Enrico steigt aus. Miese Umfragewerte, fiese Intrigen – der Chef der wichtigsten italienischen Oppositionspartei haut ohne ein Wort einfach ab. Ein herrlich komisches Szenario hat sich Regisseur Roberto Ando für seinen Film “Viva la Liberta” (ab 4. April im Kino) ausgedacht. Der Titel des nach einem Roman Andos entstandenen Films trifft genau Enricos neues Lebensgefühl: “Es lebe die Freiheit”.
Kurzinhalt zu “Viva la Liberta”
Toni Servillo – für seine Rolle des nachdenklichen Lebemanns in “La Grande Bellezza” gerade zum besten Schauspieler Europas gewählt – spielt den desillusionierten, depressiven und müden Politiker. Und dann taucht Servillo in einer Doppelrolle gleich noch einmal in der amüsanten Story auf: als Enricos Zwillingsbruder Giovanni.
Den heuern die erst irritierten, dann verzweifelten Parteileute nämlich an, um Enrico zu “vertreten”. Die Öffentlichkeit soll davon natürlich nichts mitbekommen – die beiden Männer sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Nur seltsam, dass Enrico sein Auftreten und seine Ansichten plötzlich komplett umgekrempelt zu haben scheint.
Während der wahre, traurige Enrico inkognito zu einer ehemaligen Geliebten (Valeria Bruni Tedeschi) nach Paris reist, blüht der exzentrische Philosoph Giovanni in seiner neuen Rolle als Politiker so richtig auf. Vor allem aber verblüfft er Parteimitglieder, Journalisten und Wahlvolk. Sein selbst erklärtes Ziel ist es, die Italiener von der Angst zu befreien. Dafür hält er skurrile Reden mit mehr oder weniger passenden Zitaten von Shakespeare bis Brecht – und hat dank seiner selbstsicheren Ausstrahlung Erfolg. Auch die deutsche Kanzlerin (gespielt von Saskia Vester) wagt ein Tänzchen mit diesem ungewöhnlichen, gefühlvollen Politiker.
Kritik zum Film
Der 54-jährige Servillo spielte bereits in Paolo Sorrentinos “Il Divo – Der Göttliche” einen Politiker, den siebenfachen italienischen Ministerpräsidenten Giulio Andreotti. In “Viva la Liberta” zeigt Servillo gekonnt zwei Gesichter und die zwei Leben komplett verschiedener Charaktere.
Der Film hätte durchaus etwas bissiger ausfallen können, doch er funktioniert als Politsatire und Parabel um Macht und die Verführbarkeit der Massen. Dabei ist Giovanni ein charismatischer, aber zum Glück harmloser Verführer.
(APA/Red)