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"Völlig überrascht": Nasa zeigt neue Fotos von Pluto und Monden

New Horizons. Pluto überrascht die Nasa
New Horizons. Pluto überrascht die Nasa ©EPA/ NASA
Seit mehr als neun Jahren warten Wissenschaftler auf diesen Moment: Die Sonde "New Horizons" ist nach mehr als fünf Milliarden Kilometern am Pluto vorbeigeflogen und hat jetzt erstmals Daten und Fotos zur Erde geschickt - mit überraschendem Inhalt.
Erste Fotos von Pluto

Nach ihrem Besuch beim Pluto hat die Sonde “New Horizons” Wissenschaftler mit Fotos von eisigen Bergen auf dem Zwergplaneten überrascht. Die Gipfel reichten bis in 3500 Meter Höhe, teilte die US-Raumfahrtbehörde Nasa bei einer Pressekonferenz am Mittwoch (Ortszeit) im US-Bundesstaat Maryland mit.

Zeitgleich veröffentlichte die Behörde auch zahlreiche Aufnahmen vom Pluto und seinen Monden in bislang unerreicht hoher Auflösung.

“Völlig überrascht”

Bereits die ersten Daten überträfen die hohen Erwartungen auf dramatische Art und Weise, sagte Nasa-Manager John Grunsfeld. “”New Horizons” schickt schon jetzt unglaubliche Ergebnisse. Die Daten sehen großartig aus und Pluto und sein Mond Charon sind faszinierend”, sagte Missionsleiter Alan Stern. Die Fotos hätten ihn “völlig überrascht”.

“Charon hat uns völlig vom Hocker gerissen”

Auf Fotos von Plutos Mond Charon sind ebenfalls hohe Berge und zudem kilometertiefe Gräben zu sehen.

EPA/NASA-JHUAPL-SwRI
EPA/NASA-JHUAPL-SwRI ©Eine Nahaufnahme einer bislang unbekannten Region nahe Plutos Äquator zeigt eine Reihe Gebirgen, die bis zu 3500 Meter über die Oberfläche seines eisigen Körpers ragen. Credit: EPA/NASA-JHUAPL-SwRI

Der Mond hat außerdem eine sehr dunkle Stelle, deren Entstehung sich die Wissenschaftler noch nicht erklären können. “Charon hat uns völlig vom Hocker gerissen”, sagte Nasa-Wissenschaftlerin Cathy Holkin.

SPACE NEW HORIZONS
SPACE NEW HORIZONS ©Ein Handout der Nasa zeigt Pluto und seinen Mond Charon unterlegt mit einem Falschfarbenfilter. Die Farbbilder zeigen, dass das “Herz” Plutos eigentlich aus zwei bemerkenswert verschiedenfarbigen Regionen besteht. Credit: EPA/NASA/APL /SWRI

Auch von Plutos Mond Hydra hat die Sonde “New Horizons” erstmals Fotos in vergleichsweise hoher Auflösung gemacht. Damit konnte die Größe des Mondes genauer auf 43 mal 33 Kilometer eingegrenzt werden. Seine Oberfläche ist wahrscheinlich mit Eis überzogen.

Hydra, einer der fünf Monde Plutos. Foto: NASA/JHUAPL/SwRI via AP
Hydra, einer der fünf Monde Plutos. Foto: NASA/JHUAPL/SwRI via AP ©Hydra, einer der fünf Monde Plutos. Foto: NASA/JHUAPL/SwRI via AP

Region könnte geologisch aktiv sein

Die Berge auf dem Pluto haben sich ersten Einschätzungen der Wissenschaftler zufolge wahrscheinlich erst vor weniger als 100 Millionen Jahren geformt. Die Region könnte also noch geologisch aktiv sein. “Es handelt sich um eine der jüngsten Oberflächen, die wir jemals im Sonnensystem gesehen haben”, sagte Nasa-Forscher Jeff Moore.

Pluto bekommt Besuch von der Erde

Nach mehr als neun Jahren und fünf Milliarden Kilometern war “New Horizons” am Dienstag als erster irdischer Flugkörper am Pluto vorbeigeflogen und hatte ihn mit sieben wissenschaftlichen Instrumenten untersucht. Die Freude der Forscher ist riesig – aber die Arbeit geht erst los: Die Daten und Fotos sollen in den kommenden 16 Monaten nach und nach zur Erde geschickt und untersucht werden.

Sonde rast in Region des Kuipergürtels hinein

“New Horizons” ist unterdessen schon längst wieder ganz woanders. Weil sie mit 50 000 Kilometer pro Stunde unterwegs ist, hat die Sonde den Pluto schon lange hinter sich gelassen und rast derzeit weiter in die Region des sogenannten Kuipergürtels hinein.

Von Sonne bis Pluto: Extremtemperaturen

Hintergrund: Extreme Hitze, extreme Kälte. Einige Fakten:

  • Minus 223 Grad – wärmer wird es nicht auf dem Zwergplaneten Pluto
  • Minus 196 Grad – so kalt ist flüssiger Stickstoff. Bei Hautkontakt drohen Verbrennungen
  • Der kälteste Ort der Erde liegt in der Antarktis – dort wurden am 21. Juli 1983 minus 89,2 Grad Celsius gemessen
  • Bei 0 Grad gefriert Wasser zu Eis
  • Körpertemperatur des Menschen: 36 bis 37,4 Grad Celsius. Schon bei 30 Grad und weniger droht Lebensgefahr
  • 56,7 Grad maß die Weltwetterorganisation WMO am 10. Juli 1913 im kalifornischen Death Valley: Hitzerekord.
  • Bei 100 Grad Celsius fängt Wasser an zu sieden
  • Bei 1538 Grad fängt Eisen an zu schmelzen
  • Etwa 5500 Grad beträgt die Oberflächentemperatur der Sonne

Nasa jubelt: “Wir haben es geschafft”

Bemüht gelassen spult Alice Bowman die Fragen an ihre Kollegen ab. Wie geht es der Sonde? Und wie den wissenschaftlichen Instrumenten an Bord? Sind Daten gesammelt worden? “Nominal”, bekommt sie immer wieder auf Englisch durch ihre Kopfhörer als Antwort zu hören. Alles in bester Ordnung.

Der kleinen grauhaarigen Frau schießen Freudentränen in die Augen, als sie sich im Nasa-Kontrollzentrum im US-Bundesstaat Maryland schließlich an ihr Team wendet. “Wir haben ein gesundes Raumschiff.” Spontan springen ihre Kollegen von den Stühlen auf, klatschen und jubeln. Mit einer kleinen US-Fahne in der Hand kommt Nasa-Manager Alan Stern ins Kontrollzentrum gerannt und springt Bowman in den Arm.

“Wir haben es geschafft”, jubelt er kurz darauf bei einer Feier für das Team. “Es war ein kleiner Schritt für “New Horizons”, aber ein gigantischer für die Menschheit.” Die Sonde ist am Zwergplaneten Pluto vorbeigeflogen – nach einer Reise von mehr als neun Jahren und fünf Milliarden Kilometern und als erstes Fluggerät überhaupt. “Pluto hatte gerade seinen ersten Besucher”, jubelt US-Präsident Barack Obama bei Twitter. Ein sichtlich ergriffener Nasa-Chef Charles Bolden schwärmt von einem “phänomenalen Tag” und einem “historischen Meilenstein”. Und Nasa-Manager John Grunsfeld feiert “die Krönung einer goldenen Ära der Planetenerforschung”.

EPA/ NASA
EPA/ NASA ©EPA/ NASA

Der eigentliche Höhepunkt der rund 700 Millionen Dollar teuren Mission war bereits am Dienstagmittag gegen 13:49 Uhr MESZ. Da raste die etwa Klavier-große und rund 500 Kilogramm schwere Sonde “New Horizons” (Neue Horizonte) mit rund 50 000 Kilometern pro Stunde in etwa 12 000 Kilometern Entfernung an Pluto vorbei und untersuchte ihn währenddessen mit sieben wissenschaftlichen Instrumenten. Weil sie aber mit Datensammeln schon völlig ausgelastet war, setzte die Nasa das Bestätigungssignal erst für viele Stunden später an.

“Ich bin völlig ausgerastet und war total gestresst, während wir auf das Signal gewartet haben”, gesteht Missions-Leiterin Bowman, die von allen in ihrem Team nur Mom (Mutter) als Abkürzung ihrer offiziellen Berufsbezeichnung Mission Operations Manager genannt wird. “Aber die Sonde ist glücklich, und die Daten sind gesammelt. Für mich ist damit ein Kindheitstraum wahr geworden, das ist unbeschreiblich.”

Zunächst aber wurden nur ein paar technische Basisdaten über den Zustand der Sonde zur Erde geschickt. Zuvor veröffentlichte die Nasa bereits ein kurz vor dem Vorbeiflug aufgenommenes Foto vom Pluto in bislang unerreichter Auflösung. Hunderttausende Menschen kommentierten das Bild im Internet – und entdeckten auf der Oberfläche des Zwergplaneten die Form eines Herzens.

Das “New Horizons”-Team, das unter anderem Disney-Pluto-Plüschhunde als Glücksbringer im Kontrollzentrum dabei hatte, ließ sich nach dem erlösenden Signal erstmal feiern. Schon am Mittwoch sollte die Arbeit dann aber so richtig losgehen. In einem ersten Sendefenster erwarten die Forscher zahlreiche Daten über den etwa minus 230 Grad kalten Pluto, der mit einem Durchmesser von etwa 2300 Kilometern kleiner als der Erdenmond (3500 Kilometer) ist.

16 Monate lang sollen die beim Vorbeiflug gesammelten Daten und Fotos nun zur Erde geschickt und ausgewertet werden. “Noch haben wir gar nichts gesehen, das war erst der Anfang”, sagt Nasa-Manager John Grunsfeld. “Die Sonde ist voller Bilder – wir können es gar nicht erwarten.” (APA/dpa/red)

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