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Vom Leben und Sterben

Der redselige Ducky aus der amerikanischen Krimiserie „Navy CIS“ kriegt nur Leichen auf den Stahltisch. Auch der mitfühlenden Alex aus „CSI Miami“ geht es nicht besser.

Das wirkliche Leben von Pathologen schaut da ganz anders aus. Denn sie haben mehr mit dem Leben als mit dem Tod zu tun, wenngleich Letzterer auch zu ihrem Arbeitsalltag gehört.

Zielgerichtete Therapien

OA Dr. Susanne Dertinger leitet die Prosektur am LKH Feldkirch. Rund 400 Auto­- p­sien pro Jahr werden unter ihrer Leitung durchgeführt. Dem gegenüber stehen 90.000 bis 100.000 Proben von Patienten, die einer genauen Dia­gnostik und in der Folge einer möglichst zielgerichteten Therapie von Krankheiten dienen. Susanne Dertinger arbeitet seit zwölf Jahren am LKH Feldkirch. Begonnen hat sie auf der Nuklearmedizin. Aber schon acht Monate später übersiedelte die gebürtige Deutsche in die Pathologie. Denn dort ist sie nach ihrem Studium groß geworden. Drängt sich gleich die Frage auf, ob das, was Forensiker in den Kult gewordenen US-Krimiserien an komplizierten Todesfällen lösen, realistisch ist. Susanne Dertinger lacht. „Da kann ich nicht mitreden, weil ich kaum fernsehe.“ Zwei Kinder, ein Pferd und die Bügelwäsche haben Vorrang. Und wenn, dann gibt sich die junge Frau „schöne Geschichten mit gutem Ausgang“.

Herausforderung

Schicksale bekommt sie als Pathologin genug unter die Hände. Dennoch zeigt sich die 41-Jährige von ihrem Beruf begeistert. „Man ist täglich gefordert zu lernen, um zum Wohle der Lebenden der biologischen Wahrheit so nahe wie möglich zu kommen.“ Je genauer ein Befund, umso besser sind nämlich Therapien und Vorsorgemaßnahmen zu steuern. Den Toten begegnet die freundliche Oberärztin ebenfalls mit gebührendem Respekt. „Klarheit schaffen, wo es keine gibt, ist das Wenigste, was wir für einen Menschen dann noch tun können“, so Dertinger. Dazu gehört auch, den Angehörigen die Möglichkeit des Abschieds in würdigem Rahmen zu geben. Im neuen „Campus West“ gibt es deshalb einen interkonfessionellen Verabschiedungsraum.

Stabiles Umfeld

Anders als die Kollegen draußen oder auf den Spitalsstationen ist die Pathologin nicht direkt mit Krankheit und Leid konfrontiert. Doch es gilt, den täglichen Umgang mit bösartigen Diagnosen zu bewältigen. „Das Wichtigste sind Professionalität, ein gutes Team und ein stabiles familiäres Umfeld“, listet Susanne Dertinger auf. Sie hat alles und ein bisschen mehr. Denn: „Man lebt durch den Beruf bewusster“, sagt sie. Dass Pathologie aber nicht nur mit Tod zu tun hat, davon können sich Besucher heute von 13 bis 17 Uhr bei einem Infotag überzeugen. Es besteht die Möglichkeit, die für die Öffentlichkeit normalerweise unzugänglichen Räumlichkeiten zu besichtigen.

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