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Völkerkunde macht Hilfe möglich

Die Ethnologin Doris Burtscher klärt für “Ärzte ohne Grenzen“ Einsatzgebiete ab. Ihr letzter Einsatz führte die Bludenzerin nach Niger. Die französische Kolonie wurde 1960 unabhängig.

Das Land ist arm, karg und dünn besiedelt. Agui- im Süden ist wenig mehr als ein Straßendorf. Ein paar Häuser, ein großer Viehmarkt. Hunger und Malaria wüten gleichermaßen.

Dabei wären Moskitonetze nicht so teuer. „Kosten zwei bis drei Euro.“ Warum sie dennoch nicht verwendet werden – das herauszufinden, ist ein Job für Doris Burtscher.

„Eigentlich wollte ich ja Musikerin werden.“ Die 41-Jährige hat ein Jahr lang in Graz Musiktherapie studiert. Sie spielt Cello und Klavier. Ein feines Gehör und Fingerspitzengefühl braucht sie auch in ihrem heutigen Beruf.

Geister und der Wind

Hilfe nimmt sich von fern ja leicht aus. Malaria? Da werden Moskitonetze helfen. Schwierig wird das erst, wenn man weiß, dass die Einheimischen die Malaria nicht den Moskitos zuschreiben. „Nach der Regenzeit weht ein heftiger Wind übers Land.“ Der, sagen die Haoussa, bringt die Krankheit. Oder sie fürchten böse Geister. „Dann rufen sie den Heiler zu Hilfe.“

Das kennt Doris Burtscher. 2001 hat sie einen Heiler im Senegal begleitet und in ihrer Diplomarbeit beschrieben.

Sie spricht mit hohem Respekt von der fremden Kultur. „Wir sagen den Leuten auch nicht, was sie tun sollen. Wir versuchen in Interviews herauszufinden, wie sie leben.“

Statussymbole

In Niger lag der Schlüssel zur Lösung des Problems in Männerhand. „Ein Mann lebt mit bis zu vier Frauen zusammen.“ Als Zeichen von Wohlstand erhalten die Frauen Emailtöpfe geschenkt. „Richtige Statussymbole“, sagt Burtscher. Nun muss es noch gelingen, Moskitonetzen denselben Status zu verschaffen.

„Ein weiter Weg.“ Manche haben Angst, dass die Netze nächtens Feuer fangen. Andere wissen nicht, wie man sie aufhängt. Wichtig aber ist, dass Menschen wie Doris Burtscher zunächst den Bann brechen. Oft wird so Hilfe erst möglich.

ZUR PERSON

  • Dr. Doris Burtscher
  • Beruf: Ethnologin
  • Geboren: 1965 in Bludenz
  • Familie: lebt in Partnerschaft
  • Ausbildung: Marienberg, Ethnologiestudium in Wien
  • Laufbahn: Seit 2001 bei “Ärzte ohne Grenzen“, sechs Auslandseinsätze, derzeit für Trainings zuständig.
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