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"Viva la libertad!" - Israel meldet Angriff auf berüchtigtes Gefängnis in Teheran

Israels Armee greift nach Angaben des Verteidigungsministeriums das berüchtigte Evin-Gefängnis in der iranischen Hauptstadt Teheran an.
Israels Armee greift nach Angaben des Verteidigungsministeriums das berüchtigte Evin-Gefängnis in der iranischen Hauptstadt Teheran an. ©APA/AFP/UGC
Israels Armee greift nach Angaben des Verteidigungsministeriums das berüchtigte Evin-Gefängnis in der iranischen Hauptstadt Teheran an.

Der israelische Außenminister Gideon Saar veröffentlichte ein Video, das eine Explosion an einem Gebäude des Gefängnisses zeigt, und schrieb dazu: "Viva la libertad!" (Spanisch: "Es lebe die Freiheit!"). Das israelische Militär meldete einen neuen iranischen Raketenangriff.

Im Evin-Gefängnis sind viele politische Dissidenten inhaftiert. Die Haftanstalt ist seit Jahrzehnten als Ort gravierender Menschenrechtsverletzungen verschrien - und im Iran gefürchtet.

Neben dem Angriff auf das Gefängnis "für politische Gefangene und Regimegegner" gebe es Schläge "mit beispielloser Härte" auf weitere "Regimeziele und staatliche Unterdrückungsorgane im Herzen Teherans", teilte das Büro von Verteidigungsminister Israel Katz am Montag mit.

Der staatliche iranische Nachrichtensender Fars veröffentlichte das Video einer Überwachungskamera, das den Einschlag an einem Eingang des Gefängnisses zeigen soll. Demnach kam dabei wohl eine Drohne oder ein Geschoss mit begrenzter Sprengkraft zum Einsatz.

Israel: "Regimeziele im Herzen Teherans"

Katz erklärte, man beschränke sich nicht mehr auf Atomanlagen und Raketenstellungen. "Die Armee schlägt derzeit mit beispielloser Härte gegen Ziele des Regimes und staatliche Unterdrückungsorgane im Herzen Teherans zu", erklärte er.

Iranische Medien machten widersprüchliche Angaben über das Ausmaß der Angriffe auf die Hauptstadt mit ihren zehn Millionen Einwohnern. Die iranische Nachrichtenagentur Tasnim meldete einen Angriff auf ein Umspannwerk, dementierte jedoch Berichte über einen Stromausfall.

Israel hatte am Freitag, den 13. Juni, einen Großangriff auf den Iran gestartet und bombardiert seitdem insbesondere Atomanlagen und militärische Einrichtungen in dem Land.

Die USA hatten sich in der Nacht auf Sonntag in den Krieg zwischen Israel und dem Iran eingeschaltet und die drei Atomanlagen Fordo, Natanz und Isfahan mit B-2-Kampfjets und GBU-57-Bomben angegriffen, die auch unterirdische Ziele zerstören können.

Iran droht USA mit harten Konsequenzen

Der Iran drohte nach dem US-Angriff auf seine Atomanlagen am Montag mit harten Konsequenzen und bezeichnete die legitimen Ziele für seine Streitkräfte als erweitert. Die USA müssten mit schweren Folgen für ihr Handeln rechnen, sagte Ebrahim Zolfaqari, Sprecher des zentralen iranischen Militärhauptquartiers Khatam al-Anbiya.

US-Präsident Donald Trump sei ein "Zocker", der sich dem israelischen Militäreinsatz gegen die Islamische Republik angeschlossen habe. "Herr Trump, der Zocker, Sie mögen diesen Krieg beginnen, aber wir werden diejenigen sein, die ihn beenden", sagte Zolfaqari in einer Videobotschaft.

Neue Angriffe aus dem Iran auf Israel

Die der iranischen Revolutionsgarde nahestehende Nachrichtenagentur Tasnim meldete, es seien in zwei Wellen Dutzende Drohnen verschiedener Art auf Israel abgefeuert worden. Zunächst gab es in mehreren Gegenden im Nordisrael Raketenalarm, kurze Zeit später auch im Zentrum des Landes, darunter in Tel Aviv und Jerusalem.

Israelischen Medien zufolge schlug eine iranische Rakete im Raum Lachish südlich von Jerusalem ein. Auch im Gebiet von Ashdod in Südisrael sei womöglich eine Rakete eingeschlagen. In Jerusalem waren wiederholt laute Einschläge zu hören. Zuvor waren Raketen am Himmel zu sehen, die über Jerusalem flogen, wie Reuters-Reporter berichteten.

Rund 15 Raketen aus Iran

Wenig später teilte das israelische Militär mit, dass die Bevölkerung die Schutzräume wieder verlassen könne. Such- und Rettungskräfte seien an mehreren Orten im ganzen Land im Einsatz, in denen eingeschlagene Geschosse gemeldet worden seien, teilte Israels Armee weiter mit. Berichte über Verletzte gab es zunächst nicht.

Israelische Medien berichteten, dass der Iran rund 15 Raketen abgefeuert habe und Teile abgefangener Raketen an mehreren Orten niedergegangen seien. Der staatliche Stromversorger teilte mit, nach einem Raketeneinschlag in der Nähe einer wichtigen Infrastrukturanlage gebe es in einigen Orten im Süden des Landes Stromausfälle. Das Unternehmen arbeite daran, die Stromversorgung schnell wieder herzustellen.

Israel: Neue Angriffe auf Iran

Israel hat nach eigenen Angaben am Montag in der Früh Ziele im Westiran angegriffen. Die Luftwaffe führe Angriffe auf "militärische Infrastruktur in Kermanshah" aus, teilte das Militär mit. Israels Armee griff eigenen Angaben nach außerdem sechs Flughäfen im gesamten Land an.

Dabei seien Start- und Landebahnen sowie 15 Kampfflugzeuge und Kampfhubschrauber der iranischen Regierung zerstört worden, die den Angaben nach israelische Angriffe verhindern sollten. Israels Militär wolle auf diese Weise die Lufthoheit über den iranischen Luftraum ausbauen.

Neben dem Evin-Gefängnis griff Israels Militär laut Katz unter anderem auch das Hauptquartier der paramilitärischen Basij-Miliz sowie das Hauptquartier der Abteilung für innere Sicherheit der Revolutionsgarde an. Zudem sei auch eine Uhr auf einem zentralen Platz in der Hauptstadt Ziel gewesen, die die Restzeit Israels runterzählen soll.

Miliz als Teil der Revolutionsgarden

Israels Armee sagte, die Luftwaffe habe Kommandozentralen und Einrichtungen der für die innere Sicherheit zuständigen Kräfte der Regierung sowie der Iranischen Revolutionsgarden (IRGC) angegriffen. "Diese Kommandozentralen haben erhebliche militärische Bedeutung und beeinträchtigen zudem die Fähigkeit des Regimes, seine Kontrolle auszuüben", hieß es in einer Mitteilung des Militärs. Die Angaben ließen sich allesamt zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Die Basij-Miliz wurde nach der Islamischen Revolution 1979 gegründet. Sie rekrutiert ihre Mitglieder überwiegend aus der jungen Bevölkerung. Die Miliz spielt eine zentrale Rolle bei der Unterdrückung von Protesten im Land. Als Teil der Revolutionsgarden zählt sie mehrere Hunderttausend systemtreue Anhänger. Die Einheit ist für ihre zentrale Rolle in der iranischen Sicherheits- und Militärstruktur bekannt.

Angriff auf Uhr

Laut Verteidigungsminister Katz war auch eine Uhr auf einem zentralen Platz in der Hauptstadt Ziel, die die Restzeit Israels runterzählen soll. Augenzeugen bestätigten der Deutschen Presse-Agentur, dass die Anzeige beschossen wurde.

Aus dem Iran wurden ebenfalls neue israelische Luftangriffe gemeldet. Es habe einen Angriff in der Nähe des iranischen Roten Halbmonds in Teheran gegeben, meldete die Nournews. Der Nachrichtenagentur Fars zufolge wurde auch die Großstadt Karaj, westlich von Teheran, von Israel mit Raketen beschossen. Laut der iranischen Nachrichtenagentur Ilna wurde ein Technikgebäude des staatlichen Rundfunks getroffen. Auch die Shahid-Beheshti-Universität sei getroffen worden, meldet die Nachrichtenagentur SNN.

Beide Seiten ziehen Opferbilanz

Bei den am 13. Juni begonnenen israelischen Angriffen sind nach iranischen Angaben bisher mehr als 400 Menschen getötet worden, zumeist Zivilisten. Die iranischen Vergeltungsschläge mit Raketen auf Israel töteten bisher 24 Menschen und verletzten Hunderte. Iranische Raketen konnten dabei erstmals die israelische Luftabwehr umgehen. Die Fähigkeit des Iran zur Vergeltung gilt jedoch nach den israelischen Angriffen als begrenzt.

(APA)

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