Zwei Jahre vor der Fußball-WM-Endrunde im eigenen Land hat das deutsche Nationalteam nicht nur vorzeitig von der Euro Abschied nehmen müssen, sondern mit Rudi Völler auch seinen Feldherrn verloren. Der 44-Jährige erklärte am Donnerstag in Almancil seinen überraschenden Rücktritt als Teamchef. Völler zog damit nur wenige Stunden nach dem 1:2 gegen Tschechien B die Konsequenz aus dem EM-Ausscheiden des Vize-Weltmeisters.
Völler verkündete seine Entscheidung, die er in der Nacht nach dem EM-K.O. im deutschen Mannschafts-Quartier DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder mitgeteilt hatte und die auch schon die Bild-Zeitung gemeldet hatte, bei der Abschluss-Pressekonferenz vor dem Rückflug nach Frankfurt/Main. Zwei Jahre vor der WM im eigenen Land habe er das Gefühl, dass es nur jemand machen kann, der unbefleckt ist und der Kredit hat. Er würde einen Rucksack mit sich herumtragen.
Mayer-Vorfelder bedauerte den Rücktritt und sagte zur Nachfolge- Frage: Ich werde mich auf der Suche von den Medien nicht in eine Hektik hineintreiben lassen. Dass Ottmar Hitzfeld ein Name ist, der in allen Überlegungen eine Rolle spielt, ist klar. Der ehemalige Trainer von Bayern München hat mit Ende der Saison seinen Vertrag mit dem deutschen Rekordmeister vorzeitig beendet. Er hatte erklärt, er werde ein Erholungsjahr einlegen.
Völler sagte, es müsse jetzt jemand vorne stehen, der aufweckt. Er selbst erfülle diese Voraussetzung nicht mehr. Noch unmittelbar nach dem Spiel gegen Tschechien hatte der Teamchef erklärt, seinen Vertrag mit dem DFB bis 2006 erfüllen zu wollen. Zugleich hatte er betont, er klebe nicht an seinem Stuhl. Unmittelbar nach dem Spiel habe er schon im Hinterkopf gehabt, dass es nicht mehr weiter gehen würde. Es sei keine spontane Entscheidung gewesen, ich hatte mir das schon früher überlegt.
Der Ex-Internationale, ursprünglich nur als Platzhalter für den vom DFB von 2001 an als Bundestrainer verpflichteten Christoph Daum (Koks-Affäre) geholt, hatte die Führung des Nationalteams vor vier Jahren nach dem EM-Debakel in Belgien und den Niederlanden übernommen. Als achter Verantwortlicher für das DFB-Team seit 1930 verbuchte er als großen Erfolg den Gewinn des Vize-WM-Titel 2002 in Japan und Südkorea. Völler nahm jetzt mit 29 Siegen, elf Remis und 13 Niederlagen seinen Hut.
Sein Nachfolger finde ein intaktes Umfeld vor. Ich sehe es nicht so schwarz wie vor vier Jahren. Er hätte das Team gern bis 2006 geführt. Aber in dieser Situation gehe es einfach nicht. Da ist der Egoismus der falsche Freund. Jetzt müsse ein Mann kommen, der die Ruhe bewahrt, der weiß, ich mache das zwei Jahre und dann nach mir die Sintflut. Er werde eine Auszeit nehmen, kündigte Völler an. Wann und wie ich wieder tätig werde, ist offen.
Das Abschneiden in Portugal sei nicht das Debakel wie vor vier Jahren. Was mir wehtut, wir haben nicht gegen die beste Mannschaft Tschechiens gespielt. Das ist einfach zu wenig. Die Mannschaft habe alles gegeben, doch es reichte eben nicht.