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"Viyana - Bec - Wien": Wien Museum zeigt das Leben der Gastarbeiter

Das Wien Museum zeigt die prägende Arbeitsmigration seit den 1960er Jahren.
Das Wien Museum zeigt die prägende Arbeitsmigration seit den 1960er Jahren. ©APA (Sujet)
Das Wien Museum rückt mit der Schau "Geteilte Geschichte. Viyana - Bec - Wien" die persönlichen Erfahrungen hinter der Arbeitsmigration aus Jugoslawien und der Türkei seit den 1960er Jahren in den Fokus. Mit Gebrauchsgegenständen, Fotografien und Videointerviews werden Einblicke in den Alltag der Menschen, die als Gastarbeiter nach Wien kamen, gewährt.

Im Jahr 1964 schloss Österreich das Anwerbeabkommen mit der Türkei, zwei Jahre später folgte das Abkommen zur Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte mit Jugoslawien. “Die Geschichte und die Kultur der Stadt Wien ist eine vielschichtige”, sagte Museumsdirektor Matti Bunzl im Rahmen der Pressekonferenz anlässlich der Eröffnung der Ausstellung am Mittwoch. “Es ist uns seit langem ein Anliegen, diese Vielschichtigkeit zu repräsentieren.” Die Erzählungen der Migranten seien jahrzehntelang “ein Randthema der Forschung” geblieben, sagte Vida Bakondy, die die Schau gemeinsam mit Gerhard Milchram kuratiert hat. “Uns ging es um Objekte, die zeigen, wie Migranten angesichts der Diskriminierung, mit der sie konfrontiert waren, ihren Alltag bewältigten.”

“Geteilte Geschichte”: Wien Museum lässt Gastarbeiter erzählen

Im Rahmen der Ausstellung, die ab Donnerstag bis zum 11. Februar zu sehen ist, werden persönliche Gegenstände gezeigt, die in den vergangenen zwei Jahren im Zuge des Projekts “Migration Sammeln” dem Museum überlassen wurden. Die Schau, die für einen Raum im ersten Stock des Hauses am Karlsplatz konzipiert wurde, präsentiert eine Auswahl der rund 700 Objekte. Darunter befinden sich Arbeitskittel, eine bosnische Tracht, eine Vielzahl an Formularen, Ausweisen und anderen Dokumenten, die die Regulierung des Arbeitsmarkts verdeutlichen, sowie private Fotoalben. Auch eine Thermoskanne und ein alter Kassettenrekorder, mit denen einer der Schenker die lange Reise in die Heimat bewältigte, ein Kochtopf, den sich eine Gastarbeiterin mit ihrem ersten Lohn leistete, und ein handgemaltes Schild, das das Staatswappen der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien zeigt, werden ausgestellt.

In dem dunkel ausgemalten Raum sind einzelne Bereiche ausgeleuchtet, die sich jeweils einem anderen Thema widmen – von der Arbeit über Wohnen, Sprache und Bildung bis zum Kontakt zum Herkunftsland. Ein wichtiges Element der Ausstellung sind Videointerviews mit den Schenkern. Auf quer durch den Raum verteilten Leinwänden kommen die Menschen, die ihre persönlichen Objekte zur Verfügung gestellt haben, zu Wort. Da erzählt eine Frau zum Beispiel vom ersten Schultag im neuen Land, über die hohen Anforderungen an migrantische Schüler und die Schwierigkeit, Freundschaften zu schließen. Thematisiert werden auch die prekären Wohnverhältnisse. Viele Gastarbeiter mussten in überteuerten Substandardwohnungen leben, mit Klo und Wasser am Gang und fehlender Privatsphäre.

Die Ausstellung stellt nicht die Geschichte der Arbeitsmigration in Österreich dar, sondern fokussiert auf die persönlichen Erfahrungen der Menschen. “Für mich ist es ein zentraler Versammlungsort, der es ermöglicht, zu begreifen, dass wir eine gemeinsame Geschichte besitzen, und es uns ermöglicht, eine gemeinsame Identität auszubilden”, sagte Milchram. Der Titel “Geteilte Geschichte” verweise darauf, dass “wir mit den Migrantinnen und Migranten eine Geschichte teilen”, aber auch darauf, dass diese lange nicht erzählt bzw. abgetrennt behandelt worden sei.

(APA/Red)

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