Vietnam und Irak: Viele Gemeinsamkeiten
Diese Situation gab es schon einmal, als 1967 unter dem damaligen Präsident Lyndon B. Johnson US-Truppen in Vietnam kämpften.
Vergleiche zwischen diesem Krieg und dem heutigen in Irak werden in den USA immer lauter und die Umfragewerte für Präsident George W. Bush immer schlechter, zumal Berichte über getötete Soldaten auch nach dem offiziellen Ende der Hauptkampfhandlungen nicht abreißen.
Jeder vierte Amerikaner sieht die Truppenentsendung nach Irak inzwischen als Fehler an – im Sommer 1967 dachten das ähnlich viele über Vietnam. Johnson zog wenige Monate später die Konsequenzen und kündigte an, er stehe für keine weitere Amtszeit mehr zur Verfügung.
Während 1965 noch zwei Drittel der vom Gallup-Institut befragtenUS-Bürger Johnsons politischer Linie zustimmten, schrumpfte die Zahl der Befürworter binnen zwei Jahren auf rund 40 Prozent. Bush verzeichnete in den vergangenen Monaten einen noch rasanteren Abstieg in der öffentlichen Meinung. Noch im April stimmten drei Viertel seiner Kriegspolitik zu, in einer am Donnerstag veröffentlichten Gallup-Umfrage – nur rund ein halbes Jahr später – äußerten sich bereits 54 Prozent dagegen.
Die Zahl derer, die die Stationierung von Truppen in Irak als Fehler werteten, hat sich seit Juli fast verdoppelt. Damals hatte nur etwa jeder Fünfte angegeben, die Truppenentsendung sei falsch gewesen.
Seit Beginn des Irak-Krieges am 20. März kamen mehr als 350 US-Soldaten ums Leben. Kaum ein Vergleich zu den Tausenden, die bis1967 im Vietnam-Krieg getötet wurden – insgesamt kostete der Krieg 58.000 Menschen das Leben. Trotz dieser unterschiedlichen Zahlen lasse sich jedoch eine bemerkenswerte Ähnlichkeit feststellen, sagte der Politologe John Mueller: Je mehr Todesfälle gemeldet würden, desto weniger Unterstützung gebe es für den Krieg.
Und anders als im Vietnam-Krieg erfährt die Öffentlichkeit heute dank Fernsehnachrichten und Internet von jedem einzelnen gewaltsamen Zwischenfall. Sollte sich an der Situation nichts verbessern, würden die Umfragewerte für Bush weiter leiden, meint Andrew Kohut, Leiter des Meinungsforschungsinstituts Pew Research Center for the People and the Press in Washington. Bei neuen Berichten über Opfer würden die Menschen gezwungen, sich auf eine Meinung über den Krieg festzulegen, sagt auch der Meinungsforscher Steven Kull.
Bushs politische Aussichten sind dennoch deutlich besser als die des Demokraten Johnson, der sich heftigem Widerstand der politisch Linken gegen den Vietnam-Krieg und einer immer schlechteren Wirtschaftslage gegenüber sah: Bush kann auf stabile Unterstützung aus den Reihen seiner Republikanischen Partei zählen, und die US-Wirtschaft scheint sich langsam zu erholen.
Dennoch vergleichen Kritiker inzwischen auch die Informationspolitik der Bush-Regierung mit der zu Vietnam-Zeiten. Sowerde während zunehmender Eskalation der Gewalt von Fortschritten in Irak gesprochen. Er sehe erstmals durchaus solche Parallelen, sagte der republikanische Senator John McCain, der fünfeinhalb Jahre in Kriegsgefangenschaft in Vietnam war, der Zeitschrift „Newsweek“. Und ein weiterer Vietnam-Veteran, der demokratischePräsidentschaftskandidat John Kerry, erklärte: „Das erinnert mich an den Ausdruck vom ’Licht am Ende des Tunnels’, der während Vietnam gebraucht wurde.“