Von Stefanie Schmied, 1030 Innovation Consulting
Was macht indoo.rs?
indoo.rs ist das Google Maps für Gebäude. Das Wiener Startup holt den Navigationspunkt, den man von GPS Geräten kennt, nach drinnen und lizenziert die Software, um darauf aufbauend verschiedenste Applikationen zu ermöglichen. indoo.rs nutzt die WLAN Infrastruktur in Gebäuden, bzw. arbeitet seit Ende 2013 auch mit Beacons und deren low energy Bluetooth Technologie.
Ihr derzeit prominentestes Projekt ist der Flughafen in San Francisco. Dort realisierte das Team ein Navigationssystem für blinde und sehschwache Menschen. indoo.rs hatte dafür einen von der Stadt San Francisco ausgeschriebenen Wettbewerb gewonnen, das Ziel war es, den Zugang und die Passagierfreundlichkeit des Flughafens zu erhöhen. Das Projekt lief über 3 Monate und umfasste die Installation von 300 iBeacons auf 60.000m² im Terminal 2.
Grundsätzlich steht am Anfang jedes Projekts eine Karte des Gebäudes, die erstellt werden muss. Vor Ort wird die Hardware, also Beacons installiert. Die Beacons senden Signale über Bluetooth 4.0 und die patentierten Algorithmen der indoo.rs Lösung ermöglichen eine genaue Positionierung in Gebäuden.
Weitere Projekte inkludieren weitere Flughäfen, Bahnhöfen, Museen, Messehallen, Einkaufszentren und große Bürogebäude. Die Vorteile für den Nutzer sind klar: man findet schnell und effizient den Weg in großen Gebäudekomplexen. Aber auch der Anbieter genießt entscheidende Vorteile: Als Einkaufszentrum bekommt man über das System beispielsweise Feedback, wo Besucher hingehen, wo sie sich aufhalten und wo sie nicht verweilen. Dadurch können zielgerichtete und ortsbasierte Maßnahmen realisiert werden.
Wer steckt dahinter?
Das Team von indoo.rs besteht mittlerweile bereits aus 18 Mitgliedern. Den Kern bilden 10 Developer, 4 Personen sind rein auf die Forschung fokussiert und 4 Leute kümmern sich um die Business Seite. Gegründet wurde indoo.rs von Bernd Gruber und Markus Krainz. Ihren erfahrenen CEO Hannes Stiebitzhofer hat sich das Startup Anfang des Jahres dazugeholt. Das Team sitzt im Frequentis Startup Center in Wien und ist derzeit dabei, einen weiteren Standort in San Francisco aufzubauen.
„Unsere größte Challenge“, so Florian Freitag, „war es vor allem am Anfang, im Markt ein Bewusstsein dafür zu schaffen, was mit unserer Technologie eigentlich alles möglich ist. In dieser Hinsicht fungierten wir oft nicht als Technologieunternehmen, sondern eher als Marketingberater.“ Gleich darauf räumt der Marketingverantwortliche aber ein, dass sich indoo.rs mittlerweile in der luxuriösen Position befindet, dass neue Kunden mit konkreten Vorstellungen auf sie zukommen. „Oft entstehen so ganz neue Anwendungsfelder, an die wir selbst noch nicht gedacht haben. Das ist extrem spannend.“
Wie kam es zu indoo.rs?
Gründer Bernd verbrachte 2010 mehrere Stunden am Düsseldorfer Flughafen, als er auf einen Anschlussflug wartete. Wegen eines Brandes, den es kurz davor gegeben hatte, herrschte dort das reinste Chaos. Er konnte weder eine Toilette, noch ein Restaurant finden. Er dachte, wie toll es wäre, wenn man einfach sein Handy verwenden könnte, um zum gewünschten Ort hinnavigieren zu können, anstatt zuerst komplizierte Hinweisschilder und Navigationstafeln studieren zu müssen. Die Idee war somit geboren. Bernd erzählte seine Idee Mitgründer Markus, der sich daran machte, eine Lösung zu entwickeln. 2 Jahre später war die erste Version der Software fertig und indoo.rs wurde gegründet. Seither geht es steil bergauf. In den letzten Monaten hat das Startup schon viele Demokonzeptvorstellungen bei potenziellen Kunden durchgeführt, es wurde viel getestet und gefeilt. Schwerpunktmäßig konzentriert sich das junge Unternehmen auf die Märkte Zentral- und Westeuropa und Nordamerika. Dem geografischen sowie generellen Wachstum sind aber natürlich keine Grenzen gesetzt, so gibt es auch schon erste Projekte in der Golfregion, in Südafrika und Australien.
Wie finanziert sich indoo.rs?
Am Anfang kam das Geld wie bei so vielen Startups großteils von FFF – Family, Friends & Fools, bzw. von den Gründern selbst. Anfang 2013 konnte das Team 3 Investoren ins Boot holen. indoo.rs wurde von Inits gefördert und vom ZiT unterstützt. Auf europäischer Ebene arbeitet das Startup gemeinsam mit Horizont 2020 an Forschungsprojekten. „Neben einer Softwarefirma kann man uns eigentlich darüberhinaus auch als Research-Center sehen.“, erklärt Florian. Seit gut einem Jahr ist die Finanzierung des Startups gesichert.
Und wie geht es weiter?
Die Vision ist, indoor-navigation auf allen mobilen Endgeräten möglich zu machen.
Das Team von indoo.rs arbeitet gerade an einer Lösung, große Flächen einfacher zu kartographieren. Derzeit müssen diese Karten noch händisch erstellt werden, um sie danach in das System einzutragen. In Zukunft soll dieser Prozess automatisiert sein und wesentlich schneller und anwendungsfreundlicher werden. Das würde theoretisch bedeuten, dass man ganze Städte innerhalb von ein paar Wochen vermessen könnte; eine wichtige Voraussetzung für eine weitreichende Skalierung der indoo.rs Lösung.