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Volkstheater-Schauspielerin Hilde Sochor wird heuer 90 Jahre alt

Hilde Sochor gilt als "lebende Legende".
Hilde Sochor gilt als "lebende Legende". ©APA
Volkstheater-Direktor Michael Schottenberg bezeichnet sie als "lebende Legende" des Theaters in Wien: Am 5. Februar 2014 feiert Schauspielerin Hilde Sochor ihren 90. Geburtstag.
60 Jahre Volkstheater in den Bezirken
Hilde Sochor auf der Bühne

“Ihr” Volkstheater feiert sie in einer Matinee am 9. Februar auf der großen Bühne mit Weggefährten wie Andrea Eckert, Otto Schenk, Roland Neuwirth, Andreas Vitasek, Stermann und Grissemann sowie ihren Kindern, Katharina Manker und Paulus Manker. Auch im Vorjahr hatte Sochor bei einer solchen Matinee noch einmal auf der Volkstheaterbühne gestanden – anlässlich des 100. Geburtstags ihres 1988 verstorbenen Ehemannes Gustav Manker. In seinem Ensemble und vor allem im Nestroy-Fach war Sochor, die promovierte Theaterwissenschafterin, zur Wiener Fixgröße geworden. 2007 erhielt sie den Theaterpreis “Nestroy” für ihr Lebenswerk. “Ein Lebenswerk kann man ja nur haben, wenn man alt ist”, sagte sie damals zur APA. “Aber es kommt darauf an, was man aus diesem Leben gemacht hat.”

Über Hilde Sochor

Sochor wurde am 5. Februar 1924 in Wien-Breitensee geboren, und wuchs bei der geschiedenen Mutter, zwei Schwestern und der Großmutter auf, in einem “Weiberhaushalt”, wie sie selbst in einem Interview meinte. Zunächst studierte sie Germanistik und Theaterwissenschaft, und nahm gleichzeitig Schauspielunterricht bei Leopold Rudolf und Wolfgang Heinz. Finanziert hat sie ihre Ausbildung als Kasperltheater-Spielerin an diversen Schulen. 1948 promovierte sie, und legte auch die Schauspielprüfung ab. Im selben Jahr debütierte sie an den Kammerspielen (in Alexander Lernet-Holenias “Parforce”), und erhielt auch ihre erste Rolle am Volkstheater in Anzengrubers “Der Pfarrer von Kirchfeld”.

1956 heiratete sie den Regisseur, Bühnenbildner und Theaterleiter Gustav Manker (gestorben 1979), unter dessen Leitung sie viele wichtige Rollen des Repertoires spielte und ein legendäres Nestroy-Ensemble am Volkstheater, dem sie bis 1996 als aktives Mitglied angehörte, wesentlich mitprägte. In rund 30 Nestroy-Produktionen stand Hilde Sochor auf dieser Bühne, wesentliche Rollen verkörperte sie in Stücken von Anzengruber, Brecht, Bruckner, Hauptmann, Ibsen, Schönherr, Wedekind, Williams, Hauptmann, Raimund. Leicht hatte es die dreifache Mutter in diesen Jahren nicht, und den Kindern zuliebe verzichtete sie auf internationale Tourneen. 1956 wurde Katharina geboren, 1958 folgte Paulus, und 1967 Magdalena.

Die “lebende Legende” des Volkstheaters

In Joshua Sobols “Weiningers Nacht” stand Sochor 1988 zusammen mit ihrem Sohn Paulus Manker, der auch Regie führte, auf der Bühne des Volkstheaters. Zu den Glanzlichtern der vergangenen Jahre gehören ihre Maria in Turrinis “Josef und Maria”, ihre Großmutter in Horvaths “Geschichten aus dem Wienerwald”, “Späte Gegend” von Lida Winiewicz oder das Werner Schwab-Programm “Seele brennt!”. 2007 absolvierte sie mit ihrem Solo-Programm “Ich bin ein Kind der Stadt” die Tournee des Volkstheaters in den Bezirken.

Sochor hat auch selbst Regie geführt, etwa in Nestroys “Haus der Temperamente” 1990. Neben dem Theater hat Hilde Sochor seit seinen Anfängen immer wieder für das Fernsehen gearbeitet. Als eine der ersten gehörte Hilde Sochor auch der legendären Stegreif-“Familie Leitner” an. Daneben wirkte sie in einer ganzen Reihe von Hörspielen mit, ihre TV-Serien – von “Hallo Hotel Sacher” über “Familie Merian” bis “Kaisermühlen-Blues” – haben sie auch österreichweit populär gemacht. Zehn Jahre lang plauderte sie in der Sendung “Im Konzertcafé” als Großmutter über Wien.

Schauspielerin kritisierte Wien

An ihrer Heimatstadt hatte die schlagfertige Doyenne allerdings stets auch einiges auszusetzen. “Wir wissen ja alle, wie das goldene Wiener Herz ausschaut! (…) Die Wiener Seele ist ein Kunstobjekt, das nur auf der Theaterbühne leben kann”, sagte sie einmal zu APA. Eine Wiener Tradition die von ihr daher stets hochgehalten wurde, war eben jene des “Volkstheaters” im Sinne eines Theaters für das Volk. “Das ist Shakespeare genauso wie Brecht, der wahrscheinlich größte deutsche Dramatiker des 20. Jahrhunderts.” Und natürlich Nestroy, der heute allerdings nur noch schwer spielbar sei – “weil es einfach diese Typen kaum mehr gibt”.

Auszeichnungen für Hilde Sochor

Für den Nachwuchs sorgte sie selbst bis 1993 als Leiterin der von ihr begründeten Schauspielschule des Volkstheaters. Auszeichnungen hat die große Schauspielerin viele erhalten, neben dem Lebenswerk-Nestroy u. a. den Nestroy-Ring der Stadt Wien, den Karl Skraup-Preis oder die Goldene Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien. Längst ist sie natürlich auch “Kammerschauspielerin” und “Professor”. 2012 erschiene ihre Autobiografie “Kinder, Küche, Bühne. Ein Leben in Bildern und Anekdoten” im Amalthea Verlag, die heuer anlässlich des bevorstehenden Geburtstages neu aufgelegt wurde.

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