In der Bundeshauptstadt laden insgesamt 2.690 Kaffeehäuser zu Melange und Co.
Laut Jank besucht ein durchschnittlicher Wiener drei- bis viermal pro Woche ein Kaffeehaus. Dieses sei zudem ein wichtiger Imagefaktor und Exportartikel für die Stadt: “87 Prozent aller ausländischen Wien-Gäste haben vor, zumindest einmal in ein Cafe zu gehen”, unterstrich die Wirtschaftskammerpräsidentin. Außerdem seien Kaffeehäuser – wie die gesamte Gastronomie – eine wichtiger Ausbildungsstätte für junge Menschen.
Den ersten Kontakt zwischen den Wienern und der koffeinhaltigen Frucht gab es im Zuge der Türkenbelagerung: 1683 traten die feindlichen Militärs fluchtartig den Rückzug an und ließen unter anderem 500 Säcke Kaffee zurück. Die Bohnen wurden anfangs jedoch für Kamelfutter gehalten, erst langsam fanden sie in gebrauter Form Zuspruch bei der Bevölkerung. Laut Günter Ferstl, Obmann der Fachgruppe Kaffeehäuser, eröffnete 1685 das erste Kaffeehaus in Wien (heutige Rotenturmstraße 14).
Hundert Jahre später gab es bereits über 60, um 1900 schon 600 solcher Gaststätten in der Bundeshauptstadt. Derzeit zähle die Fachgruppe Kaffeehäuser 2.690 Mitglieder, darunter auch Kaffee-Restaurants, Konditoreien oder Espressi, so Ferstl: “Erweiterungen des Sortiments etwa um “Latte macchiato” oder aromatisierte Heißgetränke bedeuten jedenfalls nicht – wie manche meinen – den Untergang der traditionellen Kaffeehauskultur.”
Für Mailath-Pokorny ist das Wiener Kaffeehaus für die hiesige Kultur “evident”. Es sei ein demokratischer Ort, der einem ermögliche, unbehelligt sitzenzubleiben, ohne ständig zu konsumieren. “In Zeiten von Vernetzung und großer Mobilität ist das Kaffeehaus ein wichtiger Ort der Zusammenkunft und des Austauschs”, was sich als durchaus fruchtbar für das kreative Potenzial der Stadt erwiesen habe, so der Kulturstadtrat. Er verwies bei dieser Gelegenheit auf Wiener Kaffeehausliteraten wie Peter Altenberg oder Karl Kraus – und diese Tradition sei noch nicht zu Ende: “Schließlich werkt Robert Menasse immer noch im Cafe Sperl.”