Es trieb ihn schließlich zum Protest. Er engagierte sich dafür, dass Lehrer gegen die Einschränkungen auf die Straße gingen. Ein mühevolles Unterfangen, doch für ihn „eine Möglichkeit, endlich Rückgrat zu zeigen“. Noch heute hält Konzett den politisch Verantwortlichen vor, mitunter „viel zu reden ohne zu denken“. Seiner Ansicht nach führt kein Weg an der gemeinsamen Schule der 10- bis 14-Jährigen vorbei, wolle man keine sozialen Gräben öffnen.

Sorge um Kreativität

Vor allem aber plagt ihn die Sorge um die Kreativität an Schulen. Denn: „Die Zeit braucht kreative Lösungen.“ Er selbst ist damit immer gut gefahren. Das Erarbeiten von Theaterstücken mit den Schülern, Schritt für Schritt bis etwas Ganzes entsteht, machte das Schulleben für alle farbiger. „Die Kinder haben ihre Rollen stets mit viel Herzblut gespielt“, schwärmt Konzett in höchsten Tönen von den jungen Künstlern, die nebenbei auch noch jede Menge an Selbstvertrauen gewannen. Nun sind die letzten Tage in der Schule angebrochen. Angst vor einem Pensionsschock hat Hubert Konzett nicht. „So bleibt mehr Zeit für die Malerei“, meint er lächelnd. Landschaften, Blumen, Stadt- und mediterane Ansichten, festgehalten in warmen Aquarell- und Acrylfarben, sind seine Lieblingsmotive. Damit konnte der 61-Jährige in Ausstellungen auch schon viele andere Menschen begeistern. Dieses Talent wird ihm bleiben.

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