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Vier Fälle stehen für jüngste Polizeigewalt gegen Schwarze in USA

Proteste für die vier jüngsten Fälle: Vom zwölfjährigen Buben bis zum 43-jährigen Familienvater.
Proteste für die vier jüngsten Fälle: Vom zwölfjährigen Buben bis zum 43-jährigen Familienvater. ©AP
Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt lassen die USA nicht zur Ruhe kommen. Angefeuert werden sie von immer neuer Gewalt weißer Polizisten gegen Afroamerikaner.
USA im Ausnahmezustand
Tausende protestieren gegen Polizei

In New York und anderen Städten machten in der Nacht zum Freitag erneut Tausende Menschen ihrem Ärger über die Justizentscheidung Luft, einen weißen Polizisten wegen des Todes eines unbewaffneten Schwarzen nicht anzuklagen. Die Demonstrationen verliefen weitgehend friedlich. In New York brachten die Demonstranten den zweiten Tag in Folge den Verkehr fast zum Erliegen. Immer wieder kam es zu Sitzblockaden auf Kreuzungen, die dann rasch von der Polizei aufgelöst wurden. Am Times Square kochte die Stimmung kurzzeitig hoch, als eine Menge von mindestens 3.000 Demonstranten kurz vor Mitternacht auf Hunderte Polizisten traf. “Wen beschützt ihr eigentlich?”, riefen sie den Sicherheitskräften zu. Es kam zu mehreren Festnahmen, aber keinem offenen Gewaltausbruch. Auch in den Städten Washington, Baltimore, Boston, Chicago und Philadelphia gab es Proteste.

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5c64192b2d754c43a54cde85b1f94d82-16a461c5f51e4b199516c272b11eafaa-0 ©Dutzende Festnahmen bei Demonstrationen. (Bilder: AP, EPA)

Erneut Schwarzer von Polizisten erschossen

In der Millionenstadt Phoenix im US-Staat Arizona wurde unterdessen ein weitere Fall bekannt, bei dem ein Polizist einen unbewaffneten Schwarzen erschoss. Daraufhin demonstrierten am Donnerstagabend rund 200 Menschen gegen die Todesschüsse des Polizisten. Der 34-jährige Rumain Brisbon habe sich bei einem angeblichen Drogendeal der Aufforderung eines Polizisten widersetzt, seine Hand aus der Hosentasche zu nehmen und sei schließlich bei einem Handgemenge erschossen worden, wie die Polizei mitteilte. Der Polizist habe vermutet, dass der Mann in seiner Tasche eine Waffe verberge. Dort befand sich jedoch lediglich eine Packung mit Medikamenten, die auch als Aufputschmittel benutzt werden können.

Ferguson als Auslöser der Proteste

Auslöser der landesweiten Proteste waren auch Entscheidungen von Geschworenen in Ferguson im US-Staat Missouri und Cleveland im US-Staat Ohio gewesen, auf eine Anklage weißer Polizisten zu verzichten, die unbewaffnete Bürger erschossen hatten. In Ferguson war der Schwarze Michael Brown durch die Schüsse eines Polizisten gestorben. In Cleveland wurde ein zwölfjähriger Schwarzer erschossen, der eine Pistolenattrappe in der Hand hielt.

Vier Namen stehen für jüngste Polizeigewalt

Der Zorn der Demonstranten entzündet sich vor allem an vier Vorfällen aus den vergangenen Monaten:

ERIC GARNER

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Der 43-jährige Familienvater starb Mitte Juli bei einem Polizeieinsatz in New York an den Folgen eines Würgegriffs, er wurde des illegalen Zigarettenverkaufs verdächtigt. “Ich kann nicht atmen”, stieß der an Asthma leidende stämmige Mann als letzte Worte hervor, wie später auf einem Amateurvideo zu sehen war. Am Mittwoch entschied eine sogenannte Grand Jury, keine Anklage gegen den weißen Polizisten Daniel Pantaleo zu erheben.

MICHAEL BROWN

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Der 18-Jährige wurde Anfang August in der Kleinstadt Ferguson im US-Staat Missouri von dem weißen Polizisten Darren Wilson mit sechs Kugeln erschossen. Der Teenager ging mit einem Freund mitten auf der Straße, weshalb er von der Polizei angehalten wurde. Wilson handelte nach eigener Aussage nach einem Handgemenge in Notwehr, allerdings war der Jugendliche unbewaffnet. In der vergangenen Woche entschied sich eine Grand Jury gegen eine Anklage.

TAMIR RICE

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Der Zwölfjährige starb Ende November in Cleveland im Staat Ohio durch Schüsse aus der Waffe eines weißen Polizisten. Beamte hielten eine Waffenattrappe, die der Bub in den Händen hielt, für echt. Aufnahmen einer Überwachungskamera zeigten, dass der Polizist nach der Ankunft am Ort des Geschehens binnen Sekunden schoss. Angaben eines Anrainers, der beim Alarmierungs-Notruf bei der Polizei von einer vermutlich unechten Waffe in den Händen des Kindes sprach, wurden den Beamten offenbar nicht übermittelt.

RUMAIN BRISBON

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Der 34-Jährige wurde am Mittwoch in Phoenix im Staat Arizona von einem weißen Polizisten erschossen. Offiziellen Angaben zufolge war der Beamte wegen vermuteter Drogendelikte vor einem Geschäft im Einsatz, als es eine Auseinandersetzung gab und er zwei Schüsse abfeuerte. Demnach vermutete der Polizist eine Waffe in der Tasche des Mannes. Dort befand sich jedoch lediglich eine Packung mit Medikamenten, die auch als Aufputschmittel benutzt werden können.

Alicia Keys: “Hymne” gegen Polizeigewalt

US-Soulsängerin Alicia Keys (33) hat mit einem neuen Lied und einem Musikvideo auf die Polizeigewalt in den USA gegen Schwarze aufmerksam gemacht. Sie habe “We Gotta Pray” (“Wir müssen beten”) schon vor einer Weile aufgenommen – aber nie habe der Text mehr bedeutet als momentan, schrieb Keys bei Twitter.

Am Ende des dazu verlinkten Videos wird ein Bild von Eric Garner gezeigt, der von Polizisten in den Schwitzkasten genommen worden war und später starb. Außerdem sind Bilder und Zitate der Freiheitskämpfer Nelson Mandela, Martin Luther King und Mahatma Gandhi zu sehen. Die “New York Times” nannte das Lied eine “Hymne”.

(APA)

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