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"Vollholler" zum österreichischen Wort des Jahres 2017 gewählt

Vollholler ist das Wort des Jahres 2017.
Vollholler ist das Wort des Jahres 2017. ©APA/GEORG HOCHMUTH
Das Wort bzw. Unwort des Jahres 2017 wurde gekürt: "Vollholler" belegt den ersten Platz. "Alternative Fakten" wurde der zweite Platz zuerkannt. Jugendwort des Jahres 2017 ist "Hallo, I bims!"

“Vollholler” und “Alternative Fakten” sind in Österreich zum Wort bzw.Unwort des Jahres 2017 gekürt worden. Beim Jugendwort “Hallo, I bims!” handelt es sich um eine bewusste Fehlschreibung und ein Spaßwort (statt: Hallo, ich bin’s) ohne tiefere Bedeutung, so die Jury. “Vollholler” wurde an die erste Stelle gewählt. Die Formulierung war in einer Aussage von Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) enthalten, der im Juni auf eine Äußerung von Außenministers Sebastian Kurz (ÖVP) reagiert hatte, wonach die “Mittelmeer-Fluchtroute” geschlossen werden sollte. Das gesamte Zitat: “Das ist, ehrlich gesagt, der nächste populistische Vollholler.”

“Fake News” belegen zweiten Platz

“Fake News” wurde der zweite Platz zuerkannt. Der aus dem Englischen übernommene Ausdruck meint Falschnachrichten aller Art, mit denen versucht wird, die Politik zu beeinflussen. Der Ausdruck sei zu einem Leitbegriff der derzeitigen öffentlichen Diskussion geworden. “Frauennationalteam” auf Rang drei soll die außerordentlichen Leistungen der österreichischen Fußballerinnen bei der Europameisterschaft würdigen.

Die ursprünglich amerikanische Wortschöpfung “Alternative Fakten”, mit der eine offensichtliche Lüge eines hohen Amtsträgers verschleiert wurde, wurde zum Unwort gewählt. Der Ausdruck sei zu einem geflügelten Wort geworden, mit dem krasse Lügen in der öffentlichen Kommunikation – manchmal auch ironisch gemeint – umschrieben und damit verharmlost werden.

“Registrierkassensicherheitsverordnung” als Unwort gekürt

Das Wortmonster “Registrierkassensicherheitsverordnung” erreichte Rang zwei vor “Silbersteinfrei”. Der vom ehemals grünen Politiker Peter Pilz erfundene Begriff in Bezug auf den aus Israel stammenden SPÖ-Wahlkampfberater Tal Silberstein stelle “nach weitverbreiteter öffentlicher Deutung” eine Anspielung auf den aus der Nazi-Propaganda stammenden Ausdruck “judenfrei” her. Er ist wegen seines diskriminierenden Charakters und des mangelnden Geschichtsbewusstseins ein genuines Unwort, so die Fachjury unter Leitung von Rudolf Muhr von der Forschungsstelle Österreichisches Deutsch der Universität Graz zur Wahl, die in Kooperation mit der APA – Austria Presse Agentur erfolgte.

“Hallo, I bims!” ist Jugendwort des Jahres 2017

Nach “Hallo, I bims!” errang “Lauch” den zweiten Platz des Jugendworts. Damit ist nicht das Suppengemüse gemeint. Im Sprachgebrauch von Jugendlichen wird damit ein intellektuell unbedarfter, wenig fähiger Mensch bezeichnet wird, der nichts zusammen bringt. Rang drei, “Disappointinger”, bezeichnet eine Person, von der man (schwer) enttäuscht wird.

Mit “Mei Wien is net deppat!” kreierte Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) den Spruch des Jahres 2017. Damit kommentierte er den Umstand, dass seine Partei bei der Nationalratswahl zumindest in der Bundeshauptstadt Zugewinne verzeichnet hatte.

“Ein Satz noch… ” – diese Formulierung war von vielen Politikerinnen und Politikern im Rahmen der Fernsehdiskussionen zur Nationalratswahl zu hören. Danach folgte jedoch oft noch ein ganzer Vortrag – und die Kür zum Unspruch des Jahres 2017.

“Negativzinsen” ist Börsen-Unwort des Jahres

Der Begriff “Negativzinsen” ist von der Wiener Börse zum “Börsenunwort” des Jahres 2017 gekürt worden. Dahinter kamen “Bitcoin” und “Trump-Effekt”. Befragt wurden für die erstmals erstellte Reihung rund 1.000 Branchenvertreter, teilte die Wiener Börse am Donnerstag mit. Das Börsenunwort des Jahres werde von der Wiener Börse in Anlehnung an das Österreichische Wort des Jahres ermittelt.

Der Begriff “Negativzinsen” habe sich aufgrund der dramatischen Auswirkungen für den österreichischen Sparer an die Spitze des Rankings gesetzt. Auch wenn Konsumenten dank Urteil des Obersten Gerichtshofs (OGH) nicht von Negativzinsen betroffen sind, bestehe kein Grund zum Jubeln, schreibt der Chef der Wiener Börse, Christoph Boschan. “Denn Nullzinsen gepaart mit niedrigen Aktienquoten sind der Grund, warum Österreicher das europäische Schlusslicht bei Rendite auf Veranlagungen sind”. Das habe jüngst eine von der Allianz veröffentlichte Studie zur Realrendite im europäischen Vergleich bestätigt.

“Bitcoin” als Unwort genannt

“Bitcoin” sei intensiv als Unwort genannt worden, vor allem “wegen eines Widerspruchs in der steuerlichen Behandlung durch den Staat”. Denn Kryptowährungen werden in Österreich als digitales Gut gesehen, der Handel mit diesen ist umsatzsteuer- und – nach Ablauf einer einjährigen Spekulationsfrist – kapitalertragssteuerfrei. Bei realen Werten wie Aktien sehe der Gesetzgeber hingegen eine Kapitalertragssteuer von 27,5 Prozent vor.

Beim “Trump-Effekt” gehe es den Finanzspezialisten insbesondere darum, dass die Politik dominierender Faktor für die Entwicklung eines Finanzmarktes bleibe. Das sei spätestens dann klar geworden, als Trump “durch einen sorglosen Kommentar die Staatsanleihen Puerto Ricos auf Talfahrt schickte”.

APA/Red.

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